Bochum-Langendreer. Viele Jahre hat es gedauert: Wo früher in der Disco „Zwischenfall“ in Bochum-Langendreer getanzt wurde, wird nun ein Neubau hochgezogen. Endlich.
Über viele Jahre lag das Baufeld am Tor zum Alten Bahnhof in Bochum-Langendreer brach. Nix passierte, die Natur nahm wieder Besitz von der Fläche, wo früher das Haus mit der legendären Disco „Zwischenfall“ stand. Diese brannte ab, das Gebäude wurde abgerissen, ein neues war geplant. Nur tat sich nichts. Bis jetzt. In der kommenden Woche wird mit dem Rohbau eines neuen Wohngebäudes begonnen. Endlich.
„Zwischenfall“-Brache: Auf der Baustelle in Bochum-Langendreer wird endlich gebaut
„Ich hab’s ja immer gesagt: das wird. Aber mir wollte niemand glauben“, sieht sich Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD) nun bestätigt. Sie und die anderen Lokalpolitiker haben das Projekt „Zwischenfall“ von Anfang an begleitet, unterstützt und auch politischen Druck ausgeübt. Lange Zeit vergebens.
Von einem „harten Ritt“ bis zum jetzigen Baustart spricht demnach auch Carsten Dreyer. Er ist im Januar 2018 von der Investorengemeinschaft als Projektmanager damit beauftragt worden, den geplanten Neubau zu verwirklichen. Als Dreyer übernahm, „war das Projekt eigentlich gestorben“. Es habe „mannigfaltige Probleme“ im Genehmigungsverfahren gegeben, insbesondere war die Frage der Anlieferung des Netto-Supermarktes ungeklärt.
Der Discounter soll nämlich das Erdgeschoss beziehen. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Netto über die Alte Bahnhofstraße, also die sehr belebte Einkaufsstraße am Alten Bahnhof, beliefert werden soll. Diesem Plan machte die Stadt zur Auflage, dass dies nur mit einem Einweiser ginge. Dreyer: „Das hat Netto nicht mitgemacht.“ Ein Lösungsansatz wurde nicht gefunden, dementsprechend gab es auch keine Baugenehmigung.
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Zu diesem Zeitpunkt übernahm Carsten Dreyer und „drehte das Ganze auf Links“. Unterstützung suchte er bei Andrea Busche. „Ich habe sie angerufen und um einen Termin gebeten. In ihrem Büro haben wir nach Lösungen gesucht. Sie hat mir Mut gemacht, weiterzukämpfen, und mir die passenden Ansprechpartner bei der Stadt genannt.“ So ging es voran.
Netto zieht ins Erdgeschoss ein
Dreyer ist nicht nur der Bezirksbürgermeisterin dankbar, sondern auch der Stadtverwaltung. Die Zusammenarbeit mit dem Bauordnungsamt klappe vorbildlich und man leiste im Rathaus bereitwillig Hilfestellung bei jeglichen Problemen.
Diese scheinen nun behoben. Es wird nach vorn geschaut. „Wir stehen jetzt auf solidem Fuß und haben erneut den Startknopf gedrückt“, sagt Dreyer, der aus Recklinghausen stammt, den Alten Bahnhof in Langendreer aber gut kennt. Denn: „Auch ich habe damals im ,Zwischenfall’ ganz in Schwarz gekleidet getanzt.“
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Die Erdarbeiten auf der Baustelle wurden vor wenigen Tagen beendet, kommende Woche wird mit dem Rohbau begonnen. Auf den Netto, der nun über die Rückseite, die Seitenstraße Im Uhlenwinkel, beliefert wird, werden drei bis vier Geschosse gesetzt, alles mit Klinker- und Putzfassade. Ganz oben ist eine Dachterrasse mit Spielplatz geplant.
Mietvertrag ist von Netto unterschrieben
Das neue Wohnhaus soll etwas kleiner als das Nachbarhaus (Nummer 206) mit dem Tedi sein. „Es soll sich ja optisch in den Gebäudebestand einfügen“, sagt Andrea Busche. Mit den Bauarbeiten sei man drei Monate im Verzug, teilt Carsten Dreyer mit. „Wegen Corona.“
Im dritten/vierten Quartal 2021 soll der Netto-Markt eröffnen können. Dreyer: „Die Mietvertrag ist unterschrieben.“ Ob die Wohnungen dann auch schon bezugsfertig sein werden, kann er noch nicht abschätzen.
36 unterschiedlich große Mietwohnungen sind vorgesehen, mit ein, zwei oder drei Zimmern. Die Größe variiert zwischen 40 und 80 Quadratmetern. Alle Wohnungen sind barrierefrei und verfügen über einen Balkon. Kosten: Zwischen 8,50 und 9,50 Euro pro Quadratmeter.
„Wir planen schon einen gewissen Standard“, sagt Carsten Dreyer, sozialer Wohnungsbau sei an dieser Stelle nicht geplant. „Wir liegen hier aber nicht im Luxussegment.“ Von daher seien auch Studenten willkommen. Ursprünglich sollte das Gebäude ausschließlich aus Studentenappartements bestehen. Davon sind die Investoren abgerückt. Man sei nun „zielgruppenoffen“, sagt Dreyer.
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Andrea Busche begrüßt diese Art von Wohnungsbau am Alten Bahnhof. „Natürlich sind wir große Freunde des sozialen Wohnungsbaus“, sagt sie, „aber wir müssen auch mal in die andere Richtung denken. Das kann für eine andere Durchmischung sorgen. Nur so schafft man gute Quartiere.“
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