Witten. Für das Champions-League-Finale der Dortmunder gegen Real Madrid nehmen Wittener Fußballer auch einiges an Reisestrapazen auf sich.
Es soll eine magische schwarz-gelbe Nacht werden am Samstag im Londoner Wembley-Stadion. Zum ersten Mal seit dem Triumph 1997 in München gegen Juventus Turin (3:1) will Borussia Dortmund im Duell mit Rekordgewinner Real Madrid wieder die begehrteste Trophäe im europäischen Vereinsfußball in die Höhe recken und damit auch das Trauma des verlorenen deutschen Finales von 2013 gegen den FC Bayern München (1:2) halbwegs vergessen machen. Keine Frage, dass einige eingefleischte BVB-Fans aus der Wittener Fußballszene alles dafür tun, die Partie live vor Ort zu verfolgen. Wir haben uns umgehört, was man dem Team von Trainer Edin Terzic zutraut.
„Ich bin mir absolut sicher, dass wir nach dieser Wahnsinns-Champions-League-Saison das Ding jetzt auch holen“, sagt Adrian Babral im Brustton der Überzeugung. Seit einer gefühlten Ewigkeit Anhänger der Schwarz-Gelben und mit einer Dauerkarte ausgestattet, lässt es sich der Abwehrspieler des Bezirksligisten SV Herbede auch nicht nehmen, am Samstag in Wembley vor Ort zu sein - gemeinsam mit seinem Clubkollegen Leon Ferber, mit dem er schon so manche packende Europacup-Nacht im Dortmunder Fußballtempel erlebt hat.
SV Herbedes Adrian Babral und Leon Ferber reisen von Mallorca nach London
Woher der Optimismus Babrals kommt? „Ich bin der Meinung, Real Madrid hat den Pokal jetzt schon oft genug geholt. Der BVB ist am Samstag wie damals 1997 Außenseiter - und genau das ist die Chance. Wir sind jetzt einfach dran“, sagt der Herbeder. Der für die Reise zum Finalspiel einiges auf sich nimmt und dafür eigens die ursprünglich bis Montag geplante Mannschaftsfahrt mit dem SVH nach Mallorca abkürzt. „Leon und ich fliegen am Samstagmorgen von Mallorca nach London. Da holen wir uns dann den Pokal ab“, flachst der 34-Jährige.
Sollte es denn wirklich klappen mit dem europäischen Triumph der Schwarz-Gelben, ist der weitere Plan der kleinen Herbeder Reisegruppe schon fixiert. „Am Sonntagmorgen geht’s direkt weiter nach Amsterdam, weil die Flüge zurück nach NRW nicht bezahlbar waren. Und dann beeilen wir uns, damit wir rechtzeitig zum Borsigplatz kommen. Das Drehbuch ist also geschrieben“, so Adrian Babral, der seine Vorfreude kaum leugnen kann.
Nicht ganz so komplex sind die Reisepläne von Denis Kowarsch, dem Offensivspieler von A-Kreisliga-Vizemeister DJK TuS Ruhrtal. Der 22-Jährige hat davon profitiert, dass ein Arbeitskollege bei der Verlosung der Endspiel-Tickets großes Glück hatte, am Samstag allerdings verhindert ist, nicht selbst anreisen kann. Für Kowarsch geht es nun am Freitagabend mit dem Bus in Richtung England. „Wir sind wohl so gute zehn Stunden unterwegs“, sagt der Wittener. Am Samstagvormittag soll dann schon mal auf der Fanmeile im Hyde-Park vorgefeiert werden mit Tausenden im schwarz-gelben Fanoutfit.
Seit zwei Jahren ist der 30-Jährige Inhaber einer BVB-Dauerkarte, hat die Heimspiele in der Champions-League - zuletzt auch das Halbfinale gegen Paris St. Germain - allesamt live im Stadion erlebt. „Ich glaube, beim Finale gibt’s am Samstag eine monströse Stimmung - das sorgt dann garantiert wochenlang für Gänsehaut“, so Kowarsch, den das Endspielticket 70 Euro gekostet hat - für die Bustour kommen noch mal 200 Euro obendrauf. Natürlich glaubt auch er an einen BVB-Triumph. „Der Zeitplan für den Bus ist genau so abgestimmt, dass wir rechtzeitig zurück am Borsigplatz sind.“
Endspielticket kostete Denis Kowarsch nur 70 Euro
Kowarsch, der keinem Fanclub angehört, hatte vorab schon Glück, dass er rechtzeitig seinen neuen Reisepass in Händen hielt. „Den habe ich vor zwei Wochen abgeholt“, sagt der 22-Jährige und grinst breit. Bei so vielen Doppelpässen mit Fortuna kann ja dann am Samstagabend eigentlich kaum etwas schiefgehen.
Schon 2013 wäre Dennis Pleuger, Fußballer und Sportlicher Leiter bei A-Ligist TuRa Rüdinghausen, gerne in Wembley dabeigewesen. „Damals konnte ich das aber finanziell noch nicht stemmen“, sagt der Wittener. Sein Ticket fürs Finale gegen Real Madrid bekam auch er über einen Bekannten, der selbst passen musste. „Seit 2010 schon stehe ich auf der Warteliste für eine Dauerkarte - da bin ich jetzt so in etwa auf Position 340.000“, feixt BVB-Mitglied Pleuger.
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Nachts um 4 Uhr geht‘s per Auto mit der Fähre zurück
Auch er ist seit Dienstag schon auf der Sonneninsel Mallorca mit 19 weiteren TuRa-Fußballern. Seine Reisepläne sind ähnlich abenteuerlich wie die von seinem Spezi Adrian Babral. Am Freitag geht es von Palma mit dem Flieger erst nach Kopenhagen und dann weiter nach London. Den Flug buchte er gemeinsam mit seinen Teamkollegen Markus Scherff und Dmitrij Barsukovskij. „Die haben aber keine Tickets fürs Spiel, feiern aber vor Ort mit den vielen anderen Fans“, sagt Pleuger.
Dass er in London auch das richtige Outfit tragen kann, dafür sorgen seine Fußballkollegen Moritz Neuhaus-Galladé (TuRa) und Meikel Wagner (FC Frohlinde), die per Pkw anreisen. „Mit den beiden fahre ich dann auch im Auto zurück - die Fähre geht nachts um 4 Uhr.“ Ohne Frage ist auch er zuversichtlich, dass der BVB den Pokal holt. „Ich hoffe, die Jungs zerreißen sich. Das ist nur ein Spiel - und an einem guten Tag geht da immer was.“ Auf dem Papier seien die Chancen zwar gering, aber der Kampf müsse sich diesmal eben gegen die Routine durchsetzen. „Es wird auf jeden Fall ein besonderes Spiel. Entweder Marco Reus oder Toni Kroos - für einen wird’s eine Bilderbuchgeschichte“, denkt er vor allem an die Protagonisten, die am Samstag in London letztmals für ihre derzeitigen Teams antreten.
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