Duisburg. Der MSV Duisburg geht als krasser Außenseiter in das Duell mit Dynamo Dresden. Der Trainer setzt auf Verstärkungen im Winter.
Auf der Suche nach dem Duisburger Unwort des Jahres lässt sich ein Angebot machen: „fehlende Durchschlagskraft“. Boris Schommers, der Trainer des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, benutzt es bei der Vorschau auf das Heimspiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen den Tabellenzweiten Dynamo Dresden zum ersten Mal nach knapp fünf Minuten. Das zweite Mal fällt der Begriff knapp 15 Sekunden später. In den Tagen, Wochen und Monaten zuvor kam die Zustandsbeschreibung mit fast der gleichen Regelmäßigkeit vor.
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Am vergangenen Samstag beim 1:1 gegen Erzgebirge Aue gelang den Meiderichern im 18. Anlauf das erste Tor eines Offensivmannes aus dem Spiel heraus. Die Tabelle weist für den MSV auf Platz 19 in der Tabelle gerade elf Tore aus. Der Coach sagt, was jeder weiß: „Wir brauchen mehr Stürmertore.“ Die Chancen auf so einen Treffer steigen. Rein statistisch gesehen. Es steht eine Offensivkraft mehr auf dem Platz. Der Innenverteidiger im Sturm, Sebastian Mai, fällt nach der fünften gelben Karte aus dem Aue-Spiel gegen seinen Heimatverein aus.
„Der eine, den ich mir dann aussuche, wird die nächste Chance bekommen, es besser zu machen als in der Vergangenheit.“
Auf die Frage, wer ihn ersetzen kann, stellt Trainer Schommers fest: „Es wird definitiv ein Stürmer sein.“ Er werde nicht den nächsten Innenverteidiger nach vorne beordern. Also erklärt Schommers: „Der eine, den ich mir dann aussuche, wird die nächste Chance bekommen, es besser zu machen als in der Vergangenheit.“ Man muss sagen: Die Latte liegt nicht zu hoch. Denn bislang war offensiv wenig gut. Stichwort: fehlende Durchschlagskraft.
Der Satz beinhaltet eine weitere Botschaft: Jungstürmer Kaan Inanoglu wird nicht im Kader sein. Nicht wenige Fans wünschen sich, dass der junge Mann eine Chance bekommt. Denn der Teenager hat in der U 19 bislang neun Tore erzielt. Als Stürmer. Boris Schommers hat als vorderste Offensivkräfte im Kader: Niklas Kölle, Thomas Pledl, Alexander Esswein, Phillip König und Benjamin Girth. In Summe haben die zweimal getroffen: Esswein per Elfmeter und Kölle in Aue.
Schommers: „Auch diese Spieler haben eine Daseinsberechtigung und diese Spieler haben Qualität.“ Er fügt noch hinzu: „Nicht, dass sie nicht wollen.“ Das ist ein Satz, bei dem man unwillkürlich denkt: Aber sie können es offenbar nicht. Außerdem, Wille ist das Mindeste, was man von einem Profi erwarten darf.
Genug der Dinge. Zur Faktenlage. Die Zebras haben vor der Winterpause zwei Heimspiele vor der Brust. Am Sonntag gegen Dresden und am Mittwoch gegen Schlusslicht Freiburg II. Weil die Meidericher mindestens fünf Punkte bis zum rettenden Ufer und auf Halle aufholen müssen, spielt eins keine Rolle: Die Elf geht als krasser Außenseiter auf den Platz. Zähler müssen aufs Konto, basta.
Dresden hat sein kleines Zwischentief mit drei 0:1-Niederlagen ausgestanden und meldete sich mit dem 2:1-Sieg über Unterhaching zurück als Spitzenmannschaft. Die letzten sechs Spiele in Folge haben die Meidericher gegen Dynamo Dresden verloren und dabei eine Trefferbilanz von 1:10 Tore erreicht. Dresden kommt, um zu gewinnen. Das weiß Schommers sicher. Und jeder andere auch.
MSV Duisburg: Jander ist wieder eine Option
Was für den MSV spricht: Das Team steht in der Abwehr einigermaßen ordentlich. Marvin Knoll, der in Aue mit einer Hüftprellung raus musste, hat unter der Woche trainiert. Die hintere Reihe steht also fest. Caspar Jander ist nach zwei Wochen Verletzungspause wegen einer Sprunggelenksverletzung wieder im Mannschaftstraining und damit mindestens im Kader. Santiago Castaneda fällt vermutlich mit einer Knieprellung aus. Schommers spricht von einem großen Fragezeichen. Castaneda hatte das 1:0 gegen Lübeck erzielt und das 1:1 gegen Aue vorbereitet.
Die Zebras haben zuletzt dreimal in Folge nicht verloren. Fünf Punkte holte der MSV auf der Wegstrecke. In der Tabelle ist die Mannschaft damit nicht deutlich nach vorne gekommen. Aber die Erfolgserlebnisse stärken das Selbstbewusstsein. Inzwischen sieht der offensive Vortrag auch leidlich nach Fußball aus. Boris Schommers hält zudem fest: „Ich bin der Überzeugung, dass man in jedem Drittliga-Spiel die Chance hat zu punkten.“ In der Summe: Ein gutes Spiel, wie es sich der Trainer wünscht, reicht nicht. Es muss ein erfolgreiches sein. Die Chancen stehen schlecht. Sie waren aber in diesem Jahr selten gut.
Im neuen Jahr soll neuer Schwung in die Offensive kommen. Boris Schommers bekräftigte am Freitag, dass sich der Verein während der Wintertransferphase im Angriff verstärken will. Nach Ansicht des Trainers sind Verpflichtungen finanziell machbar.