Witten. Der TuS Bommern galt als Oberliga-Abstiegskandidat. Wie kommt es, dass der Klassenerhalt so früh perfekt wurde? Und wie geht es jetzt weiter?
Dass viele Sportlerinnen und Sportler einen gewissen Aberglauben pflegen, ist bekannt. Bei den Handballern des TuS Bommern war davon am Samstagabend nichts zu spüren, ganz im Gegenteil. Auch wenn zu dem Zeitpunkt noch ein Sieg zum Klassenerhalt in der Oberliga fehlte, scheute sich niemand, darüber zu reden, im Gegenteil – die Bommeraner sprachen freimütig über das Thema Klassenerhalt, strotzten nach dem Auswärtssieg in Gevelsberg vor Selbstvertrauen.
Auf den Hinweis, dass es Sonntagabend schon so weit sein könnte, wenn Bergkamen in Soest verliert, antwortete Trainer Nils Krefter ohne mit der Wimper zu zucken: „Richtig. Ansonsten müssen wir gegen Haltern den Sack zumachen.“ Das ist hinfällig, da Bergkamen 17:30 unterlag, den TuS Bommern nun auch rechnerisch nicht mehr einholen kann.
TuS Bommern: Der Rest der Oberliga-Saison wird zum Schaulaufen
Das Heimspiel im Bommeraner Sportzentrum gegen den Vorletzten HSC Haltern/Sythen (Sa., 20 Uhr) wird damit zum Schaulaufen – wie überhaupt der Rest der Saison: Schon zwei Spieltage vor Ende der Vorrunde seiner ersten kompletten Oberliga-Saison weiß der TuS Bommern, dass ein weiteres Oberliga-Jahr hinzukommt. Das ist sensationell.
„Dass wir das schaffen, dass wir jetzt dastehen, das hat natürlich keiner erwartet. Gerade nach den Abgängen der Vorsaison“, sagt Krefter. Nach dem Aufstieg im Jahr 2020 hatte der TuS seine ersten beiden Oberliga-Spiele verloren, dann den Trainer gewechselt. Nils Krefter übernahm, leitete im Prinzip eine Einheit, bevor die Saison erst unter-, dann abgebrochen wurde.
Alle schwärmen vom besonderen Teamgeist
In der Pause verließen unter anderem Spielmacher Markus Schmitz und Rückraum-Ass Marcel Tarlinski die Bommeraner. Der TuS musste als Abstiegskandidat gelten. Warum er jetzt schon für ein weiteres Oberliga-Jahr planen kann? Die Antwort darauf geben alle einhellig.
Krefter sagt: „Es war wichtig, einen Teamspirit zu haben. Das war auch meine Aufgabe als Trainer, das haben wir auf die Platte bekommen. Das Spielerische kommt dann von alleine.“ - „Wir haben einfach einen unfassbaren Teamspirit", sagt auch Clemens Uphues, beim 24:21 in Gevelsberg am Samstag wieder einer der Matchwinner.
Abteilungsleiter Thomas Hitzemann sagt: „Die mannschaftliche Geschlossenheit ist hervorragend. Ich bin ja auch mit vielen der Jungs im Gespräch, mit dem Trainer sowieso, aber auch mit Leuten im Umfeld: Die sagen, es macht Spaß zusammen.“ Eine einfache Erklärung dafür, dass der TuS, längst kein gestandener Oberligist, so souverän durch diese Saison kam.
Großes Vertrauen innerhalb der Mannschaft
Vielleicht liegt der Grund dafür in der langen Vorbereitung, die Krefter nach seinem Amtsantritt hatte, um alle kennenzulernen, die Neuzugänge zu integrieren. „Die Zeit haben wir gut genutzt“, meint auch Thomas Hitzemann. Und es spiegelt sich natürlich auch auf dem Parkett wieder, dass alle sich gegenseitig vertrauen.
Nach dem Fehlstart in Gevelsberg (2:5 nach zehn Minuten) wurde niemand unruhig – Krefter erinnerte er an einige Trainingsschwerpunkte, kurz drauf stand es 5:5. Auch kurz vor Schluss, als Gevelsberg von 13:20 auf 20:21 herankam, blieb der Coach in der Auszeit besonnen, wechselte ganz bewusst nicht. Sein Team belohnte das Vertrauen, brachte den Sieg nach Hause. Krefter: „Am Anfang der Saison haben wir gegen Gladbeck auch den Faden verloren, das Spiel verloren. Dass wir heute so ruhig geblieben sind, war der größte Entwicklungsschritt."
Der Kader bleibt zusammen – und soll verstärkt werden
Die mannschaftliche Geschlossenheit spiegelt sich auch in der Kaderplanung: Florian Ludwig wird pausieren, alle anderen Spieler haben frühzeitig zugesagt. Hitzemann ist auf Suche nach Verstärkung für den Rückraum, vor allem ein Rechtshänder wird gesucht.
Auch wenn der TuS jetzt in der Aufstiegsrunde spielt, heißt das Ziel natürlich längst nicht Aufstieg. Sich ein zweites Mal in der Oberliga zu beweisen, die gute Leistung zu bestätigen, „auch in zwei, drei, vier oder fünf Jahren“, gibt der Abteilungsleiter als Ziel aus.
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Aber erst eben: die Aufstiegsrunde. Da geht es noch gegen einige schwere Kaliber aus Ostwestfalen – da geht es drum zu genießen, allen Teammitgliedern auch Spielminuten zu geben, vielleicht das ein oder andere Handballfest zu feiern. Die große Party am Samstagabend wird allerdings ausfallen, mit Blick auf die Corona-Lage wäre das unpassend, der TuS hofft stattdessen auf eine Feier am Saisonende.
Die hat sich diese Mannschaft mehr als verdient. Und Samstagabend wurde natürlich auch schon gefeiert. Selbstbewusstsein statt Aberglaube.
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