Hattingen. Warum sind die Vereinsfarben Schwarz-Gelb? Was war der größte Erfolg? Und was passiert, wenn die Kasse zu voll wird? Das verrät ein neues Buch über die Sportfreunde - hier gibt es einen Einblick.
Was für ein Jahr für die Sportfreunde Niederwenigern von 1924. Im Jahr des 100. Vereinsgeburtstags steigen sowohl die erste als auch die zweite Mannschaft auf - der letzte Spieltag am Sonntag mit den Heimspielen gegen Steele II (12.30 Uhr) und Arminia Klosterhardt (15 Uhr) wird zum Schaulaufen der Meister, ab 17 Uhr wird der Saisonabschluss gefeiert.
Dabei stehen die nächsten Anlässe zum Anstoßen schon unmittelbar bevor, vom 14. bis 16. Juni feiern die Sportfreunde ihren 100. Geburtstag. Einer der „Stars“ des Jubiläums ist das Buch, das die Sportfreunde zu diesem Anlass herausbringen. Stefan Hülsdell hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vereinsgeschichte abzubilden - aber nicht in Form einer reinen Chronik, sondern anhand vieler Bilder, Geschichten und Menschen aus den vergangenen Jahrzehnten.
Dafür hatte er viele alte Dokumente als Arbeitsgrundlage, aber auch viele Gesprächspartner, viele „alte“ Sportfreunde sind ja im Dorf sehr verwurzelt. In Hülsdells Büro stapeln sich alte Spielplakate über Rechnungsbücher und Protokolle von Vorstandssitzungen. Vereinslegenden werden in dem Buch ebenso abgebildet wie die Geschichte der Vorgängervereine, Bundesliga-Profis als Edelfans (Tim Oberdorf und Lukas Klostermann), die größten Erfolge und das weiteste Auswärtsspiel (Istanbul).
Fünf lustige, lehrreiche oder besondere Fakten aus der Vereinsgeschichte lesen Sie hier vorab:
1) Die Sportfreunde als Aufsteiger? Das war lange undenkbar
Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren feiern die Sportfreunde aktuell den Aufstieg in die Oberliga Niederrhein - das sind fußballerische Sphären, die lange unvorstellbar waren. Über Jahrzehnte war Niederwenigern nämlich das Gegenteil einer Fahrstuhlmannschaft, rund 40 Jahre am Stück spielten die Sportfreunde in der höchsten Kreisklasse bzw. Kreisliga. Mal eher oben, mal im Abstiegskampf - für einen Aufstieg reichte es aber nie, Abstiege konnten die Sportfreunde auch immer verhindern.
Der Aufwärtstrend begann dann vor 20 Jahren, als mit der Verpflichtung der Ex-Profis Jürgen Margref und Dietmar Klinger als Trainer ein echter Coup gelang. Im Sommer 2005 feierte Niederwenigern Platz eins in der Kreisliga und den Aufstieg in die Bezirksliga - es war nur der Anfang, 2019 führte Margref das Team dann sogar bis in die Oberliga. Dabei sind sie in Niederwenigern stolz darauf, dass sie nie große Spielergehälter gezahlt haben und sich immer als „Dorfverein“ treu geblieben sind.
Tickets für Festakt und Public Viewing zu gewinnen
Die WAZ verlost Tickets für den Festakt zum 100-jährigen Jubiläum der Sportfreunde Niederwenigern am 14. Juni - mit anschließendem Public Viewing des EM-Auftaktspiels Deutschland gegen Schottland. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr, das Public Viewing beginnt um 20 Uhr.
Am Gewinnspiel teilnehmen können Sie bei uns online auf waz.de/wenigernistmehr. Wir wünschen viel Erfolg!
2) Die Vereinsfarben sind Schwarz und Gelb - aus der Not heraus
Die Farben der Sportfreunde? Klar, gelbe Trikots, schwarze Hosen. Das war aber nicht immer so. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Gelb und Schwarz zu den Vereinsfarben der Wennischen, aus Zufall beziehungsweise im wahrsten Sinne aus der Not heraus. Kleidung war damals nicht überall und in beliebiger Menge verfügbar. Über Kontakte zu einer Schneiderei ließen sich aber gelbe Hemden für eine ganze Fußballmannschaft auftreiben - und von da an spielten die Sportfreunde eben in Gelb.
