Bochum. Bernardo gibt beim VfL Bochum sein Comeback in der Startelf und räumt danach mit Gerüchten um seine Person auf. Die Hoffnung auf Besserung gibt er nicht auf.
Die Spieler standen verloren vor der Ostkurve. Weder richtige Abneigung schlug ihnen nach der 0:1-Pleite gegen Werder Bremen entgegen. Noch gab es großartig aufmunternden Applaus. Auch ein Blick auf die VIP-Tribüne zeigte, dass diese Partie niemand so richtig einordnen konnte. Hier diskutierte Aufsichtsratsmitglied Uwe Tigges, dort starrte Hans-Peter Villis, der sein Amt als Vorsitzender des Führungsgremiums derzeit ruhen lässt, ernüchtert vor sich hin. Elf Niederlagen in 13 Bundesligaspielen sind eine Bilanz, die wenig Hoffnung macht. Und auch das Spiel gegen die Norddeutschen trug nur bedingt dazu bei, doch noch vom nächsten Klassenerhalt träumen zu können.
Positive Dinge gäbe es dennoch, sagte Trainer Dieter Hecking nach der Partie. Schließlich habe seine Mannschaft 60 Minuten durchaus ansprechend gespielt. Und da wäre ja auch noch das Startelf-Comeback des Brasilianers Bernardo. Der zweikampfstärkste Spieler der vergangenen Saison wirkte endlich wieder von Beginn an mit, nachdem er in den letzten Wochen vereinzelte Einsatzminuten nach seiner langen Verletzungspause sammelte. Nun sei er wieder voll da, meinte sein Trainer am Samstagabend.
VfL Bochum: Bernardo versteht das Gegentor nicht
Doch auch beim sonst so fröhlichen Bernardo herrscht Ernüchterung nach dem Spiel. „Die Enttäuschung ist riesig, weil wir ein okay gutes Spiel gemacht haben“, sagte er. „Wir kriegen ein Tor, bei dem ich nicht verstehe, was da passiert. Das sind die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen am Ende der Saison.“ Eine Saison, die nach derzeitigem Stand im Abstieg enden wird - und möglicherweise mit einem ablösefreien Abgang des vielleicht besten Spielers im Bochumer Kader.
Bereits im Sommer wurde er mit einem Wechsel in Verbindung gebracht. Der VfL Bochum hätte ihn gern für eine anständige Ablösesumme verkauft. Ein Wechsel zu Bedingungen, die allen Seiten passten, konnte aber nicht realisiert werden. Auch, weil er sich im Trainingslager verletzte und anschließend monatelang ausfiel. Viel wurde über den Brasilianer in dieser Zeit gesprochen, die meisten Dinge haben ihn persönlich verletzt, wie er nun am Samstagabend offen zugab. „Ich war lange Weg und habe viele Sachen gelesen. Unter anderem von den Fans hieß es, ich wolle gehen, habe keinen Bock“, klagte er. Dies sei nie so gewesen. „Die Leute wissen nicht, wie schwer es für einen Fußballspieler ist, wenn er verletzt ist. Ich bin glücklich, dass ich wieder hier mit diesem Trikot spielen kann.“
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der 29-Jährige gern finanziell und sportlich seine glänzende letzte Saison vergoldet hätte, zu einem ambitionierten Team hätte wechseln wollen. Union Berlin und Borussia Mönchengladbach galten lange als Kandidaten, sein Vater und Berater weilte sogar im Trainingslager in Gais. Dennoch betonten Vereinsmitarbeiter - wie unter anderem der inzwischen freigestellte Sportdirektor Marc Lettau - stets, dass sich Bernardo selbst nie etwas habe zu Schulden kommen lassen. Die Verletzungen taten ihr übriges.
VfL Bochum: Bernardo hofft auf einen Sieg, der alles verändern könnte
Nun wird bis zum Saisonende auch einiges vom Brasilianer abhängen, der von Trainer Hecking unter der Woche bereits ein Wechselverbot erteilt bekam. 17 Spiele müsste er für den VfL insgesamt machen, damit sich der Vertrag an der Castroper Straße automatisch verlängert. Er selbst jedenfalls scheint voll motiviert, bis zum Schluss alles für den Verein zu geben. „Der Glaube ist zu 100 Prozent noch da. Unsere Situation ist nicht einfach, alle wissen das“, sagte er.
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Was könnte Abhilfe schaffen? „Wir brauchen einen Sieg und danach ist der Druck weg und wir können vielleicht Punkte sammeln“, so der 29-Jährige. „Wir sind alle enttäuscht. Wir stehen jede Woche hier und sagen, dass wir gut gespielt haben und einen Sieg brauchen. Jede Woche ist es das Gleiche. Aber wir dürfen an dieser Mentalität nichts ändern, sonst macht alles keinen Sinn mehr.“ Dass es noch zu früh dafür ist die Flinte ins Korn zu werfen, davon sind sie in Bochum überzeugt. Immerhin seien schließlich die ersten 60 Minuten gegen Bremen gut gewesen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.