Langendreer. Wo einst D-Züge Reisende vom Bahnhof Bochum-Langendreer in die weite Welt brachten, lebt heute der historische Ort als Kulturbahnhof weiter.

Beinahe 40 Jahre sind vergangen, seit der Bahnhof Langendreer still gelegt wurde. Einst war er ein wichtiger Verkehrsknoten im Bochumer Osten.

Davon ist heute kaum noch was zu bemerken. Wer den zugigen Bahnsteig des S-Bahn-Haltepunktes „Langendreer“ betritt, der spürt nicht mehr viel vom Flair der großen, weiten Welt, den dieser Bahnhof einst ausstrahlte. Denn bis in die 1970er Jahre hinein hielten hier nicht nur Vorortzüge nach Recklinghausen oder nach Dortmund. Sondern auch D-Züge, mit denen man von Langendreer aus Europa erobern konnte.

„Eierköpfe“ und „Rollende Taschenlampen“ wurden die Züge genannt

Für die Reisenden gab es in der weiten Eingangshalle einen Fahrkartenschalter, der von einem meist freundlichen DB-Beamten betreut wurde. In späteren Jahren wurde die menschliche Arbeitskraft durch einen Karten-Automaten ersetzt.

Durch den Tunnel unter den Gleisen gelangte man zu den Bahnsteigen, um dort auf die Züge zu warten. Damals hießen diese charakteristischen Elektrotriebwagen der Baureihe ET 30 „Eierköpfe“. Die Akku-Triebwagen der Reihe ETA 150 wurden als „Rollende Taschenlampen“ bezeichnet.

 Taxi-Stand, Schultheiss-Bier-Werbung und knapper Parkraum: So ist der Bahnhof Langendreer vielen noch in Erinnerung. Hier eine Aufnahme von Mitte der 1980er Jahre.
 Taxi-Stand, Schultheiss-Bier-Werbung und knapper Parkraum: So ist der Bahnhof Langendreer vielen noch in Erinnerung. Hier eine Aufnahme von Mitte der 1980er Jahre. © WAZ

Seitdem hat sich viel verändert. Die direkt am Bahnhof Langendreer gelegene Zeche Bruchstraße ist längst ebenso Geschichte wie die Opel-Werke, die dem Bergwerk folgten. Zwar gibt es den Bahnhof Langendreer immer noch, aber er ist nur noch ein mehr oder weniger gesichtsloser Punkt der S-Bahn Rhein-Ruhr, bahninternes Kürzel: EBP.

Im Oktober 1860 hatte die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft (BME) den ersten Bahnhof in Langendreer eröffnet. Er lag weit vom damaligen Ortskern um die Christuskirche entfernt nahe des heutigen Haltepunkts Langendreer-West – weswegen die Gegend dort immer noch „am Alten Bahnhof“ genannt wird. Diese erste Station war vor allem für den Güterverkehr von und zu den Zechen Mansfeld, Vollmond und Neu-Iserlohn wichtig, Personenverkehr spielte noch kaum eine Rolle.

Unter Denkmalschutz gestellt – als Kulturbahnhof wiedereröffnet

Im November 1874 eröffnete der zweite Bahnhof in Langendreer (östlich des heutigen Kulturzentrums), betrieben von der Konkurrenzgesellschaft Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft (REG). Nach der Verstaatlichung gingen die BME und REG in den Besitz der Preußischen Staatseisenbahn über, die Bahnhöfe wurden in „Langendreer-Süd“ beziehungsweise „Langendreer-Nord“ umbenannt

Weitere Verkehrszuwächse führten Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer großen Umgestaltung der Bahnanlagen. 1907/08 entstand das wuchtige neue Empfangsgebäude – das heutige Kulturzentrum – im Jugendstil mit Wölbdächern. Mit der Eingemeindung nach Bochum wurde der Bahnhof am 1. August 1929 in „Bochum-Langendreer“ umbenannt.

Zechensterben ab Ende der 1950er Jahre

Bedingt durch das Zechensterben ab Ende der 1950er Jahre, ging die Bedeutung des einstigen Großbahnhofs nicht nur für den Gütertransport zurück. 1982 wurde die DB-Station Langendreer als Schnellzughalt aufgegeben; mit der Eröffnung der S-Bahn mit den zwei neuen Stopps „Langendreer West“ und „Langendreer“ wurde der Personenbahnhof 1983 stillgelegt.

Dass von dem immer noch hübsch anzusehenden historischen Bahnhof überhaupt noch ‘was übrig ist, ist einer Bürgerinitiative zu verdanken. Die Initiative bewahrte 1985 das Empfangsgebäude vor dem Abriss. Es wurde unter Denkmalschutz gestellt, aufwändig renoviert und 1986 neu eröffnet: Als Kulturbahnhof lebt der Bahnhof Langendreer weiter.