Duisburg. Die Zebras können sich auch gegen die Paderborner Zweitvertretung nicht aus der Ergebniskrise befreien. Rote Karte für Coskun.
Die beste Nachricht des Abends: Der MSV Duisburg wird auch nach dem aktuellen Spieltag Spitzenreiter der Fußball-Regionalliga West bleiben. Das war es dann aber weitgehend schon. Die Partie gegen die Zweitvertretung des SC Paderborn 07, die zur Befreiung aus der kleinen „Ergebniskrise“ des Tabellenführers dienen sollte, hat diese nur noch weiter vertieft. Auch im dritten Heimspiel in Folge gelang kein Sieg; vielmehr mussten die Zebras fast noch Erleichterung empfinden, nach 40-minütiger Unterzahl mit einem torlosen Unentschieden davongekommen zu sein.
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Trainer Dietmar Hirsch nahm gegenüber dem 2:2 bei Eintracht Hohkeppel zwei Änderungen in seiner Startelf vor. Erstmals seit dem 3:4 gegen den FC Gütersloh und überhaupt erst zum sechsten Mal in dieser Saison stand Moritz Montag als Rechtsverteidiger in der Startelf; für ihn musste Joshua Bitter auf die Bank. Montag hatte schon im Hinspiel begonnen und auch ein Tor erzielt, doch die Partie ging bekanntlich mit 1:2 verloren. Auch neu drin: Simon Symalla an Stelle von Dustin Willms. Zudem rückten Jonas Michelbrink und Leon Müller für Gerrit Wegkamp und Franko Uzelac in den Spieltagskader.
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Stadionsprecher Stefan Leiwen machte sich vor dem Spiel den Spaß, „die Fans des SC Paderborn“ zu begrüßen. Ein Blick in den Gästeblock zeigte: Da waren außer Ordnern keine Menschen, die es zu begrüßen galt, was sicher nicht nur daran lag, dass die Zweitligatruppe der Ostwestfalen gleichzeitig daheim gegen Preußen Münster kickte. Wenn es also schon auf diese Weise nicht gelang, die Teilnahme der SCP-Zweitvertretung am Regionalliga-Spielbetrieb zu rechtfertigen, dann wollten das zumindest die Kicker in Dunkelblau tun. Die dachten nämlich von Beginn an nicht daran, dem MSV den einem Spitzenreiter gebührenden Respekt entgegenzubringen und spielten durchaus mutig nach vorn.
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Zwar sprang dabei nichts akut Gefährliches heraus, doch schon ein paar Wuseligkeiten in der MSV-Abwehr sorgten dafür, dass sich die Unterstützung von den Rängen gleich wieder mit einem skeptischen Raunen paarte. Hinzu kam, dass es auch mit eigenen Offensivaktionen zur Erwärmung des Anhangs einige Zeit dauerte. Erst ab der zehnten Minute begann der MSV das Kommando zu übernehmen, schaffte es aber noch nicht, Gästekeeper Florian Pruhs in sportliche Erklärungsnot zu bringen. Ein Kopfball von Symalla recht weit am Tor vorbei (13.), ein im Ansatz interessanter, aber von einem Abwehrbein abgeblockter Distanzschuss von Montag (17.), das war es erst einmal.

Wenn es denn noch eines Weckrufs für die Hausherren bedurfte, dann erfolgte er in der 26. Minute: Nach einem Fehler von Moritz Montag in der Vorwärtsbewegung hatten plötzlich drei Paderborner die Chance, allein auf Max Braune zuzustürmen. Weil der letzte Pass auf Joel Vega Zambrano aber nicht ganz sauber erfolgte und Can Coskun von hinten angerauscht war, um ihn körperbetont, aber nicht unfair an der Ballannahme zu hindern, blieb es beim großen Schreckmoment.
