Sprockhövel. Niedergethmann erinnert sich an die Höhen und Tiefpunkte der SCO-Saison sowie an interne Reibereien. Der Wendepunkt war eine Aussprache.

Es war das zweite Jahr des SC Obersprockhövel in der Westfalenliga. Und wie bereits in der ersten Saison fand man sich im Abstiegskampf wieder. Jörg Niedergethmann blickt auf eine weitere nervenaufreibende Spielzeit mit seinem SCO zurück, die weit unter den eigenen Erwartungen verlief. „Wir haben es nicht so nach außen getragen, aber intern war für uns klar, dass wir unter die ersten Acht kommen wollen“, erinnert sich der sportliche Leiter des SCO.

Doch bereits der Saisonstart verlief anders als erhofft: Mit nur einem Sieg aus den ersten sechs Spielen fanden sich die Grün-Schwarzen bereits früh im unteren Tabellenmittelfeld wieder. „Woran das lag, weiß ich auch nicht. Weil dort auch noch niemand verletzt war“, gibt Niedergethmann zu. Tiefpunkt der Startmisere war für den ehemaligen SCO-Trainer die 0:2-Niederlage gegen den SV Sodingen. „Da hat es schon etwas geknistert“, erinnert sich Niedergethmann. Nach neun Spielen stand die Elf von Trainer Robert Wasilewski nur auf dem 13. Tabellenplatz.

SC Obersprockhövel legt satten Fehlstart hin

Doch die Wasilewski-Elf kam nach einer knappen Pokal-Niederlage gegen den TuS Ennepetal im Elfmeterschießen plötzlich in Fahrt: Sechs Spiele ohne Niederlage - darunter Kantersiege gegen den FC Lennestadt und den BSV Schüren - katapultierten den Westfalenligisten vor der Winterpause auf den achten Tabellenplatz. „Dann waren wir alles in allem mit der Hinrunde zufrieden“, so der sportliche Leiter. Doch intern wusste man bereits vor Rückrundenstart, dass Probleme in der weiteren Spielzeit drohen. Denn eine Schambein-Entzündung setzte Schlüsselspieler Patrick Dytko ein halbes Jahr außer Gefecht. Dazu war Topstürmer Dawid Ginczek bereits zuvor ausgefallen. Doch die Saison beendende Verletzung wurde erst später bekannt.

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„Wir dachten, dass er in acht Wochen wieder dabei sein würde, und es lag noch die Winterpause dazwischen. Deswegen haben wir uns dort zunächst nicht nach Ersatz umgeschaut. Im Januar kam dann die Diagnose Bandscheibenvorfall. Und wegen der beiden Verletzungen wussten wir, dass es schwer werden würde, in der Rückrunde Tore zu erzielen oder eben Spiele irgendwie zu gewinnen, weil Gini eben da vorne drinsteht und zwei Buden macht“, erzählt der sportliche Leiter.

Wir dachten, dass Dawid Ginczek in acht Wochen wieder dabei sein würde, und es lag noch die Winterpause dazwischen. Deswegen haben wir uns dort zunächst nicht nach Ersatz umgeschaut.
Jörg Niedergethmann, sportlicher Leiter des SC Obersprockhövel

Schaute oft sehr kritisch auf die Leistungen seiner Elf: SCO-Trainer Robert Wasilewski.
Schaute oft sehr kritisch auf die Leistungen seiner Elf: SCO-Trainer Robert Wasilewski. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Und auch Niklas Niedergethmann, der die Schuhe nun an den Nagel gehängt hat, fehlte Wasilewski in der Offensive fast die ganze Saison. „Bei meinem Sohn spielte der Körper nicht mit. Schon in jungen Jahren hat uns mal ein Arzt gesagt, dass der Körper und die Knochen labil sind und er vielleicht Schwierigkeiten bekommt. Das hat sich leider bewahrheitet. Uns das tat uns natürlich auch weh“, berichtet Niedergethmann.

Eine Überraschung waren die Probleme des SCO daher zwar nicht. „Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass wir eine so brutal schlechte Rückrunde spielen“, gibt Niedergethmann zu. „Das war Angsthasenfußball. Wir haben gar keine Gefahr ausgestrahlt.“ Ein erneuter Tiefpunkt war die 0:1-Niederlage in Schüren, die die Obersprockhöveler auf einen Abstiegsplatz abrutschen ließ. Zuvor hatte man nur einen Sieg aus zehn Rückrundenspielen eingefahren.

Hier verschlossener Tür geigte man sich kräftig die Meinung

Der sportliche Leiter erinnert sich gut an die Ereignisse nach dem erneuten Tiefschlag: „Ich bin nach Hause zu meiner Frau gefahren, und das Erste, was ich gesagt habe, als sie fragte, wie es lief, war: Wir steigen ab. Dann habe ich irgendwann in die Mannschaftsgruppe geschrieben, dass ich die Mannschaft am Dienstag ohne Trainerteam sprechen will“, so der sportliche Leiter. Doch letztlich versammelte sich die Mannschaft bereits vor dem Gespräch mit Niedergethmann und dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Calenberg in der Kabine.

„Die Tür blieb über eine Stunde geschlossen“, erinnert sich Niedergethmann. „Dann sind wir rein, aber ich habe an den Gesichtern gesehen, dass es nicht mehr nötig ist viel zu sagen. Wir haben dann jeder drei Sätze gesagt und sind wieder raus“, berichtet der SCO-Macher, der selbst nicht weiß, was genau besprochen wurde. „Manche Sachen müssen dort auch intern bleiben. Aber es hat richtig geknallt“, so Niedergethmann. Und die Aussprache fruchtete: Vor Saisonende gewann der SCO drei wichtige Spiele, zwei davon hoch und sicherte sich so den Klassenerhalt. „Es war die gleiche Elf, aber der Unterschied war, dass wir im Training eine ganz andere Intensität hatten. Die war vorher nicht gut über Wochen“, so Niedergethmann.

SCO-Macher hält eine Menge von Talent Friedenberg

„Sie haben das dann geradegebogen und die richtige Einstellung gezeigt. Aber man fragt sich natürlich, warum es erst so knallen musste. Da sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir so eine Saison nicht nochmal wollen. Wir brauchten frischen Wind und mussten uns von einigen Spielern trennen. Das haben wir vorher so nicht gemacht“, so Niedergethmann, der in Anbetracht der Neuzugänge hoffnungsvoll auf die neue Spielzeit blickt. „Wir haben im Tor nun einen echten Konkurrenzkampf. Mit Steven Frühauf haben wir einen Stürmer, um den uns viele beneiden werden. Wir haben mit Can Bayrakli einen Spieler bei uns, der ein richtig geiler Fußballer ist, aber immer mit körperlichen Defiziten zu kämpfen hatte. Die hat er zuletzt zu 80 Prozent aufgeholt. Dazu halte ich viel von Kjell Friedenberg. Also ich denke, dass wir gut aufgestellt sind“, so Niedergethmann.

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