Duisburg. Der Mittelfeldspieler gehört zu den eher unauffälligen Leistungsträgern. Dietmar Hirsch verdeutlicht, wie sehr er ihn schätzt.
In dem Einladungsschreiben zum Treffen mit möglichen Geldgebern formulierten die Gastgeber OB Sören Link, MSV-Präsident Christian Stiefelhagen und Geschäftsführer Michael Preetz: „Der MSV Duisburg ist wieder ‚in‘.“ In der Bitte, sich am 6. Dezember unterstützend zu versammeln, ist außerdem von einer „aktuellen Erfolgsstory“ die Rede. Ein Kicker des Tabellenführers in der Fußball-Regionalliga hat daran in gewisser Weise mit unsichtbarer Tinte mitgeschrieben: Florian Egerer.
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Der 26-Jährige spielt auf der Sechs als sogenannter Staubsauger. So ein Mann vor der Abwehr läuft Lücken zu, gewinnt Zweikämpfe, spielt den Ball auf andere, die damit etwas anfangen sollen. Mit anderen Worten: Wenn alles gut läuft, hat der gemeine Zuschauer den Sechser nicht wirklich wahrgenommen. Die Fans schenken einem solchen Mann keinen Auftrittsapplaus. Bei seiner Auswechslung steht niemand auf. Der Job verlangt vor allem, dass man nichts falsch macht. Florian Egerer macht nichts falsch. Vom Mitabsteiger VfB Lübeck wechselte der Mittelfeldmann zu den Meiderichern. 130 Drittliga-Spiele dienten als Leistungsnachweis.
„Man braucht eine kleine Findungsphase, damit alle Abläufe im Zentrum stimmen. Ich habe meine Rolle als defensiver Spieler ganz gut gefunden.“
Sein Trainer Dietmar Hirsch fand es deshalb richtig, ihm mal ein Sonderlob zu gönnen. Nach dem 4:2 beim 1. FC Bocholt sagte der Coach, der üblicherweise immer nur die Orchesterleistung heraushebt und keine Solisten nennt: „Ich möchte eigentlich keinen herausheben. Wen ich aber herausheben möchte, das ist Flo Egerer. Er war für mich der absolute Stabilisator. Er hat das überragend gemacht. Er war extrem wichtig für uns.“ Im Interview nach dem Spiel bleibt Egerer so nüchtern und sachlich, wie er seinen Part auf dem Platz spielt. Nach dem 2:1 in Wuppertal ließ er wissen: „Man braucht eine kleine Findungsphase, damit alle Abläufe im Zentrum stimmen. Ich habe meine Rolle als defensiver Spieler ganz gut gefunden.“ Kann man so sagen.
Der Mann mit eingebautem Rückspiegel übernimmt die Sechserrolle inzwischen weitgehend allein. Hirsch lässt seit einigen Wochen mit zwei eher offensiveren Kräften in der Mitte agieren. Abstimmung ist dabei durchaus notwendig, denn die Mitstreiter in der Zentrale wechselten. Seit drei Spieltagen ist Jesse Tugbenyo der Mann auf der Acht. Vorher waren dort Leon Müller oder Kilian Pagliuca mit ihm mitten im Geschehen.
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Dietmar Hirsch setzte von Anfang an auf seine Qualität als „Flaschenhals“. Egerer hemmt den Durchfluss der gegnerischen Offensive durchs Zentrum. Mit 1370 Spielminuten in Liga und Pokal gehört er längst zu den Stammkräften im Team. Nur einmal gehörte er in den Punktspielen nicht zur Startelf. Das war beim 0:0 im Spitzenspiel bei Fortuna Köln. Hirsch wechselte seinen Lückenschließer erst in der Schlussphase ein. Davor und danach leistete Egerer stets von Beginn an seinen Beitrag dazu, dass die Zebras seit zehn Spieltagen ohne Niederlage sind und die Tabelle mit drei Punkten Vorsprung vor Fortuna Köln anführen.
Ordnung und Stabilität in der Defensive
Als guter Staubsauger geht Egerer seinem Job übrigens ausgesprochen sauber nach. Erst zwei Gelbe Karten sammelte er ein. Eine weitere Verwarnung holte er sich beim 3:2 am Sonntag im Niederrheinpokal gegen Ratingen ab. Dabei gehören Zweikämpfe in der Zentrale zum Tagesgeschäft, denn „er hat immer sehr offensive Spieler vor sich“, wie Hirsch sagt. Deren Kreise gilt es wirksam zu stören. Egerer gelingt das meist mit handelsüblichen Mitteln. Kaderplaner Chris Schmoldt darf sich bestätigt fühlen. Er hatte Egerer geholt, damit dieser der „Defensive Ordnung und Stabilität“ verleiht. Das ist ihm gelungen. Der Mann vor der Viererkette ist Teil eines Verbunds, der von den Gegnern in dieser Saison erst zwölf Mal überwunden werden konnte.
Der gebürtige Berliner gehört überdies zu den wenigen Spielern, von denen MSV-Geschäftsführer Michael Preetz mindestens den Namen schon vor der Verpflichtung kannte. Egerer wurde bei Hertha BSC von 2014 bis 2019 ausgebildet. Damals war Preetz dort im Management tätig.
Egerers Vertrag läuft laut transfermarkt.de bis Juni 2026. Der Sechser gehört damit zu den Spielern, auf die der Verein auch nach einem möglichen Aufstieg setzt. Seinen nächsten Beitrag dazu kann er am kommenden Samstag, ab 14 Uhr in der Krefelder Grotenburg leisten, wenn der MSV auf den KFC Uerdingen trifft.
Fakhro trifft für den Libanon
Malek Fakhro konnte sich seinen Wunsch erfüllen. Der Stürmer wollte bei seinem Spielen in der Nationalmannschaft des Libanon den Menschen in seinem Land mit einem Tor eine Freude machen. Beim 3:2-Sieg gegen Myanmar am Dienstag erzielte Fakhro in der 37. Minute das 1:0. Zur Pause wurde das Zebra, dem die Nummer 13 auf dem Trikot Glück brachte, ausgewechselt. Bereits fünf Tage zuvor hatte der gebürtige Essener für den Libanon gegen Thailand 81 Minuten gespielt. Die Partie endete 0:0. Am Mittwochabend erwarten die Zebras ihren Neu-Nationalspieler zurück. Am Samstag will er dann mit Toren gegen den KFC Uerdingen den MSV-Fans eine Freude machen.