Bochum-Langendreer. Das Bergwerk Siebenplaneten in Bochum-Langendreer hatte eine bewegte Geschichte. Heute erinnert nichts mehr an die traditionsreiche Anlage

Die alten Zechen an der Ruhr hatten manchmal ungewöhnliche Namen, sie hießen „Wolfsbank“, „Carolinenglück“ oder „Fröhliche Morgensonne“. Einen besonders poetischen Titel trug das Bergwerk „Siebenplaneten“ in Bochum-Langendreer - sein Name erinnerte an die Plejaden, das himmlische „Siebengestirn“, in Anlehnung an die griechischen Mythologie: Die sieben Töchter des Atlas wurden von Zeus, um sie vor der Verfolgung durch den Jäger Orion zu schützen, als funkelndes Sternbild an den Himmel versetzt.

Bushaltestelle trägt den alten Namen

Der schöne Name ist heute noch geläufig, aber die Geschichte des Pütts fast vergessen. Man muss sich auf Spurensuche in die Tiefen der Archive begeben, um etwas über das Bergwerk zu Tage zu fördern. Immerhin ist die Siebenplanetenstraße im Dorf Somborn (Stadtgrenze Dortmund/Bochum/Witten-Düren) ein Fingerzeig auf die Lage der längst abgerissenen Schachtanlage. Und hinterm Langendreerer „Dorf“ auf der Oberstraße, Ecke Siebenplanetenstraße, erinnert die Bushaltestelle „Siebenplaneten“ an den Pütt.

Vor zehn Jahren wurde anlässlich der Kulturhauptstadt Ruhr ein „Schachtzeichen“ in Erinnerung an die Zeche Siebenplaneten gehisst.
Vor zehn Jahren wurde anlässlich der Kulturhauptstadt Ruhr ein „Schachtzeichen“ in Erinnerung an die Zeche Siebenplaneten gehisst. © WAZ

Das ist aber auch schon alles, denn wenn man nach Gebäuden oder Ruinen der Anlage sucht, sucht man vergebens.

Verwildertes Grüngebiet

Die Zeche Siebenplaneten ist wie vom Erdboden verschluckt, wo sie stand, wuchert längst ein verwildertes Grüngebiet. Man erreicht es bequem zu Fuß von der Oberstraße aus, wenn man die Oesterheidestraße hinab schlendert. Gleich rechter Hand befindet sich das zugewachsene „Siebengestirn“, dessen Zechenplatz sich einst bis zu den Bahngleisen und, in nordöstlicher Richtung, bis zur Dortmunder Stadtgrenze erstreckte.

Leuchtendes Schachtzeichen

Wer es nicht weiß, wird ohne jeden Blick an dieser Leerstelle des Langendreerer Stadtbildes vorbeigehen. Keine Hinweistafel, keine alte Kohlenlore oder sonst ein Relikt, das einen Info-Akzent setzte. Man erinnert sich vage, dass zur Kulturhauptstadt Ruhr.2010 einer der markanten, gelben „Schachtzeichen“-Ballons hier in der Nähe gehisst wurde. Es war wohl das letzte Mal, dass „Siebenplaneten“ leuchtete.

Eine Kokerei gehörte dazu

Deren Historie geht zurück auf die Zeche Siebenplaneten Erbstolln (auf Dortmunder Gebiet) von 1733, einer der ältesten Pütts im Revier. Der Beginn der industriellen Förderung datiert auf das Jahr 1870, als der erste Schacht (“Eduard“) abgeteuft wurde. 1891 kam ein zweiter (“Mathilde“) dazu. Die Geschäfte liefen gut, schon 1877 wurde eine Zechen-Anschlussbahn zum Bahnhof Langendreer gelegt, die den Abtransport der Kohle besorgte. Von 1879 bis 1924, entnimmt man der Chronik, wurde auf Siebenplaneten 1/2 auch eine Kokerei betrieben.

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1929, nach der Übernahme der Zeche Constanze, hatte die Zeche 984 Beschäftigte, die Förderung betrug 361.000 Tonnen: die höchste Leistung, die dort je erbracht wurde. 1944 erfolgte die Übernahme von „Siebenplaneten“ durch die benachbarte Zeche Neu-Iserlohn, die 1955 die Förderung einstellte. Das Gesamtpaket der drei einst eigenständigen Gruben ging in der Großschachtanlage Robert Müser auf; die „Harpener“-Zeche in Werne war bis zur Stilllegung 1968 das prägende Bergwerk im Bochumer Osten.

Verfüllung der Schächte 1957

Die Schächte von „Siebenplaneten“ dienten anfangs noch für die Grubenbewetterung (Frischluftzufuhr), die Verfüllung erfolgte bereits 1957. Die Tagesanlagen wurden nach und nach komplett abgebrochen, das traditionsreiche Bergwerk von der Geschichte aufgesogen.

Wer aber in klaren Winternächten den Blick in den Himmel richtet, wird hoch oben wie zu allen Zeiten das silberne Siebengestirn funkeln sehen.