Herne/Wanne-Eickel. Die Saison der Amateure wird annulliert, das überrascht die Kicker nicht. Ihre Blicke (und Hoffnungen) richten sich schon auf die neue Spielzeit.

Dass der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen an diesem Montag Vollzug gemeldet hat und die Spielzeit 2020/21 ohne Wertung endet: Beim SC Westfalia Herne, dem Fußball-Oberligisten, überrascht das niemanden.

Ingo Brüggemann, der Vorsitzende der Westfalia, schon gar nicht: „Uns war eigentlich schon vor dem Saisonauftakt klar, dass diese Saison annulliert wird.“

Warum? „Wegen der allgemeinen Corona-Situation und weil man weiß, wie es sich mit Viren in der Winterzeit entwickelt. Als die Saison unterbrochen wurde, haben wir uns schon gedacht, dass es nicht weitergeht. Schon alleine aufgrund der Größe der Oberliga. Dass es jetzt so kommt, finden wir aber natürlich nicht toll. Den Klassenerhalt in der Oberliga hätten wir über eine ganze Saison sportlich bestimmt regeln können. Aber jetzt bleiben außerdem auch noch vier unserer Jugendmannschaften ohne Aufstieg.“

Christian Knappmann, Trainer des SC Westfalia Herne: „Wir hätten gerne eine normale Saison gespielt. Sportlich profitieren wir, weil es für uns bei einer Wertung nach der 50-Prozent-Regel doch knapp geworden wäre. Aber über eine ganze Saison hätten wir den Klassenerhalt sportlich sicherlich geschafft. Jetzt hoffen wir, dass wir eine halbwegs normale nächste Saison erleben werden.“

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Sebastian Westerhoff, Trainer des DSC Wanne-Eickel: „Für mich ist es keine Überraschung. Wir haben jetzt lange gewartet, hätten vielleicht auch noch etwas warten können, aber ich bin mir sicher, dass es im Endeffekt keinen Sinn mehr gehabt hätte.“ Der Westfalenligist hätte noch neun Spiele austragen müssen, um die Hinrunde abzuschließen. „Natürlich hätten wir gerne wieder gespielt und zumindest die Hinrunde zu Ende gebracht. Allein, um einfach mal wieder auf dem Fußballplatz zu stehen. Das vermissen wir alle schon sehr“, so der Trainer weiter. Einen Vorbereitungsplan, der am 1. Juli startet, hat er zwar schon in der Schublade, aber „wir werden alle gut daran tun, noch weiter abzuwarten“.

Hoffen auf einen Start am 15. August

Thomas Falkowski, Trainer des SV Sodingen/Westfalenliga: „Bis Mitte März hatte ich noch gehofft, dass wir zumindest die fünfzig Prozent bis 30. Juni spielen. Aber danach war mir eigentlich klar, dass es ja eigentlich keine Chance mehr gibt. Deswegen kommt diese Entscheidung jetzt nicht überraschend. Auf der einen Seite muss man das akzeptieren, auf der anderen Seite ist es natürlich schade, dass die Saison so endet. Wir waren auf einem sehr guten Weg, haben von sieben Spielen fünf gewonnen. Es hätte mich schon interessiert, wie die Saison für uns zu Ende gegangen wäre. Hoffen wir nun, dass am 15. August wirklich die neue Saison startet und dann läuft.“

Auch bei der Sportvereinigung Horsthausen zeigt man sich nicht verwundert über den Saisonabbruch. „Es ist wirklich keine Überraschung und die richtige Entscheidung. Es gibt wichtigere Dinge als Fußball, auch wenn wir uns alle natürlich nach einer Rückkehr auf den Platz sehnen“, sagt Trainer Marc Gerresheim.

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„An einen Wettkampf ist aktuell wirklich nicht zu denken, aber ich glaube, dass ein Trainingsbetrieb in Kleingruppen in absehbarer Zeit wieder möglich sein wird. Natürlich mit wenigen Spielern auf dem ganzen Platz ohne Körperkontakt und mit Hygienekonzept. Aber endlich mal wieder den Ball am Fuß zu haben, wäre schon eine tolle Sache“, hofft der Coach des Landesligisten.

