Duisburg. Das 0:0 gegen Paderborn II sah Trainer Hirsch als eine „absolute Weiterentwicklung“, sein Sportchef vermisste den Esprit eines Spitzenreiters.
Es ist gut zwei Wochen her. Der Fußball-Regionalligist MSV Duisburg hatte vor 27.000 Zuschauern das Derby gegen Verfolger Rot-Weiß Oberhausen verloren. Dietmar Hirsch orakelte damals: „Du kannst dir in einem Derby mit so einer Kulisse einiges kaputtmachen.“
Der Schaden lässt sich inzwischen genauer absehen. Die Euphorie ums Zebra hat einen deutlichen Dämpfer bekommen. Als Schiedsrichter Jan-Philipp Schöneseiffen am Freitag das torlose Remis gegen den SC Paderborn II beendete, waren Pfiffe zu hören. Die Ehrenrunde der Kicker war rasend schnell beendet. Niemand rief „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey“. Obwohl die Meidericher das ja noch sind.
„Das ist natürlich nicht schön, wenn man Pfiffe hört und Unzufriedenheit hört. Das muss ich nicht weiter kommentieren.“
Coach Dietmar Hirsch, der nie müde wird, die Unterstützung durch die Fans zu loben, sah sich zu folgendem Statement gezwungen: „Das ist natürlich nicht schön, wenn man Pfiffe hört und Unzufriedenheit hört. Das muss ich nicht weiter kommentieren.“ Dazu passt, dass „nur“ 12.200 Zuschauer zur Partie gegen den Nachwuchs eines Zweitligisten gekommen waren. Zum ersten Mal in dieser Saison schauten weniger als 13.000 Zuschauer den schmalbrüstigen Zebras in Schauinsland-Reisen-Arena beim Regionalliga-Kicken zu.
Zum dritten Mal in Folge gingen sie nach Hause, ohne auf einen Sieg ihrer Lieblinge anstoßen zu können. Die Ergebniskrise, das Wort hatte Dietmar Hirsch am Mittwoch vor dem Spiel zum ersten Mal benutzt, schreibt sich fort. Eine der am häufigsten gestellten Fragen in Duisburg lautet: Schaffen die das?
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Quasi-Sportchef Chris Schmoldt hatte Verständnis fürs Murren: „Die Zuschauer wollten sehen, wer der Tabellenführer ist und wer ein Ziel hat. Das konnten sie speziell in der ersten Halbzeit nicht.“ Schmoldt ist bei der Beurteilung der Partie im Dissens mit Trainer Dietmar Hirsch. Der hatte gesagt: „Ich glaube, der Punkt bringt uns weiter.“ Und er sagte auch: „Ich denke, es war eine absolute fußballerische Weiterentwicklung gegenüber letzter Woche.“
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Da hatte sich der MSV nach einer 2:0-Führung gegen Kellerkind Eintracht Hohkeppel mit einem 2:2 bescheiden müssen. Kapitän Hahn sagte am Freitag beinahe euphorisch: „Ich bin stolz auf die Jungs, auch wenn sich das jetzt kacke anhört.“ Genau so hörte es sich an: Der Spitzenreiter der Liga feierte sich nach einem Heimspiel gegen den Tabellenachten, weil er kein Tor kassiert hatte.
Die Mannschaft, die in der Hinrunde nur eine Niederlage einstecken musste (in Paderborn 1:2), hatte nach Ansicht von Trainer Hirsch „mutig“ gespielt. So mutig waren sie, dass der Torwart der Gäste die Handschuhe nur an hatte, damit er keine kalten Finger bekam. Halten musste er nämlich keinen Ball. Sussek schoss einmal neben das Tor, der eigenwechselte Jonas Michelbrink traf das Außennetz. Kapitän Ali Hahn drosch einen Freistoß aus 18 Metern in der Nachspielzeit deutlich über die Bude.
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Thilo Töpken, der neue Stürmer, wird nach dem Abend überlegt haben, ob er gemeinsam mit Malek Fakhro und Gerrit Wegkamp eine Selbsthilfegruppe aufmacht. Thema: „Ich fühle mich furchtbar einsam im Strafraum.“ In der Fachsprache des Trainers klingt das so: „Nach vorne hätte es etwas zwingender sein können. Ab und an sind Flanken reingeflogen. Da war die Boxbesetzung nicht ganz so gut.“ In Unterzahl wirkten die Zebras sogar gefährlicher als mit elf Mann. Nach der unberechtigten Roten Karte gegen Can Coskun in der 51. Minute hatten die Hausherren wenigstens mit Leidenschaft verteidigt. Die eigenen Konterchancen verplemperte man dann aber im Stile einer C-Jugend.
Beinahe ein Lucky Punch
Der eingewechselte Joshua Bitter hätte in der Nachspielzeit beinahe den Lucky Punch gesetzt. Er war schon auf und davon zu einem Sololauf aufs Paderborner Tor. Tristan Zobel holte ihn erst ein und dann von Beinen. Der Gast zog die Notbremse, der Schiri die dieses Mal berechtigte Rote Karte und der MSV ohne Sieg vom Platz. Den Zebras ist inzwischen sogar der „Bayern-Dusel“ abhanden gekommen, also die Kunst ein Spiel zu gewinnen, ohne dass man wirklich was dafür kann.
Immerhin, die Konkurrenz lässt den Meiderichern zum Glück Spielraum. Die Defizite lassen sich mit der Tabellenführung im Rücken aufarbeiten. Oberhausen verlor am Samstag in Gütersloh. Gladbach II unterlag im Verfolgerduell gegen Fortuna Köln mit 0:3. Der Abstand beträgt derzeit vier Punkte. Hirsch: „Wir wollen weitermachen. Wir wollen auf diesem Spiel aufbauen.“ Nächste Woche gehe es weiter, und zwar am kommenden Sonntag bei der U 23 von Fortuna Düsseldorf am Flinger Broich.
Warten auf den WDFV
Der MSV wartet weiter. Nach wie vor hat der Westdeutsche Fußball-Verband nicht über den Einspruch gegen die Zwei-Spiele-Sperre von Trainer Dietmar Hirsch entschieden. Der Coach hatte beim 3:4 gegen Gütersloh nach Abpfiff wegen eigener Diskussion mit dem Schiedsrichter Rot gesehen. Das war am 7. Dezember 2024. Statt der üblichen Pause von nur einem Spiel hatte der Verband das Strafmaß verdoppelt. Der MSV legte Widerspruch ein. Verhandelt wurde er nach Auskunft der Meidericher bislang nicht.