Antalya. Eine Woche lang hat sich Rot-Weiss Essen in der Türkei auf den Abstiegskampf in der 3. Liga vorbereitet. Einige Spieler nutzten ihre Chance.

Als der Flieger der türkischen Fluggesellschaft „Pegasus Airlines“ am Sonntagmittag pünktlich in Düsseldorf landete, war den Spielern von Rot-Weiss Essen die Erleichterung anzumerken. Nach einer intensiven Woche im Trainingslager an der türkischen Riviera warten zweieinhalb wohlverdiente freie Tage auf die Profis des Fußball-Drittligisten. Am Mittwoch startet die finale Phase der Vorbereitung auf den Rückrunden-Auftakt am Sonntag (16:30 Uhr) bei Alemannia Aachen.

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    Noch ist der Kader der Essener für das Unternehmen Klassenerhalt nicht komplett. Zu Beginn der neuen Woche wird Vollzug erwartet. Ein Mittelstürmer und ein Linksverteidiger sollen verpflichtet werden. Leonardo Vonic wird den Verein hingegen verlassen, sein Verkauf zu einem Klub ins Ausland, Favorit ist die U23 des FC Porto, könnte sich aber noch einige Tage hinziehen.

    Unabhängig von den Transferaktivitäten hat sich in der Türkei eine Startelf herauskristallisiert, die aktuell das Vertrauen von Trainer Uwe Koschinat genießt. Darunter sind auch Spieler, die in der Hinrunde keine große Rolle spielten, nun aber vor allem in Antalya positiv auf sich aufmerksam gemacht haben. Auch ein ganz junger Spieler, dem die Zukunft in Essen gehören soll, nutzte seine Chance.

    Rot-Weiss Essen: Das sind die Gewinner des RWE-Trainingslagers

    Joseph Boyamba: Der erfahrene Flügelspieler wurde im Spätsommer verpflichtet, um ein Unterschiedsspieler für RWE zu sein. Doch Boyamba enttäuschte auf ganzer Linie, nur ein Scorerpunkt in 14 Spielen sind für einen Mann mit seinen fußballerischen Fähigkeiten eine erschütternde Bilanz. Der 28-Jährige war der Wunschspieler von Christoph Dabrowski, doch ausgerechnet erst seit dem Trainerwechsel zeigt seine Formkurve nach oben.

    Joseph Boyamba nähert sich unter RWE-Trainer Koschinat seiner alten Form.
    Joseph Boyamba nähert sich unter RWE-Trainer Koschinat seiner alten Form. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

    Zwei ordentlichen Auftritten gegen Osnabrück und den VfB Stuttgart folgte eine überzeugende Vorbereitung. Boyamba traf gegen den FC Emmen, im Trainingslager in der Türkei war er in den Einheiten präsent und spielte stark gegen Dynamo Dresden. Der Wechsel seines guten Freundes Dominik Martinovic an die Hafenstraße hat ihm zusätzlichen Rückenwind gegeben. Zusammen mit dem ebenfalls formstarken Ramien Safi wird er in Aachen mit hoher Wahrscheinlichkeit die Flügelzange bilden, sollten beide gesund bleiben.

    Von Trainer Uwe Koschinat gab es ein Sonderlob für Boyamba. „Joseph Boyamba hat in der Hinrunde aus meiner Sicht auch berechtigt auf die Fresse bekommen. Der Junge fällt mit einem sehr hohen Einsatz in den letzten Tagen auf und mit seiner Balleroberung konnten wir gegen Dresden den entscheidenden Konter setzen.“

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    Tom Moustier: Der 22-jährige Franzose ist wie Boyamba auch ein Gewinner des Trainerwechsels. Unter Dabrowski musste er aufgrund einer langen Verletzungspause und anschließender Formsuche lange auf seine Chance warten, unter Koschinat hat er sie vor der Winterpause, auch aufgrund personeller Probleme, erhalten und genutzt.

    Rot-Weiss Essen: Für Torben Müsel wird es schwer

    Seine Aufwärtstrend bestätigte Moustier in der Türkei. Koschinat arbeitete in Antalya intensiv an den Schwächen des Sommer-Zugangs aus Hannover. Dazu zählen eine Unruhe im Ballbesitz und die Entscheidungsfindung. Die eine oder andere laute Ansage seines Trainers musste Moustier aushalten, überzeugen konnte er aber vor allem mit seiner Intensität. An der Seite des erfahrenen Neuzugangs Klaus Gjasula kann der Franzose seine Stärken besser ausspielen. Seine Energie hilft der Mannschaft weiter, seine weiten Einwürfe sorgen für zusätzliche Torgefahr.

    RWE-Energiebündel Tom Moustier sucht mit dem Ball am Fuß nach einer Lösung.
    RWE-Energiebündel Tom Moustier sucht mit dem Ball am Fuß nach einer Lösung. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

    Wenn Torben Müsel (Rückenprobleme) zurückkehrt, wird er es zunächst nicht leicht haben, Moustier wieder aus der Startelf zu verdrängen. Genau diesen Konkurrenzkampf haben die Essener im Mittelfeldzentrum gebraucht.

    Rot-Weiss Essen: Zwei RWE-Talente überzeugen den Trainer

    Gianluca Swajkowski: Der 19-Jährige wird in Aachen wohl nicht in der Startelf stehen, Neuzugang Gjasula ist auf der Sechs gesetzt. Dennoch durfte Swajkowski die Heimreise aus der Türkei mit einem guten Gefühl antreten. Sein Premieren-Tor gegen den VfB Stuttgart hat dem RWE-Eigengewächs Auftrieb gegeben. Swajkowski wird im Training immer selbstbewusster und präsenter, in den Testspielen gegen Emmen und Dresden hinterließ er einen guten Eindruck. Koschinat ist von seiner Entwicklung sehr angetan.

    Nicolai Schulte-Kellinghaus: Der heimliche Gewinner des Trainingslagers in Antalya. Für eine Woche durfte das 17-jährige RWE-Talent voll in die Profiwelt eintauchen. Der Innenverteidiger zahlte das Vertrauen zurück und überzeugte Trainer, Mitspieler und die mitgereisten Fans. Schulte-Kellinghaus trainiert schon seit Monaten regelmäßig bei den Profis mit, die Verantwortlichen an der Hafenstraße sehen in ihm großes Potential. Als U19-Jungjahrgang ist der Linksfuß in seiner Entwicklung sehr weit. Auf ungewohnter Linksverteidiger-Position hat der Essener Junge mit Ballsicherheit und Zweikampfstärke positiv überrascht. Die RWE-Fans sollten sich seinen Namen merken.