Bochum. Ruth Piedboeuf-Schaper leitete viele Jahre den Sozialen Dienst bei der Stadt Bochum. Jetzt ist die Abteilungsleiterin im Ruhestand.
Als sie 1983 als Bezirkssozialarbeiterin beim Sozialen Dienst des Jugendamtes startete, da dachte sie: „Das mache ich nun für ein paar Jahre“. Doch Ruth Piedboeuf-Schaper sollte sich zumindest in einer Hinsicht irren: Den Sozialen Dienst verließ sie erst 37 Jahre später – dann als Abteilungsleiterin. „Das waren bewegende Jahre“, sagt die 65-Jährige, die Ende Juli in Rente gegangen ist, rückblickend.
Durch den Aufstieg zur Sachgebietsleiterin in Langendreer (1986), zur stv. Abteilungsleiterin (2002) und schließlich zur Leiterin des Sozialen Dienstes (2007) hatten sich ihre Aufgaben stetig verändert. Zusätzlich lehrte die studierte Sozialarbeiterin an der Evangelischen Fachhochschule, machte nebenbei eine Ausbildung zum Führen in Non-Profit-Organisationen. „Die Bedeutung des Sozialen Dienstes hat sich in meiner Amtszeit sehr verändert. Es sind immer mehr freie Träger dazugekommen“, sagt sie und berichtet: „Bevor Hartz IV kam, haben wir noch den Außendienst für das Sozialamt übernommen und etwa in den Familien vor Ort überprüft, ob eine Bedürftigkeit besteht.“
Zu ihrem Tätigkeitsfeld gehörten auch stets Inobhutnahmen bei Kindeswohlgefährdung. „Durch neue Gesetze wie das Kinder- und Jugendhilfegesetz hat sich das Verständnis von der Zusammenarbeit mit den Familien geändert“, erzählt Piedboeuf-Schaper. Das Verständnis dafür, dass man nicht über, sondern mit den Familien Entscheidungen treffe, sei stetig gewachsen. „Das wollte ich im Team immer verbreiten“, sagt sie.
Sie würde ihren Job wieder wählen
Manches in ihrer Arbeit konnte sie nicht so schnell beiseitelegen – stets galt es sich mit anderen auszutauschen, um Fall-Familien „nicht abends auf dem Sofa sitzen zu haben“. Piedboeuf-Schaper sagt: „Der Fall Justin aus dem Jahr 2005 hat mich in meiner Arbeit nachhaltig beeinflusst.“ Bei dem aufsehenerregenden Fall kam ein Säugling durch Misshandlung ums Leben, obwohl die Familie dem Jugendamt bekannt war.
Trotzdem würde sie ihren Job wieder wählen. „Wenn ich etwas Handwerkliches gemacht hätte, hätte ich schneller Erfolge gesehen. Aber das war es wert“, sagt sie und findet nun: „Es ist Zeit zu gehen. Jüngere sollen neue Ideen einbringen - mit der Energie, mit der ich einst angefangen habe.“ Die nutzt sie künftig lieber fürs Wandern und Lesen.
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