Witten. Die Ringer des KSV Witten erheben einen klaren Vorwurf gegen den KSK Konkordia Neuss. Zur Relegation gegen den ASV Urloffen treten sie nicht an.

Eigentlich ist für die Ringer des KSV Witten, nachdem sie ihren freiwilligen Rückzug in die 2. Bundesliga schon längst bekanntgegeben haben, alles klar: Sie werden nach dem letzten Bundesliga-Kampf am Samstagabend gegen den KSK Konkordia Neuss als Tabellenletzter in der Abschlusstabelle der Staffel Nord geführt. Nun aber, nach dem 40:0-Sieg an der Waage, stehen sie auf dem vorletzten Rang – vor dem punktgleichen Team aus dem Rheinland, das ebenfalls zuvor seinen Bundesliga-Verzicht für 2025 erklärt hat.

Die Wittener hatten schon alles geregelt und mit der KG Baienfurt/Ravensburg vereinbart, auf die beiden Kämpfe der Tabellenletzten zu verzichten, also zwischen dem Nord-Sechsten und dem Süd-Siebten. „Um den 12. und 13. Platz zu kämpfen, hat sportlich keinen Anspruch“, sagt KSV-Chef Detlef Englich. An eine Relegation der Tabellenvorletzten hatten die Wittener Ringer jedoch keinen Gedanken verschwendet. „Aber dann hat uns Neuss dieses Ei ins Nest gelegt“, sagt Detlef Englich. Ein Ei, für das es gar keinen Platz gibt, weil der KSV am kommenden Samstag für den angesetzten Hinkampf gegen den Süd-Sechsten ASV Urloffen die Husemannhalle nicht zu Verfügung hätte. „Da ist eine andere Veranstaltung“, sagt der KSV-Boss.

Der Neusser Krisztian Biro ist beim Probewiegen 200 Gramm zu leicht

Und Detlef Englich wird beim Rückblick auf den vergangenen Samstag sehr deutlich. „Das war Manipulation“, sagt er am Montagabend. Dabei ist es nicht entscheidend, dass Aaron Bellscheidt (75 G) Übergewicht hatte, aber Krisztian Biro (80 F). „Beim Probewiegen hat er noch Gewicht gehabt“, sagt der KSV-Vorsitzende. 200 Gramm drunter, was auch Wittens Trainer Samet Dülger live gesehen hatte. Dann aber war der Konkordia-Mann 600 Gramm zu schwer – nur wenige Minuten später. „Die Neusser“, sagt Detlef Englich, „haben bewusst diese Finte gewählt.“

„Die Saison war schon scheiße, und jetzt kommt das noch obendrauf: das Sahnehäubchen.“

Detlef Englich,
der Vorsitzende des KSV Witten

So standen schon vor dem ersten Kampf auf der Matte der 40:0-Sieg für den KSV Witten und der Sprung auf den vorletzten Tabellenplatz fest. Und dem KSK Konkordia Neuss bleiben die Kosten dieser Relegation um die Plätze zehn und elf gegen den ASV Urloffen erspart. Die Möglichkeit, nun doch am Samstag gegen und eine Woche später beim Team aus dem Meerrettichort in Baden-Württemberg zu ringen, schließen die Wittener aus. „Es wären ja nicht mehr als Freundschaftskämpfe“, sagt Detlef Englich, der auch glaubt, dass er sich mit seinen Ringern wegen deren Honorare hätte einigen können. Aber? „Die Reise und die Unterkunft würden unnötige Kosten verursachen.“

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Nina Kahriman muss sich nun um den ganzen Schreibkram kümmern

Eine einfache Lösung wäre es, wenn auch der ASV Urloffen nicht anträte. Zumal auch er längst bekanntgemacht hat, in der neuen Saison nur noch in der 2. Bundesliga anzutreten. „Wenn beide verzichteten, würden die vom Deutschen Ringer-Bund angesetzten Kämpfe abgesetzt werden“, sagt Detlef Englich. Zunächst aber beschäftigen sich er und sein Vorstandsteam nun schon mit juristischen Nachspielen. „Die Saison war schon scheiße, und jetzt kommt das noch obendrauf: das Sahnehäubchen“, sagt er und muss ein bisschen schmunzeln.

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Die Wittener rechnen damit, dass sie der DRB wegen des Nicht-Antritts zur Relegation bestrafen und der ASV Urloffen Schadenersatzansprüche geltend machen wird. Gut, dass Detlef Englich eine Juristin als 2. Vorsitzende hat: Nina Kahriman. „Sie wird“, sagt er, „das entsprechend formulieren.“ Nicht nur das: Seinerseits wird der KSV Witten beim DRB-Sportgericht Anzeige gegen den KSK Konkordia Neuss erstatten. „Wegen grob unsportlichen Verhaltens“, sagt Detlef Englich, der gegebenenfalls auch weitere zivilrechtliche Schritte nicht ausschließt.

Der KSK Konkordia Neuss hat übrigens beantragt, die Kämpfe der beiden Tabellenletzten nicht stattfinden zu lassen – und dem hat die KG Baienfurt/Ravensburg zugestimmt, so dass diese geplanten zwei Begegnungen ersatzlos entfallen.

Das gilt seit dem späten Montagabend auch offiziell für die Duelle zwischen Witten und Urloffen. Im Wortlaut heißt es: „Der KSV Witten 07 hat beantragt, die Kämpfe nicht stattfinden zu lassen. Der ASV Urloffen hatte dies abgelehnt und wollte antreten. Die Kämpfe entfallen ersatzlos. Es erfolgt hier eine Anzeige gegen den KSV Witten 07 beim RA1 des DRB.“

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