Bochum-Ost/-Nord. Weitere Fördermittel stehen nun bereit, um den Ümminger See und den Harpener Bach umzugestalten. Eine Maßnahme wird jedoch von Skepsis begleitet.

Zwischen Harpener Teichen und Ölbach wird sich in den nächsten Jahren viel verändern – zum Guten. Das Gewässersystem wird in diesem Bereich komplett neu geordnet. Und auch dem Ümminger See steht eine gewaltige Umgestaltung bevor. Bei der Politik kommen die Pläne gut an. Sowohl die Bezirksvertretung Ost als auch das Pendant im Norden gaben dem Projekt einstimmig grünes Licht. Eine Maßnahme allerdings wird durchaus von Skepsis begleitet.

Ümminger See in Bochum wird umgestaltet, der Harpener Bach umgeleitet

Die Harpener Teiche auf der Grenze Bochum-Werne/-Harpen. Die Verfärbungen kennzeichnen den Grubenwasser-Zufluss.
Die Harpener Teiche auf der Grenze Bochum-Werne/-Harpen. Die Verfärbungen kennzeichnen den Grubenwasser-Zufluss. © Hans Blossey

Insgesamt 3,8 Millionen Euro an Fördermitteln hat die Bezirksregierung in Arnsberg für dieses Projekt innerhalb der Entwicklungsplanung im regionalen Grünzug E bewilligt. Die Stadt hatte zwei externe Büros mit der Planung beauftragt. Diese wird nun umgesetzt.

Bach wird abgekoppelt

Darin ist vorgesehen, den Harpener Bach von den Harpener Teichen und dem Ümminger See abzukoppeln und zudem auch komplett vom Grubenwasser zu befreien, damit er sauberer wird. Bislang fließt er durch die beiden Stillgewässer hindurch. Als ökologisch sinnvoller gilt nach Ansicht der Planer eine Trennung. Zumal das Grubenwasser, das auch weiterhin in die Harpener Teiche abfließen wird, den Harpener Bach als Fließgewässer offenbar sehr schädigt.

Wasserweichen trennen Grubenwasser ab

Mittels Wasserweichen soll der Harpener Bach künftig von dem Grubenwasser getrennt werden. Über Umgehungsrinnen wird er an den Harpener Teichen und dem Ümminger See vorbei zum Ölbach gelenkt, von wo es weiter Richtung Ruhr geht.

Bach fließt westlich an Teichen und See vorbei

Jeweils am Westufer der Stillgewässer wird der Harpener Bach entlangfließen. Da speziell die Uferseite am Ümminger See nicht allzu breit ist, wird das „Festland“ ein Stück in den See geschoben, um mehr Platz für das neue Gewässerbett zu bekommen. Der Harpener Bach wird hinter dem Spazierweg zur Böschung hin verlaufen. Da der Suntums Hof, der ja gerade wiederbelebt wird, tiefer als der Bachlauf liegt, müssen dort spezielle Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

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Eigene Leitung fürs Grubenwasser

Auch das Grubenwasser wird in Zukunft durch die Wasserweichen separat gelenkt. Über eine eigene Leitung fließt es in den Ümminger See und wird hinterher wieder herausgefiltert, um von dort in den Ölbach befördert zu werden. Dass die Renaturierung dort endet, bedauert Andrea Baltussen vom Grünflächenamt. „Wir arbeiten das Gewässersystem Stück für Stück auf“, sagt sie. Mittelfristig solle das Grubenwasser auch vom Ölbach getrennt werden und dann direkt in die Ruhr fließen.

Die Kosten im Überblick

Die Kosten der Freiraummaßnahmen belaufen sich auf 2,8 Millionen Euro, die mit 90 Prozent aus dem Förderprogramm Grüne Infrastruktur gefördert werden. Die Ausbaukosten für die Offenlegung des Harpener Bachs betragen rund 580.000 Euro. Die Maßnahmen sollen mit Mitteln aus der Wasserrahmenrichtlinie mit 80 Prozent gefördert werden.

Die Kostenberechnung für die Verbindungsleitung zwischen den Harpener Teichen und dem Ümminger See beläuft sich auf 2,92 Millionen Euro. Die RAG hat sich laut Stadt vertraglich verpflichtet, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen. Die verbleibenden 1,46 Millionen Euro werden mit 90 Prozent aus dem Förderprogramm Grüne Infrastruktur gefördert.

Technische Bauwerke wie die Wasserweichen zwischen den Harpener Teichen passen inhaltlich nicht in die Förderprogramme und müssen aus dem städtischen Haushalt finanziert werden. Die Kostenberechnung hierfür beläuft sich auf rund 820.000 Euro.

Bei den Bezirksvertretern im Bochumer Osten bleiben angesichts der konzentrierten Grubenwasser-Zufuhr in den Ümminger See Zweifel. „Wie sieht es mit dem Nährstoffgehalt des Wassers aus?“, fragt SPD-Fraktionssprecher Dirk Meyer. „Überleben das die Fische?“

Sorge um die Fische

Eine klares Ja kommt aus dem zuständigen Planungsbüro. Die Wasserqualität des Ümminger Sees gehe zwar Richtung Brackwasser, und dieses werde etwas salziger, aber an der Grundstruktur werde sich nicht viel ändern. Was vor allem an den „enormen Hochwasserabflüssen von Norden“ liege, denn die Harpener Teiche würden künftig – ebenfalls durch die Wasserweichen – regulierend bei Starkregen einwirken. Zudem erhöhe sich der Sauerstoffgehalt im Ümminger See deutlich. Von daher müsse man sich keine Sorgen um die Fische machen.

Breiter Steg und Promenade werden gebaut

Veränderungen kommen nicht nur auf Flora und Fauna zu, sondern auch auf die Bürger, die den Ümminger See als Naherholungsgebiet schätzen. Künftig wird von den Parkplätzen aus ein 13 Meter breiter Betonsteg in den Ümminger See ragen, der aber der Insel nicht zu nahe kommen wird. Links und rechts davon wird eine fünf Meter breite Promenade mit Sitzstufen errichtet; auf der einen Seite bis auf Höhe der Partyscheune, auf der gegenüberliegenden Seite bis kurz vor die Fitnessgeräte. Dies alles soll die Aufenthaltsqualität am See erhöhen.

Die Arbeiten an der Renaturierung sollen im März 2020 beginnen, die zur See-Umgestaltung im Juli 2020 beitragen. Bis zum 30. Juni 2022 müssen sie aufgrund von förderrechtlichen Auflagen abgeschlossen sein.