Bochum. Nach dem Tod einer 14-Jährigen sind jüngst zwei Mädchen wegen des Konsums von Ecstasy zusammengebrochen. Die Mädchen sollen sich gekannt haben.

Nachdem nur kurz nach dem Tod einer 14-Jährigen erneut zwei junge Mädchen nach dem Konsum von Ecstasy-Pillen im Krankenhaus gelandet sind, warnt der Direktor der Universitätskinderklinik Bochum in deutlichen Worten.

Vor etwa zwei Wochen war eine Bochumerin (14) zusammengebrochen, nachdem sie Ecstasy genommen hatte. Das Mädchen wurde zunächst in der Kinderklinik Bochum behandelt, starb schließlich in einem Essener Krankenhaus. Mit Organersatzverfahren hatten Ärzte in einer Essener Spezialklinik noch versucht, das Leben der 14-Jährigen zu retten – vergeblich.

Kurz nach Tod der 14-Jährigen landen wieder Mädchen nach Ecstasy-Konsum in Klink

Nur kurze Zeit später hatte die Kinderklinik erneut junge Patientinnen nach Ecstasy-Konsum. Dieses Mal waren die Mädchen 13 und 15 Jahre alt. Sie waren mitten in der Nacht in der Wattenscheider Fußgängerzone zusammengebrochen, ihnen geht es nach Angaben der Polizei heute wieder gut. Der mutmaßliche Dealer der beiden Mädchen wurde von der Polizei am Bochumer Hauptbahnhof erwischt.

Wo es Informationen und Beratung gibt

Beim letzten vorliegenden Bericht der Bochumer Drogenberatungsstelle für 2019 spielte bei den betreuten Männern und Frauen Ecstasy nur eine untergeordnete Rolle. Von den insgesamt 910 betreuten Personen gab es lediglich zwei Frauen, die aufgrund ihres Ecstasy-Konsums beraten wurden. Der Blick auf die Altersgruppe der unter 15-Jährigen bei allen Klienten zeigt, dass deren Anteil bei gerade einmal einem Prozent liegt. Aussagen über die tatsächliche Zahl der Konsumenten dieses Stoffes lassen sich dadurch natürlich nur begrenzt tätigen.

Die Beratungsstelle der Krisenhilfe und der Präventionseinrichtung „In Echtzeit“ steht auch in Corona-Zeiten für Fragen – auch von besorgten Eltern – zur Verfügung. Der Kontakt ist telefonisch, montags bis freitags, 9 bis 16 Uhr, 0234/96 47 80, oder übers Internet info@krisenhilfe-bochum.de möglich.

Nach Informationen der WAZ kannten sich alle Mädchen untereinander. Die nach dem Konsum verstorbene 14-Jährige soll die Ecstasy-Pillen auf einer Geburtstagsfeier genommen haben. „Alle drei Mädchen waren bei uns in der Klinik. Wir waren total erschüttert“, sagt Professor Thomas Lücke, Direktor der Universitätskinderklinik Bochum.

Wirkung der Droge extrem gefährlich: „Menschen verkochen innerlich“

„In der Gesamtsicht ist das sicher eine zufällige Häufung. Es ist aber schon so, dass gerade auch jüngere Mädchen häufiger zu Ecstasy greifen.“ Dabei sei die Wirkung der Droge extrem gefährlich. „Die wissen gar nicht, was das Zeug bewirken kann. Der Kreislauf wird massiv angekurbelt, die Körpertemperatur steigt. Die Menschen verkochen innerlich.“

Auch Muskeln könnten nach dem Konsum zerfallen und ein Multiorganversagen resultieren. Und eine effektive Therapie gibt es nicht. „Wir versuchen, die Kinder symptomatisch zu stabilisieren.“ Dazu senken die Ärzte, die Temperatur der Kinder und führen ihnen Flüssigkeit zu. „Es gibt aber kein Verfahren, mit dem wir die Droge einfach wieder aus dem Körper bekommen“, sagt Professor Thomas Lücke.

Bei regelmäßigem Konsum seien auch Langzeitschäden, wie Gedächtnisprobleme erwartbar. Sorge bereiten dem Kinderarzt außerdem, die oft an Bahnhöfen angebotenen als „Badesalz“ oder „Duftkissen“ getarnten Drogen. „Der Name wirkt harmlos, doch die Wirkung kann genauso verheerend sein.“

Die Rolle der Schulsozialarbeiter

Bereits seit 2012 kümmern sich Schulsozialarbeiter und -arbeiterinnen an vielen Bochumer Schulen um die Kinder und Jugendlichen. Davon sind 42 direkt bei der Stadt angestellt, weitere 30 werden über das Land alarmiert. Jörg Klingenberg ist als Leiter des Jugendamtes auch für die Schulsozialarbeiter verantwortlich. „Wir waren hier natürlich alle geschockt von den Ereignissen“, sagt er und hat sich nach der WAZ-Anfrage direkt umgehört.

Es gebe aber derzeit keinerlei Erkenntnisse, dass es entweder speziell in Wattenscheid oder generell unter heranwachsenden Mädchen einen steigenden Konsum von Ecstasy-Pillen gebe. Dazu räumt er jedoch ein, dass derzeit die Kontaktmöglichkeiten der Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen durch die Corona-Pandemie äußerst eingeschränkt seien. „Zwar gibt es Video-Kontakte oder selten mal Treffen mit Abstand. Aber seit der Schließung der Schulen ist es schwierig“, sagt Klingenberg.

Auch der Soziale Dienst ist alarmiert

Nach den jetzt bekannt gewordenen Fällen sei auch der Soziale Dienst der Stadt alarmiert. Klingenberg: „Unsere Leute gehen natürlich auch jetzt bei massiven Problemen direkt in die Familien. Aber es ist schon alles mühseliger geworden.“

Die Bochumer Drogenberatungsstelle Krisenhilfe hat in letzter Zeit keinen Anstieg beim Konsum solcher Drogen festgestellt. Doch die fachliche Leiterin Silvia Wilske warnt, dass dies nicht bedeute, dass Ecstasy bei Jugendlichen keine Rolle spiele. „Es wäre möglich, dass diese Szene sich sehr abschottet. Der Tod des 14-Jährigen Mädchens hat uns alle hier sehr betroffen gemacht.“

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