Bochum. Die Kassenärzte in Bochum nehmen die Tests bei Bürgern mit Corona-Verdacht jetzt selbst vor. Die Stadt will Risikogruppen weiter untersuchen.
Die Kassenärzte nehmen die Abstriche bei Bürgern mit Corona-Verdacht ab Mittwoch (20.) selbst vor. Bei der Stadt verbleiben die Vorsorgetests für Beschäftigte in Risikoberufen. Und das vorerst auf eigene Kosten.
Anfangs marschierten sie Seit' an Seit': Im März, zu Beginn der Pandemie, richteten die Stadt und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) das gemeinsame Testzentrum am Harpener Feld ein. Mehr als 7000 Bürger wurden hier seither getestet - allesamt, nachdem sie an der Stadt-Hotline 0234/910 55 55 Symptome geschildert und einen Termin erhalten hatten. So wurden die Arztpraxen entlastet. Die Stadt rechnete die Kosten über die Krankenkassen ab. Wie jeder Vertragsarzt erhielt sie dafür eine eigene Betriebsstättennummer.
Tests direkt in den Arztpraxen
Das ändert sich jetzt. "Die Situation sieht zum Glück anders aus als noch vor einigen Wochen. Die Infektionszahlen sind rückläufig, die Arztpraxen ausreichend mit Schutzkleidung ausgestattet", teilt KVWL-Vorsitzender Dr. Dirk Spelmeyer mit. Die Testungen von Patienten mit Corona-Symptomen könnten daher nach telefonischer Anmeldung "wieder direkt in den Praxen der niedergelassenen Ärzte" (in Bochum 212 Hausärzte) vorgenommen werden, die die Leistungen damit auch selbst abrechnen können.
An der Drive-in-Stelle am Harpener Feld verbleiben die Tests, die das Gesundheitsamt seit einem Monat für Risiko-Berufsgruppen in Pflegeheimen, bei Pflegediensten und dem Rettungsdienst durchführt. Rund 3000 waren es bisher, 50 davon positiv, so die Stadt.
Stadt übt scharfe Kritik
Mit Unverständnis reagiert man im Rathaus auf die Nachricht der KVWL, dass diese Screenings derzeit nicht zu Lasten der Krankenkassen abgerechnet werden dürften. Das öffentliche Gesundheitswesen müsse dafür selbst aufkommen.
„Wir in Bochum haben von Beginn an mit eigenen Ressourcen Testkapazitäten aufgebaut und betrieben, da weder die niedergelassenen Ärzte noch die Kassenärztliche Vereinigung kurzfristig dazu in der Lage waren, obwohl das ihre originäre Aufgabe gewesen wäre", bekräftigt Stadtdirektor Sebastian Kopietz und kritisiert: "Hier soll an der Gesundheit der Bürger gespart werden.“
Lösung für Vorsorgetests in Sicht
Zumindest bei den vorsorglichen Tests deutet sich eine Lösung an. Ein vergangene Woche verabschiedetes Gesetz sieht laut KVWL vor, dass künftig auch die städtischen Vorsorgetests von den Kassen übernommen werden. Die erforderliche Rechtsverordnung gebe es aber noch nicht. Bis dahin bleibt die Stadt auf den Kosten sitzen, will das Screening aber fortführen und sich das Geld später bei den Kassen zurückholen.
Für Bürger mit Corona-Verdacht ändert sich der Ansprechpartner. Sie werden gebeten, ab Mittwoch nicht mehr die Stadt-Hotline anzurufen, sondern sich ausschließlich an die niedergelassenen Ärzte oder die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung unter 116 117 zu wenden.