Witten. Im Alter von 62 Jahren verstarb nach längerer Krankheit der ehemalige SSV-Vorsitzende Matthias Kiehm. Vor allem bei den Judoka der SU Annen hinterlässt er eine enorme Lücke.

Diese Nachricht ist ein Schock für die gesamte Sportszene in Witten. Nach längerer, schwerer Krankheit verstarb am Montag der langjährige Vorsitzende des Stadtsportverbandes und Manager der Judoka von der Sport-Union Annen, Matthias Kiehm. Der so leidenschaftliche Sportler, der sich vehement für die Belange der Vereine einsetzte, wurde nur 62 Jahre alt.

Noch zum Ende des vergangenen Jahres wurde Matthias Kiehm mit einer Auszeichnung bedacht, die ihm eigentlich schon weit früher nur allzu gerecht geworden wäre. Er erhielt die goldene Ehrennadel der Stadt Witten für sein herausragendes ehrenamtliches Engagement. Wo immer er es einrichten konnte, war er mit seinem Rat und seiner Expertise zur Stelle.

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Matthias Kiehm hat maßgeblich am Aufstieg der Annener Judoka mitgewirkt

Beinahe sein gesamtes Leben verschrieb er in großen Teilen seiner sportlichen Leidenschaft. Vor allem die Judoka der SU Annen profitierten über mehrere Jahrzehnte von seinem schier unbändigen Tatendrang und von seiner beeindruckenden Fähigkeit, Menschen für den Sport zu begeistern. Mehr als 33 Jahre lang gehörte Kiehm dem Vorstand der Kampfsportler an, sein Engagement am Kälberweg forcierte den Aufstieg bis in die Bundesliga - dort haben sich die Annener bis heute etabliert, inzwischen nicht nur mit den Männern, sondern auch mit den Frauen.

Am liebsten hielt sich Matthias Kiehm, der als Strippenzieher mit blendenden Kontakten auch zur lokalen Politik und Wirtschaft für seinen Herzensverein sowie auch als Vorsitzender des Wittener Stadtsportverbandes unverzichtbar war, lieber im Hintergrund, überließ den Aktiven die große Bühne. Vor dem letztjährigen Bundesliga-Kampf der SUA-Judoka gegen den TSV Hertha Walheim allerdings nutzten die Annener Verantwortlichen die Gelegenheit, ihren „Mattes“ vor großer Kulisse für seine jahrzehntelange Arbeit im Club zu würdigen.

„Deine Arbeit hat Spuren hinterlassen, du hattest stets das Wohl der Athleten im Blick.“

Ringo Wittig, SUA-Vorstandsmitglied der Judoka,
in seiner Laudatio angesichts der Ehrung für Matthias Kiehm im September 2024

Vor gut 400 Zuschauern im SUA-Sportzentrum, die auch ihm zu Ehren damals als Gäste dabei waren, darunter zahlreiche Weggefährten aus der erfolgreichen Vergangenheit des Clubs, der u. a. deutscher Vizemeister und zehn Mal Bundesliga-Dritter wurde, war Matthias Kiehm selbst ergriffen ob der überwältigenden Sympathie-Bekundungen. Er sei „einer, der wie kein anderer das Herz und die Seele unserer Judo-Mannschaften darstellt“, hatte SUA-Sprecher Ringo Wittig seinerzeit die treffenden Worte gefunden. „Deine Arbeit hat Spuren hinterlassen, du hattest stets das Wohl der Athleten im Blick.“

Bescheidenheit, Fairness und Besonnenheit hätten den Macher der Judoka vom Kälberweg, der als Nachfolger von Wittens Altbürgermeister Klaus Lohmann auch für einige Jahre an der Spitze des Stadtsportverbandes stand, zudem dem Vorstand des Kreissportbundes angehörte, immer auch über den sportlichen Tellerrand seiner Kampfsportler hinausblickte und sich der Förderung junger Spitzensportler verschrieb, stets ausgezeichnet. Auch Wittens Bürgermeister Lars König war traurig ob der Nachricht vom Tod des ehemaligen SSV-Chefs: „Ich bin tief betroffen über den Verlust eines so lebensbejahenden und vielfältig engagierten Menschen, dem ich lange freundschaftlich verbunden war.“

„Ich bin tief betroffen über den Verlust eines so lebensbejahenden und vielfältig engagierten Menschen, dem ich lange freundschaftlich verbunden war.“

Lars König,
Wittener Bürgermeister
Judo-Bundesliga:

letzter Kampftag: SU Annen gegen TV Aachen-Walheim; mit Verabschiedung des langjährigen SUA-Managers und Geschäftsführers Matthias Kiehm (ist schwer erkrankt
Vor allem auch mit Ringo Wittig (vorne) aus dem Vorstandsteam der SUA-Judoka verband Matthias Kiehm ein enger freundschaftlicher Kontakt. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

Auch dem Wittener Triathlonverein war Kiehm sehr verbunden

Eine zweite große Leidenschaft verband Matthias Kiehm mit dem Triathlonsport. Selbst ein begeisterter Rennradfahrer, engagierte er sich ebenso mit Hingabe für die Belange des Bundesligisten PV Triathlon TG Witten, gehörte auch dessen Vorstand an. Der frühere General-Motors-Mitarbeiter und bekennende Familienmensch Kiehm, der in seiner langen Tätigkeit in der Ruhrstadt so viel bewegt hatte und der noch so manche Vision für eine noch attraktivere, moderne Sportstadt in sich trug, war stets für ein offenes Gespräch zu haben, hielt mit seiner Meinung nie hinter dem Berg und war von einem kritischen, aber vor allem konstruktiven Geist beseelt.

Die Wittener Sportfamilie hat mit Matthias Kiehm, der so vehement für die Belange der Vereins zu kämpfen verstand, einen ihrer größten Anhänger und zugleich auch Förderer verloren. Sein Wirken über Jahrzehnte hat riesige Spuren hinterlassen.

Hier fühlte sich Matthias Kiehm (li.) immer pudelwohl: im Kreise seiner Judoka bei der Sport-Union Annen; hier bei der Ehrung für den belgischen Weltmeister Matthias Casse (M.; daneben Bürgermeister Lars König, 2. von re.).
Hier fühlte sich Matthias Kiehm (li.) immer pudelwohl: im Kreise seiner Judoka bei der Sport-Union Annen; hier bei der Ehrung für den belgischen Weltmeister Matthias Casse (M.; daneben Bürgermeister Lars König, 2. von re.). © FUNKE Foto Services | Biene Hagel
Als begeisterter Triathlet nahm Matthias Kiehm (li.) unter anderem am Ironman 70.3 Gdynia in Polen teil, startete dort gemeinsam mit seinen Wittener Vereinskollegen Jörn Stratmann (M.) und Achim Utke.
Als begeisterter Triathlet nahm Matthias Kiehm (li.) unter anderem am Ironman 70.3 Gdynia in Polen teil, startete dort gemeinsam mit seinen Wittener Vereinskollegen Jörn Stratmann (M.) und Achim Utke.
Witten - Matthias Kiehm / Nachruf
Ein lebensfroher Mensch, der für jeden ein offenes Ohr hatte, dem Wittener Sport große Teile seines Wirkens verschrieb: Matthias Kiehm. © Oliver Schinkewitz | Oliver Schinkewitz

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