Da sich aber auch in der Folge nicht viel Gutes tat, folgten wenig später sogar die ersten nicht überhörbaren Pfiffe: nämlich, als sich Paderborn mal am MSV-Strafraum festsetzte und durch Anton Bäuerle sogar zu einem gefährlichen Abschluss kam. Zum Glück rauschte sein Schuss halbwegs parallel zur Torlinie ins Aus (38.). Richtig laut wurde es dann wenig später, als Max Braune die Kugel im eigenen Strafraum am Fuß führte und sich kein Anspielpartner fand. Die Stimmung beim Spitzenreiter der Regionalliga begann zu kippen. Zum Pausenpfiff gab‘s sogar Pfui-Rufe und kaum ein Einstimmen in den Zebra-Twist.

Nach dem Wechsel: erst einmal neuer Schwung. Er kam in Person von Jonas Michelbrink, der Jakob Bookjans ersetzte. Ganze 74 Sekunden waren gespielt, da hätte es schon klingeln können. Michelbrink leitete am Strafraum weiter auf Patrick Sussek, dessen Schuss am rechten Pfosten vorbeirauschte. Dann der große Aufreger: Can Coskun versuchte auf der linken Abwehrseite mit in der Tat sehr hohem Bein zu klären und traf dabei ohne erkennbare Absicht Martin Ens am Körper. Der Paderborner stürzte zu Boden, hielt sich das Gesicht – und Schiedsrichter Jan-Philipp Schöneseiffen zog aus seiner Gesäßtasche die rote Karte. Überzogen und ein Schock für die verstummenden Fans.
Dietmar Hirsch reagierte. Er nahm mit Thilo Töpken den einzigen Stürmer vom Feld, brachte dafür den in dieser Saison bislang unterbeschäftigten Mert Göckan, der fortan links verteidigte. Patrick Sussek nahm nun die zentrale Position in der Offensive ein. Trotz Unterzahl gab es kurz darauf eine große Chance zur Führung: Nach einer Montag-Flanke setzte Jonas Michelbrink die Direktabnahme knapp links vorbei. Kurz darauf wurde die nächste Umstellung nötig: Patrick Sussek, kurz zuvor verwarnt, verletzte sich dann auch noch und wurde durch Dustin Willms ersetzt.
Was danach noch passierte? Vergleichsweise wenig. Paderborn empfand offenbar wenig Begeisterung dafür, die Überzahl des Tabellenführers in einen handfesten Coup umzumünzen. Der MSV schien das gern anzunehmen, spielte ab und an zwar noch einige Male die Kugel nach vorn, aber ohne den entscheidenden Drive, um das zu schaffen, was die Fans aus ihrer zunehmenden Lethargie befreit hätte: den Lucky Punch mit einem Mann weniger, der nach schwierigen Wochen dann doch noch der erhoffte Befreiungsschlag gewesen wäre.
Und dann doch noch der große Aufreger: In der vierten Nachspielminute stürmte auf einmal Joshua Bitter allein auf das Gästetor zu. Unmittelbar vor der Strafraumgrenze riss ihn Tristan Zobel um und kassierte folgerichtig die rote Karte. Den folgenden Freistoß setzte Ali Hahn weit über das Tor.
MSV Duisburg – SC Paderborn II 0:0
MSV: Braune – Montag (86. Bitter), Fleckstein, Hahn, Coskun – Egerer, Tugbenyo (86. Müller) – Symalla, Bookjans (46. Michelbrink), Sussek (67. Willms) – Töpken (59. Göckan).
Paderborn: Pruhs – Pledl, Böhmer, Zobel, Bäuerle – Ens – Vega Zambrano (90./+5 Kojic), Krumme, Ermolaev – Langfeld (81. de Jong), Brandt (62. Nadj).
Schiedsrichter: Schöneseiffen (Bonn).
Rote Karten: Coskun (MSV, 52., grobes Foul), Zobel (Paderborn, 90./+4, Notbremse).
Gelbe Karten: Sussek – Böhmer, Langfeld.
Zuschauer: 12.204.
So geht‘s weiter: Fortuna Düsseldorf II – MSV Duisburg (So., 23. Februar, 14 Uhr, Paul-Janes-Stadion).