Ebenfalls in dieser Zeit unmittelbar nach dem Krieg hat die Zugehörigkeit zum Fußballkreis Essen seinen Ursprung. Während fast alle Hattinger Fußballvereine im Fußballkreis Bochum spielten, orientieren sich Niederwenigern und Niederbonsfeld hin zum Niederrhein. „Das hatte ganz einfache Gründe“, erklärt Stefan Hülsdell: „Es war einfacher zu den Spielen zu kommen. Die Verkehrsanbindung nach Essen mit dem Bus war besser als nach Hattingen.“ Ein Auto hatte damals schließlich fast niemand, früher wanderten die Mannschaften sogar teilweise zu Auswärtsspielen.
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3) 75 Jahre im Verein - ein ganzes Leben für die Sportfreunde
Das Jahr 2024 markiert nicht nur den 100. Vereinsgeburtstag, sondern auch das 75. Jahr im Verein für drei besondere Mitglieder. In der Chronik heißt es: „Im Sommer 1949 haben sich drei damals zehnjährige Jungen bei den Sportfreunden angemeldet und sind seit dieser Zeit nicht nur ununterbrochen Mitglied, sondern haben den Verein durch viel Engagement aktiv mitgestaltet. Alle drei sind heute noch bei jedem Heimspiel und zum Teil sogar bei den Auswärtsfahrten der 1. Mannschaft an der Bande dabei.“
Die Rede ist von Helmut Battling, dem Ehrenvorsitzenden Theo Haske und Rekordspieler Wolfgang „Mokka“ Brauksiepe. Haske und Brauksiepe haben die Sportfreunde im Blut - sie sind Neffen von Wilhelm und Heinrich Brauksiepe, die dem ersten Vereinsvorstand 1924 angehört. Der Verein ist eben auch Familiensache: Kein Wunder, dass man in all den Jahrzehnten einige Nachnamen immer wieder in Verbindung mit den Sportfreunden liest.
4) Die Kasse ist voll? Lieber eine gute Party als neue Trikots
Wer die Sportfreunde Niederwenigern kennt, dem ist klar: Im Dorf weiß man, wie man feiert. Das war auch 1993 schon so, als die Alten Herren sich entscheiden mussten, was sie mit ihrer prall gefüllten Abteilungskasse anstellen sollten. Der erste Vorschlag: 800 Mark könne man zur „Anschaffung der Kluft“ beisteuern.
Dazu kam es aber nicht, die neue Sportfreunde-Chronik dokumentiert das Protokoll der Jahreshauptversammlung: „Nach eingehender Diskussion wurde beschlossen, dass im Jahr 1993 ein Fest zu Lasten der Abteilungskasse veranstaltet wird. Dadurch wird der Kassenbestand verringert. (...) Für die Anschaffung der Kluft wird kein Betrag an die Mannschaft gezahlt.“ Im Zweifel wird eben gefeiert.
5) Die Sportfreunde bei einer Deutschen Meisterschaft auf dem Treppchen
Und die liebste Geschichte des Chronisten? Stefan Hülsdell fällt es schwer, sich für eine zu entscheiden. Er nennt dann eine, die erst fünf Jahre als ist: 2019 gewannen die A-Junioren der Sportfreunde nicht nur die Hallenstadtmeisterschaft Essen, sondern auch die Niederrheinmeisterschaft und die Westdeutsche Meisterschaft.
Beim Turnier um die Deutsche Meisterschaft in Gevelsberg wurde das Team von Marcel Kraushaar und Carsten Neuhaus dann von 150 schwarz-gelben Fans unterstützt - und schaffte es als totaler Außenseiter aufs Treppchen, wurde mit der Bronzemedaille als drittbeste Hallenfußball-Mannschaft ihrer Altersklasse im ganzen Land ausgezeichnet. Ein denkwürdiger Erfolg, einmalig in der Vereinsgeschichte.
Erhältlich ist das Buch ab Montag, in der Kleinen Bücherwelt in Burgaltendorf sowie in der Provinzial-Geschäftsstelle von Stefan Hülsdell in Niederwenigern (12,95 Euro).