Bochum. Aus den evangelischen Kitas in Bochum bekam das Ministerium Corona-Masken zurück – mit einem Protestbrief. Denn diese seien nicht zu gebrauchen.
Die Erzieherinnen und Erzieher in den evangelischen Kitas in Bochum sind stocksauer. Denn die Schutzmasken, die ihnen das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in diesen Corona-Zeiten zur Verfügung gestellt hat, sind aus ihrer Sicht nicht zu gebrauchen. Sie wurden von ihnen alle in Kartons gepackt und wieder zurück nach Düsseldorf geschickt – zusammen mit einem gemeinsam aufgesetzten Protestbrief.
Protest aus den Bochumer Kitas: Schutzmasken vom Land bringen nichts
„180 Masken haben wir bekommen, für 14 Mitarbeiter“, sagt Susanne Zimmeck-Gantenberg, Leiterin der evangelischen Kita Arche Noah in Langendreer. Es waren allerdings keine fertigen Schutzmasken, die vom Ministerium zum Neustart in den Kitas vor 14 Tagen geliefert wurden. „Wir mussten sie selbst basteln.“ Stoff, Gummiband und Klebestreifen für den Nasenbereich wurden einzeln verschickt. „Und gingen somit durch mehrere Hände – so viel zum Schutz.“
Mehrere Minuten dauere es, eine Maske herzustellen. Bei der Menge an Material geht da viel Zeit drauf. Zeit, die die Erzieherinnen und Erzieher im Kita-Alltag nicht haben. Viel schlimmer aus Sicht von Susanne Zimmeck-Gantenberg: „Auch fertig sind diese Masken nicht gut genug, um uns ausreichend zu schützen.“ Sie vergleicht sie mit „besseren Filtertüten“, und den Stoff mit mehrlagiger Küchenrolle. Und halten wurden sie allenfalls zehn Minuten.
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Diese Ausrüstung geht aus Sicht der Kita-Teams gar nicht. „Wir müssen uns ja sicher fühlen“, sagt Susanne Zimmeck-Gantenberg, „denn Abstand halten im Kindergarten ist nicht möglich.“ Sie habe für sich und ihr Team selbst Masken gekauft. „Viele nutzen auch private.“
In den Bochumer Kitas wird die Wertschätzung vermisst
Die Erzieherinnen und Erzieher in evangelischen Kitas in Bochum fühlen sich und ihre Arbeit durch das Ministerium nicht richtig wertgeschätzt. Das geht auch aus dem Protestbrief hervor. „Wir Kitaleitungen des evangelischen Kirchenkreises Bochum sind, wie viele andere Pädagogen in NRW, empört über die Art und Weise, wie mit unserer Gesundheit und unserem Wohlergehen umgegangen wird“, heißt es darin.
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Und weiter: „Wir glauben, dass man sagen kann, dass die vielen pädagogischen Fachkräfte des Landes die Corona-Lage sicher und verantwortungsvoll und ohne großes Aufheben gemeistert haben.“ Umso unverständlicher sei es in der jetzigen Situation, die sicher noch einmal einen weiteren Meilenstein im Umgang mit der Pandemie darstellt, „dass uns von Seiten der Politik mit der Lieferung der Masken eine so geringe Wertschätzung entgegengebracht wird“.
Die Kitaleitungen bringen in dem Protestbrief aber nicht allein deshalb ihre Enttäuschung zum Ausdruck. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, „da zuerst Pädagogik und frühkindliche Bildung gesetzlich festgeschrieben wurden und nun genau das Personal, welches dieses leisten soll, verheizt wird“. Und sie stellen klar, „dass wir ein Anrecht auf eine regelmäßige Testung haben, die das Infektionsrisiko in den Einrichtungen minimiert“.
48 Millionen Atemschutzmasken verteilt
Insgesamt wurden (Stand 19.06.2020) seitens der Landesregierung NRW bisher rund 48 Millionen Atemschutzmasken, rund 147.000 Schutzkittel und Schutzanzüge, rund 2,1 Millionen Schutzbrillen und Schutzvisiere, eine Million Handschuhe, rund 1,3 Millionen Test-Kits und rund 138.000 Liter Desinfektionsmittel verteilt.
Grundsätzlich befinden sich im Landeslager laut Ministerium sowohl fertige als auch noch zu montierende Masken, die aber alle qualitativ überprüft worden sind, und dort, wo sie gebraucht werden, auch zu Verfügung gestellt werden sollen. Die vom Land in der aktuellen Notsituation beschaffte Schutzausstattung werde über die Bezirksregierungen und die einzelnen Kreise und kreisfreien Städte an die Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe sowie die Bereiche der medizinischen Gefahrenabwehr verteilt.
Das Ministerium beruft sich auf die Schwierigkeiten nach Ausbruch der Corona-Pandemie, überhaupt Schutzmasken zu bekommen. „Angesichts der damaligen Notsituation wurden deshalb auch Masken erworben, die noch fertig zu montieren sind“, teilt Pressesprecher Heiko Haffmans auf WAZ-Anfrage mit. Der Hersteller (DFA Bielefeld) habe aber zugesichert, schnellstmöglich fertig montierte Masken zu liefern.
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Anfang des Monats sei eine entsprechende Menge (rund zwei Millionen KN95-Masken und drei Millionen OP-Masken) an Schutzmasken an die 186 Jugendämter zur Weiterverteilung an die insgesamt rund 10.000 Kitas „unentgeltlich und unbürokratisch“ zur Verfügung gestellt worden, heißt es aus dem Ministerium. Die Filterwirkung der Masken sei „vor der Verteilung durch ein unabhängiges Institut überprüft“ worden. Heiko Haffmanns: „Qualitativ entsprechen die Masken medizinischen Gesichtsmasken, sodass wir davon ausgehen, dass diese auch ihre Verwendung finden. Eine weitere Lieferung an Kitas ist derzeit nicht geplant.“
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Die Verteilung der zu montierenden Masken bedeutet laut Ministerium „ausdrücklich nicht, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kitas eine mangelnde Wertschätzung entgegengebracht wird“. Auch andere Einrichtungen wie Werkstätten für Behinderte, Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation (Berufsförderungswerke) sowie Landesaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge hätten diese Masken bereits erhalten.
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