Essen. Leihspieler Julian Eitschberger hat bei Rot-Weiss Essen überzeugt. Im Sommer kehrt er zu Hertha BSC zurück. Es gibt Parallelen zu Marvin Obuz.

Auch wenn noch reichlich Spieltage bis zum Saisonende für Drittligist Rot-Weiss Essen zu absolvieren sind, so kann man jetzt schon sagen: Die Ausleihe von Julian Eitschberger hat sich jetzt schon gelohnt, die Berufung in die „Kicker Elf des Tages“ an diesem Wochenende spricht Bände - selbst wenn RWE gegen den Tabellenletzten Unterhaching nicht über ein 1:1 hinauskam. Mit Torhüter Jakob Golz und zuletzt Tom Moustier gehört der gebürtige Brandenburger zu den Formkonstanten bei den Rot-Weissen.

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    Die Spielweise des aktuellen U 20-Nationalspielers lässt so manchem RWE-Fan auf den Tribünen das Herz aufgehen. Wenn jemand für den oft proklamierten „Hafenstraßen-Fußball“ steht, dann der 20-jährige Außenverteidiger. Im Spiel gegen den Ball erinnert er an den berühmtesten aller „Terrier“, Berti Vogts. Nur im Drang nach vorne unterscheiden sich beide erheblich, der Essener hat auch als Flankengeber einiges zu bieten. Auch gegen die Münchner Vorstädter bearbeitete er konsequent die rechte Seite, wenn auch der Erfolg ausblieb.

    Rot-Weiss Essen: Eitschberger sieht „unglücklichen“ RWE-Auftritt

    „Wenn wir die erste Halbzeit betrachten, sind wir nicht gut reingekommen, aber dann haben wir Moral bewiesen und gegen einen tiefstehenden Gegner alles investiert, um die Punkte mitzunehmen. Ich weiß nicht, wie viele Schüsse wir hatten. Ziemlich unglücklich, dass wir nicht den Sieg nach Hause fahren konnten“, bedauerte er. Allerdings lieferte die Hertha-Leihgabe die Argumente auch gleich mit, warum es von Beginn an nicht so lief wie zuletzt gegen Hannover: „Der Platz war heute auch nicht der beste, und dann haben wir einfach die Bälle in die Mitte reingespielt. Natürlich haben sie darauf gelauert und direkt den Konter gefahren.“

    So kam es zum Rückstand zur Pause, den die Fans erstaunlich gelassen hinnahmen - das war nicht immer so. Aber, für Eitschberger auch ein Indiz dafür, dass man auch schon vor der Pause nicht alles falsch gemacht hatte: „Ich glaube, die Fans merken, dass wir alles aufopfern, deswegen stehen sie auch hinter uns. Aus drei Spielen sieben Punkte - das lässt sich auf jeden Fall sehen.“

    Auch wenn es zum dritten Sieg in Folge nicht gereicht hatte, was aber nicht auf Fahrlässigkeit zurück zu führen sei. Man habe den Gegner auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen, es wäre zur Genüge unter der Woche thematisiert worden, dass die Hachinger stärker seien als ihr Tabellenplatz aussagte.

    Rot-Weiss Essen: Rote Karte gegen SC Verl war der Tiefpunkt

    Es läuft halt nicht immer alles wunschgemäß, auch für ihn, den eigentlichen Zweitligaspieler nicht. Negativer Höhepunkt in dieser Saison sicherlich die unglückliche Rote Karte für ihn im Spiel gegen den SC Verl. Nachdem Schiedsrichter Fuchs erst Gelb gezückt hatte, korrigierte er seine Entscheidung in glatt Rot, als er die (blutende) Wunde von Berkan Taz begutachtet hatte. Eine harte Entscheidung. Bitter auch für Rot-Weiss, dass in den kommenden Partien in Rostock (0:4) und Aue (1:2) das Fehlen des dynamischen Außenverteidigers schmerzhaft zu spüren bekam.

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    Aber er kam gestärkt aus der Zwangspause zurück, inzwischen ist er auf der rechten Schiene wieder nicht wegzudenken. Auch seine persönliche Zwischenbilanz an der Hafenstraße fällt äußerst positiv aus. „Ich komme auf meine Spielzeit, RWE ist ein großer Verein mit viel Tradition. Ich kam hierher, um weitere Erfahrung zu sammeln. Ich denke, dass ich den nächsten Schritt gemacht habe oder gerade mache.“

    Marvin Obuz sitzt nach einem starken Jahr bei Rot-Weiss Essen in Köln nur auf der Bank.
    Marvin Obuz sitzt nach einem starken Jahr bei Rot-Weiss Essen in Köln nur auf der Bank. © Jan Fromme/firo Sportphoto | Jan Fromme

    Die Fans würden sich wünschen, dass diese Schritte auch in der kommenden Saison noch fortgesetzt würden; vorausgesetzt, das Team hält die Klasse. Aber auch wenn Eitschberger seinen Vertrag bei der Berliner Hertha noch im Sommer bis 2027 verlängert hatte, deutet alles auf eine Rückkehr an die Spree hin, das große Talent will den nächsten Stepp in der Zweiten Liga machen, auch wenn er sich noch dezent zurückhält: „Was im Sommer ist, das weiß ich noch nicht so genau, das macht mein Berater im Hintergrund - alles weitere sehen wir dann.“

    Rot-Weiss Essen: Parallelen zu Marvin Obuz

    Die Zeichen stehen wohl auf schmerzhaften Abschied im Sommer, das sehen auch die Essener Verantwortlichen ganz realistisch. Aktuell gehe man jedenfalls davon aus, dass er zur Hertha zurückkehre. Die Chancen, in Essen zu bleiben, sagen sie, seien ähnlich gering wie zuletzt beim Kölner Marvin Obuz. Sollten die Hertha aber auch im kommenden Sommer der Meinung sein, dass Eitschberger noch nicht bereit für die 2. Bundesliga ist, wären die Essener wieder ein dankbarer Abnehmer für ein erneutes Leihgeschäft.

    Bei Obuz hat sich die Rückkehr zum 1. FC Köln bisher nicht ausgezahlt. In der Domstadt sitzt der Offensivspieler nur auf der Bank, im Sommer werden sich die Wege wohl endgültig treffen. Die Essener wären ein dankbarer Abnehmer und beschäftigen sich nach Informationen dieser Redaktion mit einer Rückkehr. Vor einem Jahr hieß es noch, Obuz sei für die 3. Liga überqualifiziert. Ähnliche Töne werden auch bei Julian Eitschberger angeschlagen.