Bochum-Werne. . Im Erich-Brühmann-Haus wird eine Doku über die Zechen der Harpener AG vorgestellt. Ein Tiefer Blick in die Bergbau-Geschichte des Bochumer Osten.
Wer sich für die Geschichte des Bergbaus im Bochumer Osten interessiert, sollte sich den morgigen Samstag dick im Kalender anstreichen. Im Erich-Brühmann-Haus wird ein neues Buch, herausgegeben vom Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier, vorgestellt, das sich mit eben diesem Thema beschäftigt.
Dabei ist der sachliche Titel der Publikation „Zechengruppe Robert Müser“ pures Understatement. Noch nie hat es eine so umfangreiche, gut recherchierte und großartig bebilderte Veröffentlichung über die Bochumer Schachtanlagen der Harpener Bergbau AG gegeben. Es wurde Zeit!
Stilllegung vor 50 Jahren
Fünfzig Jahre sind vergangen, seit 1968 mit der Hauptanlage Robert Müser zwischen Werner Hellweg und Von-Waldthausen-Straße die Zechengruppe gleichen Namens für immer verschwand. „Robert Müser“ hat Werne und die umliegenden Stadt- und Ortsteile entscheidend geprägt; man sagt nichts Falsches, wenn man anführt, dass das Entstehen, das Aussehen und die Entwicklung des Bochumer Ostens ursächlich mit dieser Großzeche zusammenhängt.
Das lag auch daran, dass die Zechengruppe einst aus insgesamt acht Einzelschachtanlagen in Harpen, Werne, Langendreer und Somborn bestand. Die Namen der einst von der Harpen AG zugekauften Zechen Vollmond, Amalia, Caroline, Siebenplaneten oder Neu-Iserlohn sind noch immer ein Begriff.
Auf 608 Seiten
Es ist das große Verdienst des von Norbert Meier herausgegebenen Buches, diese Geschichte mit ihren feinen Verästelungen und vielschichtigen Facetten ausführlichst nachgezeichnet zu haben. Auf voluminösen 608 (!) Seiten werden der Auf- und Niedergang der Pütts informativ und leserfreundlich aus dem Dunkel der Geschichte hervorgehoben.
Wer das Buch durchsieht, wird feststellen, wie wirtschaftlich folgerichtig die über Jahrzehnte verfolgte Zusammenlegung verschiedener kleinerer Zechen zur letztlich dominierenden Großschachtanlage Robert Müser war, die nach dem langjährigen Vorsitzenden der Harpen AG benannt war.
Fast 900 Fotos sin der Mehrwert des Buches
Sie wurde im Zuge der Kohlenkrise am 31. März 1968 stillgelegt, einzig die Wasserhaltung an Schacht Arnold wird auch nach Ende des Steinkohlenbergbaus an der Ruhr Ende diesen Jahres auf ewig die Grubenwasserhebung übernehmen. Für den großen Rest der Gebäude, Betriebsteile, Fördergerüste der vielen Anlagen gilt dagegen: alles passé.
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Einen kaum zu überschätzenden Mehrwert bekommt das Buch durch seine Abbildungen, fast 900 Fotos sind zu sehen. Es finden sich uralte Aufnahmen von der Jahrhundertwende ebenso wie Aufrisse von Grubenfeldern, Details der Förder- und Aufbereitungsanlagen, der Kokereien und des Wohnumfelds.
Und dem kenntnisreichen Blick in längst vergangene Zeiten entgehen auch nicht die Tomson-Böcke, jene filigranen, trapezförmig aufgestellten Fördergerüste, die zumal für die Harpen-Zechen typisch waren. Sie fanden sich auf Robert Müser ebenso wie auf den Zechen Hugo in Buer und Gneisenau in Derne.
Zechen in Bochum
>>> INFO: Buchvorstellung mit Bläserklängen
- Am Samstag (13.10.) um 14.30 Uhr stellen der Arbeitskreis Dortmund im Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V. und der Autor Norbert Meier das neue Buch vor.
- Die Veranstaltung findet statt im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Werne (Erich-Brühmann-Haus), Kreyenfeldstraße 36. Die Präsentation wird musikalisch umrahmt vom Blechbläserensemble der Deutschen Steinkohle AG.
- Das Buch im Format DIN-A4 ist am Samstag sowie danach im Buchhandel, in den Industriemuseen Zeche Zollern und Zeche Nachtigall sowie auf der Zeche Zollverein erhältlich (28,95 Euro).