Witten. Den letzten Bundesliga-Kampf gewinnt der KSV Witten gegen Neuss mit 40:0, weil die Gäste zwei Ringer mit Übergewicht stellen. Warum der KSV auf Relegation verzichtet.
Seinen Abschied von der nationalen Erstklassigkeit hat der KSV Witten 07 am Samstagabend immerhin mit einem Sieg gefeiert. Dem ersten und einzigen in der Bundesliga-Saison 2024/25. Im NRW-Duell gegen den KSK Konkordia Neuss setzten sich die Wittener in den Duellen auf der Matte mit 19:9 nach Punkten durch. Allerdings kippten die Gäste aus dem Rheinland ein wenig Wasser in den Wein: Gleich zwei Neusser Ringer brachten nicht das erforderliche Gewicht - damit wurde die letzte Erstliga-Begegnung des KSV mit 40:0 gewertet.
„Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, was ich davon halten soll“, war der Wittener Trainer Samet Dülger nicht allzu gut auf die Verantwortlichen seines früheren Vereins zu sprechen. Immerhin hatte man bei der Konkordia angekündigt, mit bester Besetzung in die Husemannhalle zu kommen. Das hätte dann auch vorausgesetzt, dass alle zehn Athleten das erforderliche Gewichtslimit bringen. So war das Duell schon vor dem ersten Pfiff von Mattenleiter Benjamin Senn (Stuttgart) entschieden - was sich unter den rund 200 Zuschauern natürlich schnell herumgesprochen hatte.
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Durch den überdeutlichen Sieg entschieden die Wittener bei abschließender Punktgleichheit mit den Neussern (je 2:18-Zähler) den direkten Vergleich mit dem langjährigen NRW-Rivalen für sich. In der Hinrunde hatte die Konkordia mit 21:10 gewonnen. In der Tabelle setzte sich der KSV Witten somit doch noch vor die Rheinländer, schloss die Serie auf Rang fünf in der Nordstaffel ab. „Damit könnten wir Relegationskämpfe gegen den ASV Urloffen, den Vorletzten der Südgruppe, bestreiten“, teilte der zweite Vorsitzende der Wittener, Fatih Sirin mit. „Das wollen wir aber gar nicht. Wir werden mit Urloffen sprechen und ihnen mitteilen, dass wir auf diese beiden zusätzlichen Kämpfe verzichten werden“, so Sirin.
Die Wittener hatten sich ohnehin bereits dazu entschieden, in der kommenden Saison nur noch in der 2. Bundesliga an den Start zu gehen. Zwei zusätzliche Duelle würden daher aus Sicht der Ruhrstädter gar keinen Sinn machen. „Das könnten wir auch gar nicht, weil unser Etat nur für die zehn regulären Bundesliga-Kämpfe ausgelegt war. Weitere Kampftage würden uns ins Minus stürzen - und das können wir unserem Verein gegenüber nicht verantworten“, ließ der KSV-Vize wissen. Ursprünglich waren die Wittener davon ausgegangen, sich mit dem Süd-Letzten KG Baienfurt/Ravensburg auseinandersetzen zu müssen. „Mit denen habe ich das gleiche Thema auch schon besprochen. Baienfurt wollte auch nicht kämpfen.“ Jetzt bauen die Wittener darauf, dass man ihnen auch in Urloffen entgegenkommt - andernfalls drohe wohl eine Strafe seitens des Deutschen Ringer-Bundes (DRB), sollte der KSV kein Relegationsduell bestreiten, der Rivale aber schon.
„Wir haben vorab sogar noch beide gewogen. Da hatte Krisztian Biro noch knapp unter 80 Kilo - beim offiziellen Wiegen 20 Minuten später dann plötzlich 700 Gramm mehr.“
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Beim Vergleich mit den Neussern, für den sich das Team von Samet Dülger einiges vorgenommen hatte, gingen die drei ersten Kämpfe an die Gastgeber. Nachwuchs-Talent Mika Noel Labes (61 G; 7:2-Punktsieg), Radu Lefter (130 F; 12:1) und Milad Fuladi Aloutsche (66 F; 18:2, technische Überlegenheit) brachten den KSV mit 9:0 in Führung. Später holte dann auch Gregor Eigenbrodt (86 F; 3:0) noch einmal einen Sieg auf Bundesliga-Niveau. Die abschließenden Kämpfe von Ilie Cojocari (75 G) und Emin Burak Salviz (80 F) wurden wegen des Übergewichts ihrer Widersacher Aaron Bellscheidt und Krisztian Biro jeweils mit 4:0-Mannschaftspunkten für die Hausherren gewertet. Auf der Matte verloren die beiden Wittener ihre Duelle, Cojocari unglücklich mit 1:1 wegen der letzten Wertung zugunsten des Neussers, Salviz technisch unterlegen mit 0:16.
Trotz ihrer Niederlagen beeindrucken Brunner und Englich
Obwohl sie ihre Kämpfe knapp verloren, hinterließen vor allem Nico Brunner (98 G; gegen den Dritten der U-23-WM, Deni Nakaev) und Noah Englich (80 G; gegen U-23-Vizeweltmeister Samuel Bellscheidt) einen hervorragenden Eindruck, boten dem leider nur wenig Stimmung verbreitenden Wittener Publikum überaus engagierte Kämpfe. Brunner und Englich unterlagen nur mit 1:3, durften sich aber als moralische Sieger feiern lassen.
„Es ist in den Kämpfen eigentlich alles so gelaufen, wie wir uns das erhofft hatten“, so Trainer Samet Dülger, der erleichtert war, dass zumindest ein Bundesliga-Sieg zu den Akten gelegt werden konnte. Für die Neusser Aufstellung mit gleich zwei Kämpfern, die ihr Gewicht nicht brachten, hatte er indes wenig Verständnis. „Wir haben vorab sogar noch beide gewogen. Da hatte Krisztian Biro noch knapp unter 80 Kilo - beim offiziellen Wiegen 20 Minuten später dann plötzlich 700 Gramm mehr“, ließ Dülger wissen.
Die Statistik der einzelnen Kämpfe:
(61 G) Mika Labes - Ivan Seibel 2:0-PS; (130 F) Radu Lefter - Adlan Tasuyen 3:0-PS; (66 F) Milad Fuladi Aloutsche - Marc Anthony Etim 4:0-TÜPS; (98 G) Nico Brunner - Deni Nakaev 0:1-PN; (71 G) Kutkagan Öztürk - Arslanbek Salimov 0:3-PN; (86 F) Gregor Eigenbrodt - Maximilian Otto 2:0-PS; (75 F) Andrei Perpelita - Vasile Diacon 0:4-Aufg.; (80 G) Noah Englich - Samuel Bellscheidt 0:1-PN; (75 G) Ilie Cojocari - Aaron Bellscheidt 4:0-ÜG; (80 F) Emin Salviz - Krisztian Biro 4:0-ÜG.
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