Sprockhövel. Als Jona Niemiec einst bei der TSG Sprockhövel zum Training kam, war die Skepsis groß. Doch zwei Szenen zeigten, dass er das Zeug zum Profi hat.
Es ist eine unangenehme, aber zugleich viel aussagende Szene, an die sich Andrius Balaika noch heute sehr gut erinnert, wenn er über Jona Niemiec spricht.
„Einmal hat er sich am Zaun neben dem Fußballplatz übergeben, ist aber dann direkt zurückgekommen und hat weitergemacht. Das war nicht alltäglich für uns. Da hat man schon gemerkt, dass er einen extremen Biss hat“, sagt Balaika, der die TSG Sprockhövel vor der aktuellen Saison nach sieben Jahren als Trainer verließ und in der Saison 2020/2021 mit Jona Niemiec zusammenarbeitete.
Fortuna Düsseldorf: Jona Niemiec ist der zweite Ex-Spieler der TSG Sprockhövel
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Dieser hat es mittlerweile in den Profifußball geschafft. Der 21-Jährige lief in dieser Saison vier Mal in der 2. Bundesliga für Fortuna Düsseldorf auf, für die auch Tim Oberdorf spielt, und erzielte dabei einen Treffer. Dabei ist der Weg, den Niemiec gegangen ist, ein ungewohnter.
Denn fußballerisch ausgebildet wurde er nicht in einem Nachwuchsleistungszentrum der Profivereine, sondern beim SC und Rot-Weiß Lüdenscheid, wo er in der B-Jugend, in der A-Jugend und bei den Senioren in der Bezirksliga spielte. Der Wechsel zur TSG Sprockhövel wurde dann zu seinem Sprungbrett.
Zehn Minuten reichten beim Probetraining aus
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„Ein Freund von Yakup Göksu hatte ihn empfohlen und er kam zum Probetraining“, erinnert sich Balaika. Natürlich habe bei ihm eine gewisse Skepsis vorgeherrscht. Denn der qualitative Sprung von der Bezirks- in die Oberliga ist riesig. „Nach zehn Minuten fragte ich Yakup aber schon, ob er auch das sehe, was ich sehe. Er sagte ja. Daraufhin haben wir direkt alles klar gemacht mit ihm. Und dann ging es los“, so Balaika.
Die Vorbereitung des jungen Mannes sei „einfach überragend“ gewesen, die physischen Voraussetzungen des 1,88 Meter großen Offensivspielers „extrem gut“.
Ex-Trainer Andrius Balaika schwärmt von Jona Niemiec
Jede einzelne Übung habe er mit 100 Prozent durchgezogen und sei deshalb auch absolut verdient als Stammspieler in die Saison gegangen. Diese wurde zwar aufgrund der Corona-Pandemie nach nur sieben Partien vorzeitig abgebrochen, Niemiec stand aber in jedem einzelnen Spiel in der Startformation und erzielte drei Tore.
„Wir hatten da einen super Lauf und standen oben. Er hatte daran mit seinen Leistungen einen großen Anteil. Es war eine Augenweide zu sehen, wie er seine Physis einsetzte, mit was für einer Dynamik und Kraft er spielte. Da war klar, dass er durchstartet, wenn er vom Verletzungspech verschont wird“, sagt Balaika.
Fortuna Düsseldorfs U23 war der nächste Schritt nach oben
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Während Niemiec bei Fortuna Düsseldorf meistens als Stürmer eingesetzt wird, überzeugte er bei der TSG Sprockhövel auf die Außenbahnen. „Er war der perfekte Spieler für das Konterspiel. Ich habe noch die Spielszenen vor Augen, in denen der Gegner hoch stand und wir ihn dann in die Tiefe geschickt haben. Er hat Tempo aufgenommen, die Gegenspieler, die auf ihn sprangen, einfach abgeschüttelt und dann das Tor gemacht", so Balaika.
Dass Niemiec nach diesen Auftritten die nächsthöhere Stufe erklimmen wollen würde, war schnell klar, und auch offen besprochen. Ein Probetraining bei der U23 von Fortuna Düsseldorf in der Regionalliga West wurde für ihn zum Glücksfall. „Das war der richtige Verein für ihn auf dem Weg nach oben“, findet auch Balaika.
Zweitligist kämpft um den Profivertrag für Jona Niemiec
In seiner ersten Saison für die Landeshauptstädter erzielte er acht Tore in 27 Ligaspielen, zu Beginn der aktuellen Spielzeit knüpfte er mit fünf Treffern in 15 Spielen an diese Leistung an, sodass Daniel Thioune, der Trainer der ersten Mannschaft und ein erklärter Jugend-Förderer, auf Niemiec aufmerksam wurde. Auch, dass die Fortuna finanziell in der 2. Bundesliga nicht zu den Top-Klubs gehört, öffnete dem ehemaligen Sprockhöveler die Tür – durch die er begeisternd stürmte.
Mittlerweile ist er so etwas wie der Shootingstar in der Landeshauptstadt. Doch noch hat er keinen Profivertrag unterschrieben. Die Gespräche darüber laufen, der Verein möchte ihn binden, eine Entscheidung soll bis Ende März fallen.
Für Balaika ist aber so oder so klar, dass Niemiec weiterhin auf sich aufmerksam machen wird, unabhängig vom Trikot. „Er war zwischendurch immer wieder verletzt. Nun ist er fit und startet durch. Ich hoffe für ihn, dass er fit bleibt. dann wird er seinen Weg machen.“
Andrius Balaika genießt weiterhin die Zeit mit der Familie, hat noch keinen neuen Verein. „Ich habe immer noch nicht das Bedürfnis, auf dem Fußballplatz zu stehen und Spiele zu gucken. Mir geht es gut, ich genieße die freie Zeit“, sagt er.
Am vergangenen Wochenende schaute er bei der 0:5-Niederlage der TSG Sprockhövel gegen die Sportfreunde Lotta vorbei. „Vor dem Spiel war es eine schwere Konstellation, da viele Leistungsträger gesperrt fehlten. Das hat sie gelähmt.“
Er macht dem Verein aber Mut im Rennen um den Verbleib in der Oberliga Westfalen: „Ich gehe davon aus, dass die Jungs das mit dem Ligaerhalt hinbekommen.“
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