Bochum-Werne. Die Sorge in Bochum-Werne wächst: Droht der Förderturm umzukippen? Die Ruhrkohle AG ließ ihn jetzt jedenfalls einrüsten. Aus gutem Grund.

Seit Wochen tut sich was am Förderturm der früheren Zeche Robert Müser in Bochum-Werne. Nach und nach wurde zu dem grünen ein rotes Gerüst hochgezogen. Seither brodelt im Stadtteil die Gerüchteküche, denn für viele sieht das natürlich danach aus, als sei der Zechenturm nicht mehr ganz standfest. So ganz falsch liegen sie mit dieser Vermutung nicht.

Der Förderturm hat den Weltkrieg überstanden und steht mit über 90 Jahren immer noch stolz da; wie ein weithin sichtbares Wahrzeichen, das aus der Nähe betrachtet aber dringend Beistand benötigt. Die Ruhrkohle AG korrigiert am Schacht Arnold die nicht tadellos aufrechte Haltung des 1928 für das Verbund-Bergwerk Robert Müser erbaute Fördergerüst.

Förderturm der Zeche Robert Müser in Bochum-Werne wird saniert

Tatsächlich haben Wind und Wetter die Stahlkonstruktion, die ursprünglich nur für 50 Jahre ausgelegt war, sehr geschwächt. „Trotz der Denkmalschutzmaßnahmen hat Korrosion das senkrecht stehende Führungsgerüst in den mittlerweile neun Jahrzehnten so stark geschädigt, dass der zukünftige Betrieb der Anlage lau RAG nicht gewährleistet ist“, teilt Christof Beike von der RAG mit.

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Das wisse die Ruhrkohle AG seit 2018. Deshalb wurde damals mit beauftragten Fachleuten, Sachverständigen und der Bezirksregierung Arnsberg ein Sicherungs- und Sanierungskonzept erstellt. Die untere Denkmalschutzbehörde und der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) wurden mit an Bord geholt. Gemeinsam werden die beiden Ziele verfolgt, Schacht Arnold als Denkmal und als Wasserhaltungsstandort langfristig sicher aufzustellen.

Gerüste gehen eine „belastbare Beziehung“ ein

Als Ergebnis steht das Führungsgerüst bereits zwischen zwei seitlich angebauten Strebkonstruktionen aus Stahl. Die beiden Gerüste gehen in den kommenden Wochen eine „belastbare Beziehung“ ein, wenn ein Kran insgesamt acht Doppel-T-Träger so positioniert, dass sie auf den beiden Türmen aufliegen. Jeder einzelne der ein Meter hohen und 26 Meter langen Hauptträger wiegt 20 Tonnen.

Wärmeversorgung durch Grubenwasser

Seit das Verbund-Bergwerk Robert Müser 1968 stillgelegt wurde, nutzt die RAG die beiden Schächte Gustav und Arnold für die Wasserhaltung. Hierbei fördern Pumpen kontinuierlich das zufließende Grubenwasser, das sich als versickernder Regen auf dem Weg in die Tiefe erwärmt und unter anderem mit Salz angereichert hat.

Das mineralisierte Wasser wird dadurch dauerhaft auf einem sicheren Niveau unterhalb der Grundwasserleiter gehalten und seit 2012 auch zur Wärmeversorgung der Willy-Brandt-Gesamtschule, der Von-Waldthausen-Grundschule und der angrenzenden Hauptwache der Feuerwehr (Brandwacht) genutzt.

Die Erdwärmenutzung aus warmem Grubenwasser spart laut RAG mindestens 245 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Dazu überträgt ein Wärmetauscher die Wärme des aus 570 Metern Tiefe geförderten Grubenwassers an einen mit Wasser betriebenen zweiten Kreislauf, der dann als Energiequelle für die Wärmepumpen dient.

Von dieser soliden Basis aus schließen hydraulische Pressen über eine Spezialkonstruktion den Kontakt zur oberhalb liegenden Seilscheibenbühne und entlasten so das bisher tragende Führungsgerüst. Anschließend werden speziell für diesen Einsatz gebaute Stahlelemente an die Hauptträger montiert. „Diese sichern das Führungsgerüst zusätzlich und ermöglichen es, die geschädigten Teile auszutauschen und zu sanieren“, so Christof Beike. „Nachdem alle geplanten Arbeiten und Umbaumaßnahmen abgeschlossen sind, werden die Strebkonstruktionen laut RAG wieder zurückgebaut.“

Zeche stellte vor 52 Jahren ihren Betrieb ein

Am 31. März 1968 stellte die Zeche Robert Müser ihren Betrieb ein. Die verbliebenen Bergleute wurden auf andere Schachtanlagen verlegt, einige schulten um oder wechselten zu Opel. Geblieben ist der Förderturm, der grüne Riese. Er wird noch von Wartungspersonal für die Pumpen genutzt, die das sich ansammelnde Grubenwasser zutage fördern. Das gleichmäßig warme Wasser wird zum Beheizen umstehender Gebäude genutzt (siehe Infobox), bevor es in den Harpener Teich läuft.

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Das 57 Meter hohe Strebengerüst hat ein Gewicht von insgesamt 300 Tonnen, die Seilscheibe einen Durchmesser von sieben Metern.

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