Bochum. Drei Monate nach dem ersten bestätigten Corona-Fall in Bochum zeigt sich die Stadt “vorsichtig optimistisch“. Aktuell steigen die Zahlen aber an.
Drei Monate nach dem ersten bestätigten Corona-Fall in Bochum zeigt sich die Stadt "vorsichtig optimistisch", das Infektionsgeschehen weiter einzudämmen. Zuletzt gab es einen deutlich langsameren Anstieg der Neuerkrankungen. Von einer Entwarnung kann aber keine Rede sein: Zuletzt stiegen die Zahlen wieder an.
Am 1. März hatte das Gesundheitsamt die erste nachgewiesene Corona-Infektion in Bochum gemeldet. Ein 68-jähriger Rentner hatte sich mutmaßlich im Italien-Urlaub angesteckt. Wie seine gleichfalls infizierte Ehefrau ist er inzwischen wieder wohlauf.
Anstieg hat sich mehr als halbiert
Bis Ende April stieg die Zahl der Erkrankten auf 436. Das entspricht täglich 7,3 Neuinfektionen. Seit Anfang Mai hat sich der Anstieg mehr als halbiert. 95 Erkrankungen kamen bis zum Monatsende hinzu. Das entspricht täglich 3,2 Positiv-Tests.
Der letzte der bisher 18 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus war am 14. Mai zu beklagen. 16 Verstorbene waren Senioren. Gute Nachricht: Im St.-Marien-Stift, in dem es zuletzt mehrere Corona-Fälle gegeben hatte, konnte die Quarantäne jetzt aufgehoben werden. Besuche sind nun unter strengen Hygieneauflagen möglich.
Stadt spricht von "günstiger Entwicklung"
Von einer "günstigen Entwicklung" im Mai spricht die Stadtverwaltung auf WAZ-Anfrage. Auch die Lage in den Kliniken habe sich entspannt. "Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen."
"Die Maßnahmen": Damit sind neben den Hygiene- und Abstandsregeln vor allem die Testungen gemeint. Bislang waren es in Bochum rund 8000, wenig mehr als zwei Prozent der Bevölkerung. 500 Tests täglich waren als Ziel ausgegeben. Davon sind die Gesundheitsbehörden weit entfernt.
Zukunft der Drive-in-Stelle ungewiss
Dabei ist die Zukunft der im März eingerichteten Drive-in-Teststelle am Harpener Feld nach wie vor offen. Seit Mitte Mai nehmen die Kassenärzte die Tests bei Bürgern, die am Telefon Corona-Symptome schildern, wieder in in ihren eigenen Praxen vor (Termine unter 116 117)
Die Stadt setzt in Harpen - zunächst auf eigene Rechnung - ihre vorsorglichen, "asymptomatischen" Abstriche beim Pflegepersonal und Mitarbeitern des Rettungsdienstes fort. Ob das auf Dauer ausreicht, erscheint fraglich. "Der Betrieb der Drive-in-Teststelle ist abhängig von der weiteren Entwicklung der Lage", heißt es im Rathaus.
Kassenärzte testen in ihren Praxen
Ungewiss ist zudem, ob die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) an ihrem Corona-Behandlungszentrum ebenfalls am Harpener Feld festhält. Andernorts, etwa in Recklinghausen und Gelsenkirchen, hat die KVWL bereits das Aus verkündet. Für Bochum könne derzeit "keine Aussage getroffen werden", teilt Sprecherin Vanessa Pudlo mit. Ziel sei es aber, "die Versorgung wieder regulär in den Praxen der niedergelassenen Ärzte durchzuführen". Im Behandlungszentrum wurden laut KVWL bislang 920 Untersuchungen vorgenommen, davon 35 mit positiven Tests.
Vorerst Bestand hat die städtische Corona-Hotline 0234/910 55 55. Zu Beginn der Pandemie gingen hier täglich tausende Anrufe ein. Inzwischen sind es rund 100. Wegen der sinkenden Nachfrage ist die Hotline montags bis freitags nur noch von 8 bis 16 Uhr (bisher 18 Uhr) sowie samstags von 10 bis 15 Uhr geschaltet.
Aktuell 50 Infektionen in Bochum
Grund zur Nachlässigkeit besteht weiterhin nicht. Die Neuinfektionsrate ist in Bochum in den letzten Tagen wieder gestiegen. Am Pfingstmontag lag sie bei 6,4. Sie zeigt die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohnern an. Damit rangiert Bochum im vorderen Feld im Ruhrgebiet.
Aktuell gibt es 50 per Test nachgewiesene Infektionen. 467 Bochumer gelten als gesundet. Acht Patienten werden in Kliniken behandelt, einer auf der Intensivstation.