Niederberg. „Der Ramadan ist ein normaler Teil unserer Gesellschaft“, sagt TVD Velberts Chudzinski. Positive wie negative Effekte hat er auf einige Klubs.

Fußball verbindet, zumindest im Optimalfall. Es ist ein Sport, in dem Menschen mit vielen verschiedenen kulturellen Hintergründen und internationalen Geschichten aufeinandertreffen und gemeinsam ihrer Leidenschaft nachgehen.

Dabei kommt es immer wieder zu Situationen, die einen Teil der Spielenden betreffen, den anderen aber nicht. So wie aktuell der Ramadan.

Am 1. April startete der Fastenmonat der Muslime. Bis zum 1. Mai ist essen und trinken von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang untersagt, der Tagesablauf und die Aufstehzeiten dementsprechend verändert. Für die Vereine in Niederberg gehört dieser Monat wie jeder andere auch zum normalen Jahresablauf.

Beim TVD Velbert II wird im Ramadan kurz das Training unterbrochen

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„Der Ramadan ist ein ganz normaler Teil unserer Gesellschaft geworden“, sagt Tim Chudzinski, Trainer des TVD Velbert II.

Auf den Fußball bezogen, habe das Fasten, welches im Islam als heilige Pflicht verstanden wird, kaum Auswirkungen. „Die Jungs nehmen sich – sobald sie dürfen – ein paar Minuten, um etwas zu trinken oder einen Müsliriegel zu essen. Das stört gar nicht, ich finde es total normal, das zu respektieren“, so Chudzinski, der weder somit weder einen negativen, noch einen positiven Einfluss auf den Sport sieht – wobei: „Am Freitag hat Cengiz Saral für uns getroffen. Er hat danach gesagt, er trifft im Ramadan immer. Vielleicht hat es also doch einen positiven Effekt gehabt“, so Chudzinski scherzhaft.

SSVg Heiligenhaus hat das Training etwas umgestellt

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Während die Handballmannschaften des TVD Velbert und der HSG Velbert/Heiligenhaus, die Frauenfußballteams der SSVg Velbert und der Sportfreunde Siepen sowie die Herrenmannschaften des SC Velbert II und von Blau-Weiß Langenberg auf Anfrage jeglichen Einfluss auf den Trainings- oder Spielbetrieb verneinten, sagt Daniel Reuter, Trainer der Herren SSVg Heiligenhaus, dass sich sein Team im Vorhinein mit dem Thema auseinandergesetzt und Lösungen gefunden habe.

Daniel Reuter,hat beim Fußball-Bezirksligisten SSVg Heiligenhaus das Training im Ramadan etwas umgestellt.
Daniel Reuter,hat beim Fußball-Bezirksligisten SSVg Heiligenhaus das Training im Ramadan etwas umgestellt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Bei uns sind circa drei Viertel der Spieler und auch mein Co-Trainer am Fasten. Das kann ein Nachteil sein bezüglich des körperlichen Zustandes der Jungs. Wir unterbrechen das Training immer für zehn Minuten, damit die Jungs etwas trinken und eine Kleinigkeit essen können. Die Trainingsbeteiligung hat darunter nicht gelitten, die Jungs ziehen super durch“, so Reuter, der damit das beschreibt, was auch bei der U23 der SSVg Velbert und beim SV Union gehandhabt wird.

SV Union Velbert und TC RW Heiligenhaus leben Toleranz und Akzeptanz vor

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Unions Cheftrainer Mesut Güngör ist in der aktuellen Phase zudem etwas nachsichtiger mit seiner Mannschaft: „Meine Spieler bekommen zum Fastenbrechen die Zeit dafür, etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen, in der Regel sind es Datteln, die sie zu sich nehmen. Anschließend trainieren sie weiter. In der Phase sehe ich über ihre Fehler weg, weil durch die fehlende Kraft auch die Konzentration natürlich nicht zu einhundert Prozent da sein kann. Aber ich bewundere trotz der Situation ihren Einsatz und Willen. Toleranz und Akzeptanz sollten selbstverständlich sein. Wir bei Union leben diese Werte vor“, sagt Güngör.

Auch Bernd Rotthoff, Medialeiter beim TC Rot-Weiß Heiligenhaus sagt, der Ramadan sei ein Kulturgut, welches zu beachten sei. „Wir passen unsere Trainingsabläufe etwas an. Wir haben in der Zeit den Schwerpunkt auf Technik und Passspiel gelegt. Schwierigkeiten gibt es nur bei Spielen, die in der Mittagszeit beginnen und bei denen nicht getrunken werden darf“, so Rotthoff.

Türkgücü Velberts Adem Cakat fastet seit seinem 14. Lebensjahr

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Türkgücü Velberts Adem Cakat kennt das Fasten als Spieler aus langjähriger eigener Erfahrung. Seit seinem 14. Lebensjahr praktiziert er den Ramadan. Auswechseln lassen hat er sich deshalb aber nie. „Man muss ehrlich sagen, dass es nicht ohne ist, zu fasten und volle Kanne da zu sein. Es fehlen circa zehn Prozent der Leistungsfähigkeit. Aber das geht schon. Wir haben auch mehrere Spieler in der Startelf, die fasten. Und wenn ich gespielt habe, habe ich nie daran gedacht, dass ich in der Pause kein Wasser trinken darf. Das blendet man aus“, sagt Cakat.

FC Langenberg freut sich auf gemeinsame Feste

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Auch Yasir Tutar vom FC Langenberg sagt, dass die Partien innerhalb des Fastenmonats ein paar Umstellungen erfordern. Neben der Trainingsunterbrechung gehört das nächtliche Aufstehen eben dazu. „Sonst schafft man das nicht“, so Tutar.

Aber natürlich sorgt der Ramadan auch für Offenheit und auch Zusammenhalt innerhalb einer Mannschaft. Tutar: „Es ist Kultur. Unsere Mannschaft ist Multi Kulti – wir feiern Weihnachten genauso gemeinsam wie das Zuckerfest am Ende des Ramadans.“

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