Bochum. . Im Prozess um den Mordfall an der Rottstraße eskalierte die Situation. Unter anderem bezichtigte der Angeklagte den Richter der Lüge.
Im Prozess um den äußerst brutalen Mord von der Rottstraße hat der Angeklagte am Mittwoch scharfe Töne angeschlagen. Der 35-Jährige bezichtigte mehrere Personen der Lüge, warf einem seiner zwei Pflichtverteidiger vor, ihn in der Prozesspause äußerst unflätig angesprochen zu haben, und bat außerdem, dass ihm nun der türkische Präsident Erdogan und Bundeskanzlerin Angela Merkel helfen solle, weil das Gericht Fehler mache.
Zeitweise sprach der massiv vorbestrafte Deutschtürke mit bebender Stimme und erhobenem Zeigefinger. Zudem stellte er neun weitere Beweisanträge, so dass der Staatsanwalt am Mittwoch nicht wie geplant sein Plädoyer halten konnte. Dadurch ist unklar, ob der geplante Urteilstermin am 6. August zu halten ist. Fünf Monate dauert der Prozess nun.
„Ich bin doch nicht Ihre Protokollführungskraft“
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Zuvor hatten andere Richter einen weiteren Befangenheitsantrag gegen das Schwurgericht als unbegründet abgelehnt. Dann eskalierte die Situation. Der Angeklagte griff den Vorsitzender Richter Josef Große Feldhaus scharf an, „weil Sie hier am Lügen sind“. Der Richter: „Das verbitte ich mir.“ Als der Angeklagte einen weiteren Antrag nur mündlich stellte und nicht wie nötig schriftlich, erklärte der Richter: „Ich bin doch nicht Ihre Protokollführungskraft.“ Als der Angeklagte ihn nicht ausreden ließ, meinte er: „Wenn ich rede, hat jeder im Saal still zu sein, Sie insbesondere.“ Er wisse, dass es beim Angeklagten um sehr viel gehe (es droht „lebenslänglich“ wegen Raubmordes). Trotzdem: „Mäßigen Sie sich in Ihrer Wortwahl!“
Der Angeklagte beteuert seine Unschuld
Wenn er nach Erdogan und der Bundeskanzlerin verlange, solle er „einen förmlichen Beweisantrag stellen“.Allerdings sagte der Richter, dass die Staatschefs im Prozess gar nichts zu bestimmen hätten wegen der richterlichen Unabhängigkeit. „Herr Erdogan hat sich in die deutsche Rechtsprechung nicht einzumischen, auch Frau Merkel nicht.“
„Ich bin unschuldig!“, betonte der Angeklagte erneut. Zahlreiche Indizien und DNA-Spuren belasten ihn aber laut Gericht. Der 35-Jährige soll am 10. Februar 2017 einen Rentnerpaar (78, 79) in dessen Wohnung an der Rottstraße ausgeraubt und furchtbar zugerichtet haben.
Der Prozess wird am 9. Juli fortgesetzt.