Viersen. Deutschlands Team scheitert bei der WM in Viersen in der Vorrunde, schlägt sich aber beachtlich. BCC-Akteur Lindemann lobt jungen Debütanten.
Ganz so gut wie bei der Team-Weltmeisterschaft im vorigen Jahr lief es in Viersen für die Dreiband-Akteure der Deutschen Billard-Union (DBU) diesmal nicht. Dennoch konnten die Gastgeber mit ihrem Abschneiden trotz des Scheiterns in der Vorrunde durchaus zufrieden sein. „Ich denke, wir haben uns da sehr gut verkauft“, so Ronny Lindemann vom Bundesligisten BCC Witten, der erstmals gemeinsam mit dem erst 16-jährigen Amir Ibraimov (Duisburg) das WM-Turnier bestritt.
Schon zum 36. Mal wurde die Mannschafts-WM ausgetragen, seit 1990 sind die weltbesten Billardspieler in der Dreiband-Disziplin dabei in der Viersener Festhalle zu Gast. „Die Stimmung war an allen Tagen großartig. So voll war die Halle seit Jahren nicht“, so Lindemann. Hatte er im Vorjahr noch mit seinem vertrauten Partner Martin Horn (Berlin) die WM gespielt und die Bronzemedaille geholt, so musste Deutschlands bester Akteur diesmal aus gesundheitlichen Gründen passen. Dafür gab Bundestrainer Christian Rudolph Nachwuchsmann Ibraimov die Chance, sich auf großer Bühne zu beweisen.
Erstmals ein Sieg gegen Mehrfach-Weltmeister Blomdahl für Wittener Lindemann
Mit den Top-Teams aus Belgien, Schweden und Ägypten erwischte das deutsche Duo die denkbar schwierigste Aufgabe. Im Auftaktspiel gegen Schweden musste Ronny Lindemann, erstmals als Nummer eins für die DBU am Tisch, gegen den mehrfachen Weltmeister Torbjörn Blomdahl antreten. „Ich war vorher wirklich optimistisch“, so der 43-Jährige, der schon des Öfteren gegen den Schweden gespielt hatte. Und ausgerechnet bei dieser WM nun gelang es ihm erstmals, den Weltklassemann zu bezwingen. „Mitte des Spiels habe ich ihn förmlich überrannt. Er hat dann zwar noch mal aufgeholt, aber ich habe mich nicht mehr nervös machen lassen“, so Lindemann über sein 40:38. Sein Respekt vor dem für Bundesliga-Champion BC Weywiesen Bottrop spielenden Routinier ist riesengroß: „Blomdahl hat den Dreibandsport zu dem gemacht, was er ist. Nach Raymond Ceulemans ist er die Ikone unseres Sports.“
Da am Nebentisch Amir Ibraimov gegen den in der Liga für den BCC Witten spielenden Michael Nilsson letztlich glatt mit 21:40 (nach einem 0:20-Start) verlor, hieß es im Gruppenspiel also 2:2. Und so sollte es auch am Abend wieder heißen - diesmal gegen die Ägypter. Allerdings ließ dabei Ronny Lindemann Federn, unterlag trotz ordentlicher Vorstellung gegen Riad Nady mit 25:40. „Kann sein, dass ich ihn ein wenig unterschätzt habe“, so der Wittener. Zwei, drei unachtsame Momente hätten gereicht, um ihn ins Hintertreffen zu bringen. Teamkollege Ibraimov indes besiegte den Ägypter Kamal mit 40:30.
Dieser erste Turniertag war aus deutscher Sicht aller Ehren wert. Um weiterzukommen, musste nun aber ein Sieg gegen die starken Belgier hier. Doch daraus wurde nichts. Lindemann zog gegen Ex-Weltmeister Eddy Merckx mit 35:40 den Kürzeren, Ibraimov scheiterte mit 29:40 am international erfahrenen Jozef Philipoom. „Ich hatte den Start verpennt, hab‘ dann aber wie ein Löwe gekämpft und kam auch noch mal heran. Aber leider fehlte mir das Glück“, so Lindemann.
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Grundsätzlich aber könne die erstmals in dieser Konstellation aufgetretene deutsche Auswahl zufrieden sein mit dem Geleisteten, wie der 43-Jährige befand: „Hier und da hätten zwar ein paar Kleinigkeiten besser laufen können für uns, aber grundsätzlich war das ein schönes Turnier. Mit meiner Leistung bin ich angesichts der sehr schweren Gegner größtenteils zufrieden und habe viel Zuspruch bekommen.“ Auch Ibraimov habe seine Sache beim Debüt gut gemacht, ihm gehöre die Zukunft am Queue.
Der Weltmeistertitel ging in Viersen erstmals an Vietnam, das sich in einem packenden Endspiel mit 3:2 gegen Spanien behauptete. Bronze ging an die Überraschungs-Mannschaften aus Japan und den USA. In den vergangenen Jahren hatte durchweg die Türkei die Team-WM dominiert, die diesmal schon in der Vorrunde scheiterte.
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