Bochum/Hattingen. . Fast drei Millionen Euro soll ein Hattinger (47) mit Drogengeschäften umgesetzt haben. Vor Gericht geht es auch um massenhaft Kinderpornografie.
Um solche Mengen Rauschgift geht es nur selten vor dem Bochumer Landgericht: rund 350 Kilogramm Amphetamine und rund eine Million Ecstasy-Pillen. Damit soll ein 47-jähriger Angestellter aus Hattingen jahrelang in seiner Heimatstadt und in Bochum gehandelt und einen Umsatz von fast drei Millionen Euro erzielt haben. Seit Montag steht der Mann vor der 9. Strafkammer.
Insgesamt 98 Drogengeschäfte in den Jahren 2005 bis 2017 werden ihm vorgeworfen. Vereinzelt soll er auch mit Marihuana gehandelt haben. Doch im Prozess geht es noch um viel mehr als um Rauschgift. Der Staatsanwalt liest rund eine halbe Stunde massenhaft Fälle von Kinderpornografie vor, die auf Bild- und Videodateien festgehalten worden sind – insgesamt sollen es mehr als 2500 Fälle sein.
Angeklagte sitzt seit fast einem halben Jahr in U-Haft
Als der Angeklagte im vergangenen Januar wegen der Drogenvorwürfe festgenommen und in U-Haft gesperrt worden ist, haben die Ermittler seine Wohnung durchsucht. Dort fanden sie die Dateien, auf denen zu sehen ist, wie unbekannte Täter weibliche Kinder und Jugendliche zu massiven sexuellen Posen und Handlungen nötigen. Der 47-Jährige habe diese Aufnahmen besessen, so der Staatsanwalt, um seine kinderpornografischen Interessen und Neigungen auszuleben.
Ankläger und Verteidiger fetzen sich bei Anklageverlesung
Das Bochumer Landgericht hat fünf weitere Verhandlungstage bis 30. August eingeplant.
Während der Anklage kam es zu einem kurzen, aber heftigen Wortwechsel zwischen Staatsanwalt und Verteidiger. Während der Staatsanwalt die Anklage vortrag, flüsterte der Angeklagte seinem Anwalt etwas zu. Das verbat sich der Staatsanwalt in einem kräftigen Tonfall; er könne sonst unangenehm werden. „Was heißt das?“, fragte der Verteidiger. Das werde er dann schon merken, konterte der Staatsanwalt.
Bis heute sitzt der Mann in der JVA Essen in U-Haft. Zum Prozessauftakt machte er noch keine Angaben, das will er erst am zweiten Verhandlungstag am 22. Juli machen. Wie am Rande des Prozesses aber bekannt wurde, soll der Angeklagte die Drogenvorwürfe einräumen, allerdings nicht die in der Anklage genannten Mengen, sondern viel weniger. Von den Dateien mit der Kinderpornografie will er hingegen gar nichts wissen. Er will sie beim Herunterladen von anderen legalen Daten mit ganz anderen Inhalten unwissentlich mit heruntergeladen haben, wie sein Verteidiger sagt.
„Mich kennt eigentlich die ganze Stadt“
Der Angeklagte fürchtet, dass in Hattingen alle erfahren, was ihm vorgeworfen wird. Deshalb regte der Verteidiger an, dass die Anklage mit den Kinderpornografie-Vorwürfen unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgelesen wird. Er sei in Hattingen „sehr, sehr bekannt“, erklärte der Angeklagte. „Mich kennt eigentlich die ganze Stadt. Ich werde quasi an den Pranger gestellt. Das macht mir arg Sorgen, weil ich ein guter Vater war.“
Das Gericht – und auch der Staatsanwalt – sahen aber keinen Grund, die Öffentlichkeit auszuschließen.