„Wir alle vermissen den Fußball“

„Es ist für uns natürlich auch keine Überraschung mehr und so auch richtig. Aber es ist natürlich schade, denn wir haben eine gute Serie bisher gespielt, sagt Franko Pepe, Coach des SV Wanne 11. Auch seine Spieler sehen den Abbruch als sehr schade an, aber auch für sie ist es nachvollziehbar. „Wir werden uns in den nächsten Tagen an die weitere Planung setzen. Aber auch da muss man abwarten, wie es sich entwickelt“, so Pepe weiter.

„Ich habe ebenfalls damit gerechnet, dass die Saison abgebrochen wird. Und es ist für mich auch die richtige Entscheidung“, sagt Eyyüp Hasan Ugur, Trainer des Landesligisten Firtinaspor Herne. Nach mehr als fünf Monaten ohne Training wäre auch für ihn das Verletzungsrisiko zu hoch, wenn es nach nur wenigen Wochen Wiedereingewöhnung weitergegangen wäre. „Kein Aufsteiger, kein Absteiger. So haben wir nun Planungssicherheit und können anfangen, die kommende Saison zu planen“, so Ugur.

Frank Conradi, Trainer der Sportfreunde Wanne-Eickel/Bezirksliga: „Aus meiner Sicht ist es die einzig richtige Entscheidung. Wir alle vermissen den Fußball. Aber wir vermissen den Fußball in seiner ursprünglichen Form. Mit Zuschauern, Kabinengesprächen und allem was dazugehört. Die Gesundheit steht jedoch im Vordergrund. Und ich glaube, dass die Ansteckungsgefahr zu groß ist. Außerdem sollte der Amateurfußball nicht die ohnehin schon hohe Belastung in Krankenhäusern und Gesundheitsämtern - insbesondere der Mitarbeiter - noch erhöhen. Wir werden uns nunmehr auf einen Neustart vorbereiten. Da ist sicherlich viel Fingerspitzengefühl gefragt. Die Jungs sind ja seit November raus. Es wartet viel Arbeit, welche mit Verstand angegangen werden muss.“

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Michele Di Bari, Trainer der SG Herne 70/Bezirksliga: „Ganz allgemein hätte man die fünfzig Prozent nicht mehr erreichen können. Daher ist es glaube ich korrekt so wie es ist. Für alle ist die derzeitige Situation in allen Belangen total beschissen. Mir fehlt der Fußball zwar, aber am Ende ist er zweitrangig. Für Herne 70 ist es natürlich Glück im Unglück. Unter normalen Umständen wäre es sehr schwer geworden, die Klasse zu halten. Nach einer so langen Corona-Pause wahrscheinlich noch schwerer. So aber haben nun alle Vereine Planungssicherheit. Wenn es weiter geht, sind wir alle glücklich darüber. Ich glaube wir haben unsere Hausaufgaben bestmöglich gemacht.“

„Nichtsdestotrotz arbeiten wir weiter“

Serhat Hakan, Trainer von RW Türkspor/Kreisliga A: „Sportlich ist die Entscheidung natürlich eine Katastrophe, weil wir dieses Jahr wieder nah am Aufstieg dran waren. Aber mit dieser Entscheidung ist alles wieder Makulatur. Wir sind etwas geknickt. Nichtsdestotrotz arbeiten wir weiter, das zeigen ja auch die Transfers, die wir bis jetzt getätigt haben. Wir werden nichts an unseren Zielen verändern. Wir haben Ambitionen und eine gute Mannschaft. Wir wollen aufsteigen. In Konferenzen, die ich mit den Jungs führe, sehe ich wie heiß sie sind.“

Jörg Kostrzewa, Trainer des VfB Börnig/Kreisliga A: „Die Entscheidung war ja durchaus absehbar, dennoch sind wir darüber traurig, weil das auch immerhin bedeutet, dass wir vor Beginn der nächsten Saison unserer Leidenschaft nicht mehr nachkommen dürfen. Wir hatten uns für dieses Jahr eine Menge ausgemalt und hätten den Kampf um die Spitze gern noch mal aufgenommen. Meine Jungs sind fit, das haben wir durch Tracking von Laufdaten jedes einzelnen über die Wochen ohne Ball kontrolliert. Umso bedauernswerter ist der Abbruch.“

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