Essen. Gianluca Swajkowski (19) traf bei seinem ersten Drittliga-Einsatz für Rot-Weiss Essen. Er zeigt dem Trainer, dass er mehr als ein Lehrling sein kann.

Zwei Minuten auf dem Feld, erster Schuss, erstes Tor, Jubel vor der Heimkurve: Schöner hätte sich Gianluca Swajkowski sein Drittliga-Debüt für Rot-Weiss Essen wohl kaum ausmalen können. Ein Traumdebüt - „eigentlich“, sagt Swajkowski mit Blick auf den verpassten Sieg gegen Stuttgart (2:2). In der Mixed Zone des Stadions an der Hafenstraße darf der 19-Jährige nach dem Spiel auch seine ersten Interviews als Drittliga-Spieler geben. Er gibt sich offen und selbstbewusst, nicht schüchtern. Also genau so, wie er vorher auch auf dem Platz für Eindruck gesorgt hat.

Gianluca Swajkowski spielt seit der C-Jugend für RWE und stand in dieser Saison oft im Drittliga-Kader, ins Spiel kam er nie. Das änderte Uwe Koschinat eine Viertelstunde vor Schluss der Partie gegen den VfB Stuttgart II. „Ich habe das Trikot erst gar nicht richtig gesehen, ich habe nur von den Kameraden auf der Bank gehört, dass ich reinkomme“, beschreibt Swajkowski den Moment kurz vor der Einwechslung. Er habe gedacht „oh wow“ - und sicherheitshalber noch einmal geschaut, ob wirklich sein Trikot bereitlag.

Rot-Weiss Essen: Swajkowski mit Wahnsinns-Debüt

Es war tatsächlich das Trikot mit der Nummer 39, und dann ging alles ganz schnell. „Die ersten paar Aktionen bin ich gut ins Spiel gekommen und dann stehe ich halt richtig und treffe den Ball gut - das war ein unbeschreibliches Gefühl.“ Swajkowski sorgte für Riesenjubel an der Hafenstraße, erzielte das 2:1-Führungstor im Kellerduell gegen Stuttgart, jubelte mit weit ausgebreiteten Armen vor den Fans. Es war die perfekte Antwort auf den Ausgleich wenige Minuten zuvor.

„Er hat sein Herz in die Hand genommen, hat nicht nur sein Tor gemacht, sondern auch viele gute Bälle gespielt und Zweikämpfe gewonnen. Das musst du mit 19 Jahren erstmal auf den Platz bringen.“

RWE-Trainer Uwe Koschinat
über Gianluca Swajkowski

Damit überraschte er sogar Trainer Uwe Koschinat - der hatte Swajkowski vor allem wegen seiner defensiven Stärken gebracht. „Er ist mir im Training ehrlicherweise in so hohen, so offensiven Positionen gar nicht aufgefallen“, sagte der Trainer über den 19-Jährigen. „Er hat sein Herz in die Hand genommen, hat nicht nur sein Tor gemacht, sondern auch viele gute Bälle gespielt und Zweikämpfe gewonnen. Das musst du mit 19 Jahren erstmal auf den Platz bringen. Er hat in einer hektischen Phase gut Anschluss ans Spiel gefunden. Das war richtig toll.“

Swajkowski profitiert vom Trainerwechsel und vielen Ausfällen

Zur Wahrheit gehört auch, dass Koschinat nicht viel mehr Optionen hatte. Neun Spieler fehlten RWE insgesamt, darunter viele Leistungsträger. Swajkowski war einer der wenigen Defensiven auf der Bank - auch das führte zu seinem Drittliga-Debüt, wie er nachher selbst einräumte. Bis Samstag stand Swajkowski 14-mal im Kader, er galt als der Nachwuchsspieler mit den besten Chancen. Eingewechselt wurde er von Christoph Dabrowski nie. „Ich bin eine Person, die die Situation sehr gut einschätzen kann. Wir stehen nicht gut, ich bin jung, da setzt man eher auf erfahrene Leute. Das ist nicht einfach für den Kopf, aber ich habe auf diesen Moment hingearbeitet.“

Rot-Weiss Essen - VfB Stuttgart U21
Gianluca Swajkowski jubelt mit weit ausgebreiteten Armen vor den Fans von Rot-Weiss Essen © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Der Trainerwechsel und die Personalsituation waren nun Swajkowskis Chance - die hat er genutzt. Er hat gezeigt, dass die Aufgabe nicht zu groß für ihn ist. Uwe Koschinat sagte: „Einige haben heute ihren Kopf aus dem Wasser gestreckt“, mit Blick auf die gute Leistung des Teams trotz der vielen Ausfälle.

Rot-Weiss Essen: Swajkowski hat weitere Chancen verdient

Welche Rolle Swajkowski nach der Winterpause spielen wird, ist offen. Stammspieler kommen zurück, dazu will und muss RWE auch Verstärkungen holen. Mit seinem Auftritt am Samstag hat Gianluca Swajkowski sich aber eine weitere Chance verdient.

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