Köln. Lance Armstrong ist die zentrale Figur eines der größten Dopingskandale der Sportgeschichte. Seine Reputation hat der Texaner verloren, seine sieben Tour-Titel wohl auch. Für seine Krebs-Stiftung ist der Fall des einstigen Idols ein Desaster, zudem drohen Armstrong strafrechtliche Konsequenzen.

Der gefallene Rad-Star Lance Armstrong muss sich neben dem Verlust seiner sieben Tour-Titel auch abseits des Sports auf eine harte Landung einstellen. Nach dem niederschmetternden Urteil im Bericht der US-Antidoping-Agentur USADA ist das Image des selbsternannten Saubermanns stark angekratzt. Selbst in den USA, wo dem Volkshelden Armstrong stets besondere Verehrung zuteil wurde, kippt die Stimmung. Sogar die karitative Arbeit für seine Krebs-Stiftung um die "Livestrong"-Initiative wird hinterfragt.

"Die Stiftung steht vor einem enormen Problem. Die Menschen fühlen sich von der Heldengeschichte Lance Armstrongs betrogen. Glaubwürdigkeit ist für eine Non-Profit-Organisation essenziell", sagte Daniel Borochoff, Präsident der US-Organisation Charity Watch. Der Kreis der Spender werde desillusioniert sein, da der selbst einst an Krebs erkrankte Armstrong ein großes Vorbild gewesen sei. Charity Watch hatte der für ihre gelben Armbänder berühmten "Lance Armstrong Foundation" die höchste Bewertung erteilt. Allein im vergangenen Jahr empfing sie über 35 Millionen Dollar an Spenden.

Armstrong will Arbeit bei Livestrong fortsetzen

Armstrong zeigt sich von der Veröffentlichung der USADA-Akten unbeeindruckt, er will seine Arbeit bei Livestrong wie gewohnt fortsetzen. Zuletzt brachte er über Twitter seine Vorfreude auf ein Treffen mit "vielen Freunden und Unterstützern" von Livestrong zum Ausdruck.

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Rückendeckung erhielt Armstrong vom Sportar tikelhersteller Nike, der den Texaner ausrüstet und finanzielle Hilfen für Livestrong beisteuert. "Wir bedauern, dass Lance Armstrong wohl nicht länger in der Lage sein wird, an bestimmten Wettkämpfen teilzunehmen und seine Titel anscheinend davon betroffen sind. Lance Armstrong hat seine Unschuld wiederholt beteuert. Nike plant, Lance und seine Lance-Armstrong-Stiftung zur Unterstützung Krebskranker auch weiterhin zu unterstützen", sagte Unternehmenssprecher Olaf Markhoff.

Nike hat dank Armstrong "jetzt ein Problem"

Ob der Sportartikelriese und andere Firmen aber auch nach Ablauf geltender Verträge zu dem 41-Jährigen stehen werden, darf bezweifelt werden. Zu groß scheint der Schaden, der an Armstrongs Reputation durch seine Dopingvergehen und dem von ihm maßgeblich getragenen System aus Manipulation und Vertuschung entstanden ist. "Wenn Sie als Firma saubere Leistung, die auf fairen Wettkampf beruht, verkaufen wollen, haben sie jetzt ein Problem", sagte David Carter, Chef des Sportwirtschaftsinstituts der Universität von South California.

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Auch strafrechtlich könnte Armstrong weiterer Ärger drohen. In dem 202-seitigen Machwerk der USADA warfen die Dopingjäger Armstrong "Falschaussagen unter Eid" in den USA und Frankreich vor.

Aberkennung der Titel wohl nur Formsache

Derweil könnte Armstrongs Aberkennung seiner Erfolge über den Verlust der Tour-Gesamtsiege hinaus gehen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) prüft die Möglichkeit, Armstrong die Bronzemedaille im Zeitfahren der Olympischen Spiele 2000 in Sydney trotz Ablauf der achtjährigen Verjährungsfrist zu entziehen.

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'Das IOC hat die Daten der USADA zur Kenntnis genommen und untersucht sie derzeit samt aller damit verbundenen Dokumente', teilte eine IOC-Sprecherin mit. Derzeit sei es noch zu früh zu sagen, ob das IOC tätig werde: "Sollte sich jedoch ein Beweis herausstellen, der ein Disziplinarverfahren ermöglichen würde, kämen wir dem nach."

Zuvor fällt jedoch der Radsport-Weltverband UCI eine Entscheidung über den Sieger der Frankreich-Rundfahrten 1999 bis 2005. Aufgrund der Beweislast dürfte die Aberkennung aller Armstrong-Titel lediglich Formsache sein. (sid)