Essen. Rot-Weiss Essen hat die Abstiegsränge in der 3. Liga verlassen und greift nach dem dritten Sieg in Folge. Tobias Kraulich erklärt den RWE-Aufschwung.
- Rot-Weiss Essen hat im Abstiegskampf der 3. Liga eine Mini-Serie gestartet und erstmals in dieser Saison zwei Siege in Folge eingefahren.
- Einer der Gewinner der letzten beiden Spiele ist Tobias Kraulich. Der Innenverteidiger profitierte von einer Systemumstellung.
- Am Samstag trifft RWE auf die SpVgg Unterhaching, den Tabellenletzten. Kraulich erklärt im Gespräch mit der WAZ, worauf es ankommen wird und was sein Team aktuell auszeichnet.
Ein angenehmes Debüt war es nicht, das Joel Grodowski am vergangenen Sonntag für seinen neuen Klub Arminia Bielefeld erleben durfte. Wenige Tage nach seinem Wechsel von Preußen Münster zur Bielefelder Alm stand der pfeilschnelle Angreifer im Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen in der Startelf und traf auf einen Gegenspieler, der keine Willkommensgeschenke in der 3. Liga zu verteilen hatte. Tobias Kraulich (25) ließ die neue Sturm-Hoffnung der Arminia nicht ins Spiel kommen. Er verteidigte mutig nach vorne und verhinderte so die gefürchteten Tempoläufe Grodowskis, der nach 68 Minuten beim Stand von 0:2 entnervt den Platz verlassen musste.
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Am Mittwoch nach dem Training zeigt sich Kraulich erleichtert über den überraschenden 2:1-Sieg in Bielefeld. Das Lob für seine eigene starke Leistung gibt der gebürtige Erfurter an seine Teamkollegen weiter. „Wir haben es als Mannschaft sehr gut verteidigt, hatten eine gute Höhe und konnten den Gegner nach außen lenken“, sagt er. „Dadurch war es für mich einfacher, das Tempo von Grodowski einzufangen. Bei einem normalen Sprint wäre es eng geworden. Die Abwehrarbeit des Teams war gut, aber es war auch klar, dass wir Jakob mal brauchen würden. Er hat uns den Arsch gerettet. Insgesamt war es sehr zufriedenstellend.“
Rot-Weiss Essen: Spieler haben „nicht den Kopf verloren“
Nach dem enttäuschenden Rückrundenauftakt in Aachen prasselte viel Kritik auf das RWE-Team ein. Innerhalb von nur zwei Wochen kletterte Rot-Weiss Essen dank der ersten Mini-Serie der Saison vom vorletzten Tabellenplatz auf einen Nichtabstiegsrang. Wie so häufig im Fußball habe der Kopf dabei eine entscheidende Rolle gespielt, erklärt Kraulich. „Trotz des Rückschlags in Aachen haben wir nicht den Kopf verloren. Unsere Vorbereitung war gut, wir haben uns deshalb nicht verrückt machen lassen.“
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Die Lage der Essener hat sich innerhalb kurzer Zeit schlagartig verbessert. Dafür gibt es Gründe, die der Innenverteidiger erläutert: „Es ist offensichtlich, dass uns Klaus (Gjasula, Anm. d. Red.) im Zentrum gut tut. Zudem gab es auch eine Systemumstellung, die uns auch geholfen hat. Da kam einiges zusammen. Zwei Siege waren wichtig, wir stehen nun einen Punkt über dem Strich. Aber das bringt nichts, wenn wir am Samstag nicht nachlegen.“
Rot-Weiss Essen überzeugt mit Dreierkette
Von der Umstellung auf eine Dreierkette hat auch Kraulich profitiert. Beim Auftakt in Aachen, als RWE mit einer Viererkette agierte, saß der Sommer-Zugang von Dynamo Dresden nur auf der Bank. Eine leichte Verletzung in der Vorbereitung hatte ihn zurückgeworfen, Kapitän Michael Schultz und José-Enrique Rios Alonso erhielten den Vorzug. Seit dem Hannover-Spiel stehen alle drei gemeinsam auf dem Feld und es funktioniert. „Ich hatte damit gerechnet, in Aachen nicht in der Startelf zu stehen, da ich ein Vorbereitungsspiel gegen Emmen verpasst habe und die Jungs dann gut gespielt haben“, räumt Kraulich ein. „Ich denke, dass wir top Innenverteidiger haben, auch mit Musti Kourouma. Viererkette können wir aber auch spielen. Aktuell klappt es mit drei Leuten sehr gut und wir fühlen uns wohl. Das ist derzeit die optimale Lösung.“
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Der 1,91 Meter große Defensivspezialist mit Zweitliga-Erfahrung (15 Spiele für die Würzburger Kickers) erlebt eine Saison mit Höhen und Tiefen, so wie seine Mannschaft. Kraulich verpasste fast die komplette Rückrunde der letzten Saison verletzungsbedingt. Entsprechend beschwerlich war sein Start an der Hafenstraße. „Ich kam aus einer Verletzung, das hat etwas gedauert bei mir. Es wurde aber schon in der Hinrunde Schritt für Schritt besser“, sagt er.
Eine Rotsperre vor der Winterpause warf Kraulich erneut zurück. Gegen Hannover konnte er aber seine Chance nutzen und zwei Tore erzielen, sogar ein Hattrick lag in der Luft. Nur eine Woche später konnte der RWE-Verteidiger diese Leistung auf der Alm bestätigen. Kraulich erinnert wieder an den Spieler der Hinrunde der letzten Saison, als er bei Dynamo Dresden zu den Leistungsträgern eines Aufstiegskandidaten zählte. Das möchte er nun auch in Essen zeigen. „Ich fühle mich jetzt gut, auch mental, so kann ich hoffentlich eine hervorragende Rückrunde spielen.“
Rot-Weiss Essen gegen die SpVgg Unterhaching: „Es ist gefährlich“
Am kommenden Samstag dürfte Kraulichs Erfahrung behilflich sein, den Gegner nicht zu unterschätzen. RWE trifft an der Hafenstraße auf das abgeschlagene Schlusslicht SpVgg Unterhaching. Aus seiner Zeit in Würzburg, als er zweimal in Folge abgestiegen ist, weiß er, was in den Köpfen des nächsten Gegners vorgeht. „Es ist gefährlich. Leider war ich selbst schon in so einer Situation, abgeschlagen zu sein“, betont Kraulich. Seine eindeutige Botschaft an seine Kollegen: „Man darf so eine Mannschaft auf keinen Fall unterschätzen. Aber dafür haben wir genug erfahrene Spieler, die das in die Mannschaft übertragen. Wir sind weiter im Abstiegskampf, da gilt es, jeden Gegner ernst zu nehmen.“
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