Duisburg. Das Derby in der zweiten Runde des Niederrheinpokals am Samstag ist für die Zebras eine Etappe auf dem Weg zum Titel.

Wo wir gerade beim Thema Tradition sind: Der Fußball-Regionalligist MSV Duisburg hatte zum Ausblick auf das Pokalspiel gegen den Nachbarn Hamborn 07 (Samstag, 14 Uhr, Schauinsland-Reisen-Arena) eigens in den Landschaftspark Nord eingeladen. Ein Ort, der für harte Arbeit steht, für einen besonderen Schauwert in Duisburg, und sich ganz schön auf der Grenze zwischen Meiderich und Hamborn befindet. Marcel Stenzel, der Coach des Landesligisten, war zum Termin im Löwen-Trikot gekommen.

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Sein Kollege Dietmar Hirsch, der Trainer der Zebras, erzählte davon, wie er in der vergangenen Woche mit den Meidericher Vizemeistern von 1964 zusammen war. Geschichten von damals, vor 60 Jahren, wurden sicher erzählt. Vermutlich auch die von Uwe Seeler, der gefragt haben soll: „Meiderich, wo liegt das denn?“ Sein HSV verlor 1:4, da wusste Seeler, wo Meiderich liegt, wo Meiderich siegt. Es war seither nämlich überall bekannt.

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Hirsch suchte deshalb nach einer Klarstellung. Vor ein paar Tagen hatte der Coach zur Bedeutung des Stadtderbys für das kickende Personal gesagt: „Manche meiner Spieler wissen gar nicht, dass Hamborn ein Stadtteil von Duisburg ist.“ Das klang verdächtig nach Heimatkunde à la Uwe Seeler. „Die einen sagen: Die wissen nicht, wo Hamborn liegt, das klingt ein bisschen arrogant. Aber wir haben Spieler, die kommen aus Frankfurt, aus Greifswald oder so.“ Dass sie nicht wissen, wo Hamborn ist, sei keineswegs eine Missachtung des Gegners. „Es sollte nichts Arrogantes, Negatives oder Despektierliches sein“, versichert der Trainer.

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In der Tat, der MSV tut gut daran, nicht den (oder die) Löwen zu necken. Bereits zweimal in kurzer Frist sind die Zebras in der zweiten Runde des Niederrheinpokals gegen unterklassige Gegner ausgeschieden. Zuletzt im Vorjahr durch ein 0:1 beim KFC Uerdingen, der damals in der Oberliga spielte. Und so viel ist sicher: Die Meidericher treffen auf einen sehr motivierten Gegner, wie dessen Trainer erklärt: „Das ist eine Riesensache für unseren Verein, für unsere Mannschaft und vor allem für unsere Fans.“

„Das ist eine Riesensache für unseren Verein, für unsere Mannschaft und vor allem für unsere Fans.“

Marcel Stenzel
Trainer von Hamborn 07

Stenzel, der selbst mal fürs Zebra kickte, kann sich mit dem Begriff Glückslos anfreunden: „Weil uns das Spiel zu Beginn der Saison angesichts der Emotionen noch einmal Energie geben wird.“ Für reichlich Stimmung ist gesorgt: Der MSV, dem die Löwen das Heimrecht überließen, rechnet mit 8000 bis 10.000 Zuschauern. Wie viele davon den Außenseiter anfeuern, vermochte Stenzel nicht einzuschätzen. „Aber jeder, der kommt, ist wichtig, und wenn es nur 100 Leute sind, die uns unterstützen.“ Übrigens können 07-Fans in den Gästeblock, müssen es aber nicht. Es werden auch mehr als 100 sein.

Für den MSV Duisburg ist es ein Test für das Spitzenspiel

Stenzel fordert von seinen Spielern, dass „wir einfach alles raushauen, was wir haben, und möglichst viele richtige Entscheidungen treffen.“ Zur Aufstellung will er aber nichts sagen. Es geht nämlich nicht nur um Tradition, es geht auch um den Einzug in die dritte Pokalrunde. Dietmar Hirsch verrät immerhin, dass er keine großen Umstellungen gegenüber dem Liga-Geschäft plant. Er macht zudem deutlich, dass das Derby mitnichten ein Testspiel für das Spitzenspiel eine Woche später bei Tabellenführer Fortuna Köln ist. „Das ist ein Pflichtspiel, und da ist die Liga des Gegners egal“, sagt er übers Derby gegen den Nachbarn.

Im Erstrundenspiel beim Hamborner Ligagegner Dingden brauchten Jihad Boutakhrit und seine Kollegen eine Halbzeit Anlauf, ehe sie die Hürde doch noch souverän übersprangen.
Im Erstrundenspiel beim Hamborner Ligagegner Dingden brauchten Jihad Boutakhrit und seine Kollegen eine Halbzeit Anlauf, ehe sie die Hürde doch noch souverän übersprangen. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Überheblichkeit fürchtet der Coach in keiner Weise. In der ersten Runde habe man gegen den Klassenkameraden der Löwen, Blau-Weiß Dingden, gespielt: „Da hat man gesehen, was in der ersten Halbzeit möglich ist und wie schwierig es ist.“ Erst mit dem Pausenpfiff gelang dem Favoriten damals das 1:0. Der Endstand von 9:0 ließ dann aber keine Zweifel mehr an der Kräfteverteilung. „Wir sollten von Anfang an die notwendige Ernsthaftigkeit an den Tag legen, und das werden wir dann auch machen“, so Hirsch. Denn nicht nur in der Liga, auch im Niederrheinpokal hat sich der MSV hohe Ziele gesetzt: „Wir haben ja gesagt, dass wir versuchen wollen, den Pokal zu gewinnen.“ Das Derby ist da eine Etappe. Vier weitere Hürden sind zu meistern.

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Noch einmal zurück zur Tradition, mit der der Dortmunder Stenzel ebenfalls nicht richtig viel anfangen kann. In der Saison 1986/87 warf Hamborn 07 den MSV durch einen 2:0-Viertelfinalerfolg aus dem Landespokal. Es war das erste Mal seit 1963 und das letzte Mal bis 2019, dass die Meidericher die erste Runde im DFB-Pokal verpassten. Damals allerdings begegneten sich die beiden Klubs als Oberligisten auf Augenhöhe.

Einnahmen werden geteilt

Hamborn 07 hat sein Heimrecht für die zweite Runde im Niederrhein-Pokal hergeschenkt. Leichten Herzens. Denn die Partie am Samstag in der Schauinsland-Reisen-Arena wird bei jedem Wetter zu einem warmen Regen für den Sechstligisten. Der MSV hofft auf 8000 bis 10.000 Zuschauer. In den heimischen Hamborner Holtkamp hätten etwa 4000 Fans gepasst. Nach Abzug aller Kosten teilen sich beide Vereine die Einnahmen. Das ist auch für den MSV ein hübscher Schluck aus der Pulle. Ob der Verband mit fünf Prozent profitiert, konnten die Zebras nicht sagen. Die Regeln sagen: Der Tarif wird fällig, wenn Vereine der 3. Liga bis zur Oberliga Gastgeber sind. Fraglich ist, wie der Fußball-Verband Niederrhein Tauschverfahren einsortiert.