Bochum. Aliou Baldé hat den Trainingsauftakt des VfL Bochum verpasst, drei Spieler fehlten erkrankt. Ein U19-Talent erhält eine Chance, drei Jungprofis bleiben außen vor.

Moritz Broschinski schritt als erster Profi des VfL Bochum am Donnerstag von der Kabine zum Trainingsplatz, lächelte noch neben einem Kind in eine Handy-Kamera, wühlte dann rund eine Stunde lang den matschigen Trainingsplatz weiter auf mit seinen Kollegen.

Und ließ das Netz zappeln, wenn auch nicht so spektakulär wie bei seinem 1:0-Befreiungstreffer gegen Heidenheim im letzten Spiel des alten Jahres, das nach dem 2:0 die Hoffnung auf den Klassenerhalt nährte. Die rund 50 Zaungäste sahen viele Tore auf kleinem Spielfeld, gut gelaunte 25 Profis inklusive der Torhüter, die offenbar sichtlich Spaß an ihrer Arbeit hatten.

Zwei Testspiele am Sonntag - ohne Fans

„Wir haben den Schwung mitgenommen ins neue Jahr. Die Spielfreude war gleich wieder da“, resümierte Trainer Dieter Hecking den lockeren Aufgalopp zufrieden. Am Freitag und Samstag soll es in je zwei Einheiten „intensiver“ zur Sache gehen, so Hecking, „da geht es dann auch ins Spieltaktische, um die zwei Spiele am Sonntag mit einem guten Gefühl zu bestreiten.“

Um 12 Uhr spielt der VfL dann auf einem Trainingsplatz gegen Regionalligist Wuppertaler SV, um 15 Uhr auf dem Leichtathletik-Platz gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo. Bei beiden Partien sind keine Fans zugelassen, der VfL streamt die Spiele über seine Vereinskanäle im Netz.

VfL Bochum: Drei Spieler fehlen erkrankt - Holtmann vor Comeback

Ob dann Rechtsverteidiger Cristian Gamboa, Innenverteidiger Noah Loosli und Torwart Timo Horn dabei sein können, ist noch offen. Sie fehlten allesamt erkrankt, so der Trainer.

Besser sieht es bei Gerrit Holtmann aus, der vorsichtshalber noch individuell trainierte. Der Flügelstürmer war wegen einer Muskelblessur schon für das Spiel gegen Heidenheim ausgefallen. Hecking: „Er hatte heute seine Abschlusstests, wurde vorher die ganze Zeit behandelt. Es sieht gut aus. Ich denke, dass er morgen wieder im Mannschaftstraining dabei sein kann.“

Aliou Baldé: Hecking über späten Flug „nicht glücklich“

Möglicherweise darf dann auch Aliou Baldé mitmachen, wenn er es denn rechtzeitig schafft. Zum Auftakt fehlte der 21-Jährige. „Ich war nicht glücklich, dass er mir gestern geschrieben hat, dass er erst heute Abend aus seiner Heimat Senegal zurückfliegen könnte“, erklärte Hecking. „Das will ich nicht weiter kommentieren, aber auch nicht zu hoch hängen. Es ist eine unnötige Diskussion, die keiner braucht.“

VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach
Aliou Baldé verpasste den Trainingsauftakt beim VfL Bochum, der Abschied rückt näher. © DPA Images | David Inderlied

Flügelstürmer Baldé wurde im August von OGC Nizza ausgeliehen für diese Saison, spielte fast nie, fiel aber häufiger durch Undiszipliniertheiten auf. So kam er mehrmals zu spät zum Training. Trainer Hecking hatte ihn daher auch mal für ein Tage vom Mannschaftstraining ausgeschlossen.

VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig ist längst in Gesprächen mit seinem Stammverein OGC Nizza. Ein vorzeitiges Ende der Leihe dürfte nur eine Frage der Zeit sein, da die aktuelle Situation für alle Beteiligten – Nizza, Bochum und Baldé selbst – keinen Sinn macht. „Da gilt es, für alle Beteiligten eine vernünftige Lösung zu finden“, so Hecking.

Drei Jungprofis bleiben im U23-Team von Heiko Butscher

Weiterhin nicht unter Hecking trainieren auch Mohammed Tolba, Niklas Jahn und Lennart Koerdt, die bereits seit Ende November zum Oberliga-Team (U23) von Trainer Heiko Butscher geschickt wurden. Sie haben bei den Profis keine Einsatzchance, Hecking verkleinerte so die Trainingsgruppe - der Kader umfasst weiterhin 31 Profis.

„Sie bleiben zurzeit noch beim Oberliga-Team, auch im Training. Vielleicht verlässt uns noch der eine oder andere Spieler, dann kann die Tür für sie wieder aufgehen. Aber solange unser Kader so groß ist, bleibt es dabei, dass sie beim Oberliga-Team trainieren und spielen“, erklärte Hecking. Wie berichtet will der VfL in dieser Transferperiode einige Spieler ausleihen oder verkaufen, sich umgekehrt mit ein oder zwei Qualitätsspielern, die auf Anhieb helfen sollen, verstärken. Bisher aber gibt es in beide Richtungen noch nichts Konkretes.

Konkurrenz für Passlack? 17-Jähriger darf sich beim VfL Bochum zeigen

DFB-19-Nachwuchsliga: VfL Bochum - SC Paderborn
VfL Bochums Kacper Koscierski spielt in der U19-Bundesliga eine herausragende Rolle im Team von Trainer David Siebers - und darf sich vorerst bei den Profis zeigen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Einen „Neuzugang“ aus dem eigenen Haus indes begrüßte Hecking: Kacper Koscierski darf sich bei den Profis beweisen. Der erst 17-jährige U19-Spieler gilt als einer der größten Talente des VfL zurzeit - und spielt auf einer Position, die in Heckings bisher praktiziertem System mit Dreierkette und Schienenspieler nicht ausreichend besetzt ist. Koscierski ist Rechtsverteidiger mit Offensivdrang, übernimmt auch in der erfolgreichen A-Jugend von Trainer David Siebers den Part des rechten Schienenspielers.

Der deutsche U18-Nationalspieler war schon mit im Sommertrainingslager in Gais noch unter Ex-Coach Peter Zeidler. Hecking holte ihn nun erstmals zu den Profis. „Zunächst bis nächste Woche ist er bei uns dabei. Auf der rechten Seite fehlt noch die richtige Alternative“, sagte der Trainer. „Felix Passlack macht es gut, aber die Alternativen sind eher defensiv ausgerichtet.“ In erster Linie ist das Cristian Gamboa, dessen Vertrag im Sommer endet. Wahlweise können auch Innenverteidiger einspringen wie Tim Oermann oder Noah Loosli.

Hecking, der sich auch U19-Spiele schon vor Ort ansah, ist angetan von Koscierski: „Ich will ihn einfach mal kennenlernen, er spielt ein gutes Jahr bei der U19, auch sein Training heute war ordentlich. Er hat ein gutes Spielverständnis und kriegt jetzt hier eine Chance, sich weiter zu zeigen.“

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