Duisburg. Trainer René Lewejohann kommt aus dem Schwärmen für sein Team kaum heraus. Nun reist der MSV an. Warum der KFC-Coach schon jetzt begeistert ist.

Gar keine Frage: René Lewejohann freut sich auf Samstag. „Fußball-Herz, was willst Du mehr?“, sagt der 40-Jährige. Der KFC Uerdingen gegen den MSV Duisburg, das soll großes Regionalliga-Kino werden. Am besten, das ist logisch, eines mit Happy-End für die gastgebenden Krefelder, die der gebürtige Herner seit diesem Sommer trainiert und auf die er seine große Leidenschaft seitdem in jeder Übungseinheit und in jedem Spiel überträgt.

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„Spitzenspiel, Topspiel, Westschlager“: René Lewejohann zählt die Schlagwörter auf, die im Vorfeld für das Aufeinandertreffen der beiden einstigen Bundesligisten kursieren. Dass zumindest der erstere Begriff vom Tabellenstand her nicht ganz passend ist, mag auf der Hand liegen: Schließlich gastieren die Zebras als Ligaprimus lediglich beim aktuellen Achten, der 13 Punkte weniger aufweist. Doch dieses bisherige Abschneiden hat für den KFC-Coach mindestens den gleichen Wert wie die Top-Position für den MSV. „So viele Hüte, wie ich sie vor dieser Mannschaft ziehen müsste, gibt es gar nicht“, betont er.

„So viele Hüte, wie ich sie vor dieser Mannschaft ziehen müsste, gibt es gar nicht.“

René Lewejohann
Trainer des KFC Uerdingen

Damit dürfte sich der ehemalige Zweitliga-Kicker auch auf die Umstände beziehen, unter denen rund um die Grotenburg gearbeitet werden muss. Der Verein mit dem großen Namen, dessen Vorgänger FC Bayer 05 einst DFB-Pokalsieger wurde und das Europapokal-Wunder gegen Dynamo Dresden schaffte, hat seit Jahren mit ständigen Querelen im Umfeld zu kämpfen. Investoren-Theater, drohende und tatsächliche Insolvenzen, Auf- und Abstiege und eine schon längst nicht mehr überschaubare Anzahl an Wechseln auf den verantwortlichen Posten sorgen für eine nicht abebbende Unruhe.

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Auch die Trainerposition blieb davon nicht verschont. Als René Lewejohann im Juni beim KFC anheuerte, sollte er ursprünglich nur der Assistent von Michel Mazingu-Dinzey sein. Der ebenfalls neu verpflichtete Bundesligaprofi übernahm dann aber noch vor dem ersten Saisonspiel die Aufgaben des Sportlichen Leiters von Adalet Güner. Der frühere Kicker des DFV 08 wiederum wechselte in den Vorstand, wurde aber vorher noch mit diesen Worten zitiert: „Michel Dinzey hat bereits bei seinem Antritt signalisiert, dass er die Aufgabe möglicherweise nur ein Jahr ausübt. Unser Plan ist und bleibt der Aufstieg, dafür hätte er nicht die notwendige Trainer-Lizenz.“

Immer nah dran an seinen Spielern: Das galt für René Lewejohann schon zu seiner Zeit als Trainer des FSV Duisburg.
Immer nah dran an seinen Spielern: Das galt für René Lewejohann schon zu seiner Zeit als Trainer des FSV Duisburg. © FUNKE Foto Services | Udo Milbret

Aufstieg? René Lewejohann stellt klar, dass er diese Aussage für zu ehrgeizig hält. Er will mit dem KFC gute Arbeit abliefern, dann wird sich zeigen, was dabei herauskommt. So hielt er es auch 2017, als er beim Landesligisten FSV Duisburg ursprünglich ebenfalls als Co-Trainer geholt wurde, dann aber nach der Trennung von Denis Tahirovic plötzlich in die Chef-Rolle schlüpfte und das Team von der Warbruckstraße unverhofft an die Tabellenspitze führte. Nach einem halben Jahr erfolgte dennoch die Trennung, weil das Verhältnis zu Präsident Erol Ayar zerrüttet war. Am Ende der Saison glückte zwar trotzdem der erstmalige Aufstieg in die Oberliga, doch was folgte, war ein ständiges Auf und Ab des Vereins, dem inzwischen der negative Durchmarsch in die Kreisliga A droht. Lewejohann ist überzeugt: „Wäre ich geblieben, wäre der FSV heute ein etablierter Oberligist.“

Uerdingen droht Punktabzug aus Spiel gegen Wuppertal

Mit der Oberliga will „Lewe“, der den FC Schalke 04 im Herzen trägt und für dessen Traditionsmannschaft kickt, auf Sicht als Uerdinger Trainer naturgemäß nichts zu tun bekommen. Die momentan gültige Tabelle weist acht Punkte Abstand zur Abstiegszone auf, doch das ist trügerisch. Den Blau-Roten droht nämlich der Abzug von drei Zählern aus dem Anfang November mit 2:1 gewonnenen Prestigeduell beim Wuppertaler SV. Grund ist ein organisatorischer Faux-Pas: Zehn Minuten vor Schluss wechselte René Lewejohann seinen Abwehrspieler Joyce Tshitoku ein. Der Niederländer hatte jedoch offenbar beim Anpfiff nicht auf dem offiziellen Spielberichtsbogen gestanden, dies war erst nach Beginn der Partie nachgeholt worden. Das Sportgericht des Westdeutschen Fußballverbandes sprach dem WSV wegen dieses Regelverstoßes die Punkte zu, doch die Uerdinger Verantwortlichen erklärten, dies nicht akzeptieren zu wollen und Einspruch einzulegen. Da über diesen bislang nicht entschieden wurde, blieb die Tabelle noch unverändert. Bleibt es aber beim ursprünglichen Urteil, würde im momentan gültigen Tableau der Vorsprung zum ersten Abstiegsplatz auf vier Punkte schmelzen.

René Lewejohann blendet das vor dem Derby aus, konzentriert sich mit seiner Mannschaft nur auf die große Aufgabe. „Ich habe selten eine Truppe gesehen, die mit so bedingungsloser Leidenschaft auftritt. Das ist es, was meine Jungs auszeichnet“, betont er die Stärke seiner Mannschaft, die auch gegen den MSV wieder in die Waagschale geworfen werden soll. An seinem Credo hat sich dabei seit FSV-Zeiten nichts geändert. Die Stärken des Gegners sind von untergeordneter Bedeutung: „Ich habe den MSV natürlich ein paarmal gesehen. Aber wir konzentrieren uns ganz auf uns.“