Bochum. . Den Kult-Club „Zwischenfall“ wird es in Zukunft nicht mehr geben, weder in Langendreer noch anderswo. Norbert Kurtz, der vor 27 Jahren den Club an der Alte Bahnhofstraße 214 zum Leben erweckt hatte, hat die Hoffnung auf eine Wiedereröffnung nach dem Brand im August 2011 aufgegeben.
Mitte der 1980er Jahre etablierte sich mit dem Zwischenfall ein Magnet für Live-Gigs fernab des Mainstream, von Gothic und Wave bis Punk und Hardcore, und immer wieder Rockabilly. Kurtz gelang es, internationale Szenegrößen für kleines Geld auf die Clubbühne in der ersten Etage zu holen.
Im August letzten Jahres brannte das Gebäude aus. 43 Bewohner verloren damals ihr Zuhause. Seither hielt der Besitzer die Erwartungen hoch, er erwäge einen Wiederaufbau. Kurtz: „Ende des Jahres wurde klar, dass das Haus und unser Club wohl nicht mehr saniert werden.“ Gegenüber der Stadt betont der Besitzer bis heute, seine Versicherung prüfe alle Optionen. Inzwischen aber wurde bekannt, dass die Immobilie bei einem Internetanbieter als „Abrissgrundstück in bevorzugter Lage“ für 399 000 Euro angeboten wird, „ideal für den Bau neuen Wohnraums“.
Grundstück steht weiter zum Verkauf
Im Stadtteil regt sich der Unmut. Kaufleute fürchten um ihr Renommee durch den Schandfleck, Anwohner müssen wegen des Sicherheitszauns auf die Straße ausweichen, es soll schon zu Beinahe-Unfällen gekommen sein. Der Bezirk Ost hat sich des Themas angenommen. Bezirksbürgermeister Norbert Busche: „Uns geht das auch gegen den Strich. Wir wollen, dass endlich etwas passiert. Die einzige Möglichkeit der Politik ist, Druck auf die Verwaltung auszuüben, dem Hausbesitzer Fristen zu setzen, doch die Möglichkeiten der Stadt sind arg begrenzt.“ Busche glaubt nicht, dass das Grundstück für diesen Preis einen Käufer findet: „Da wird uns die Ruine wohl noch länger erhalten bleiben.“ In der nächsten Bezirksvertretung am 19. April hofft er auf eine Antwort der Verwaltung.
Norbert Kurtz hegte lange noch die Hoffnung, den Zwischenfall an alter Stelle wieder eröffnen zu können. „Wir bemühten uns, mit den Hauseigentümern zu einer Lösung zu kommen; einige Helfer hatten Holz besorgt, um das Dach vor dem Wintereinbruch abzudichten und größeren Schaden zu vermeiden – leider vergeblich. Der Besitzer hinderte uns daran.“
Musik wird ihn weiter begleiten
Inzwischen wächst der Schimmel 15 cm dick aus den Wänden, wie er beschreibt. Die Suche nach einem neuen Standort im Stadtgebiet scheiterte ebenso; eine geeignete Location war nicht zu finden.
Sein Gewerbe hat Kurtz jetzt abgemeldet. Die GmbH befindet sich in der Liquidation. Diesen Schritt hatte er lange abgewogen, doch sein Geschäftspartner Markus Schmidt mochte den Club nicht allein weiterführen.
Die Musik aber lässt den 58-Jährigen nicht los. Heute veranstaltet er Konzerte und Discos: vor allem im Bahnhof Langendreer, in der Matrix, aber auch in Köln (Kulturbunker), Oberhausen (Kulttempel) und Wuppertal (Pavillon). „Ich habe viele Kontakte zu Künstlern durch die jahrzehntelange Arbeit.“ Typisches Beispiel: „Tanz in den Mai“ am 30. April im Riff mit den Zwischenfall-Bühnenstammgästen „The Meteors“.