Sprockhövel. 36 Jahre lang war er Fußball-Abteilungsleiter der TSG Sprockhövel. Er musste sich erst überreden lassen – und führte den Verein weit nach oben.

Hätten ihn seine Kameraden bei der TSG Sprockhövel damals nicht überredet, hätte Uli Meister wohl nicht den Vorsitz der Fußball-Abteilung übernommen. Doch er sagte schließlich zu – und aus einer angedachten Übergangsphase wurden 36 Jahre, die er der größten Abteilung des Vereins vorstand. Eine erfolgreiche Zeit, in der sich die TSG prächtig entwickelte.

Im Februar 1985 gab Meister sein Ja-Wort. Er hatte sein Geschäft vor Ort, eine sehr enge Bindung zum Verein und war ein angesehener Sportler. Er spielte zu der Zeit im Altherrenteam der TSG, hatte seine aktive Karriere beendet, in der er zwischenzeitlich mal in der Regionalliga, damals zweithöchste Spielklasse, für Westfalia Herne spielte, ehe er wieder für seinen Heimatverein auflief. Bis 1982/83, in der Bezirksliga.

Aus den Altherren in den Vorstand der TSG Sprockhövel

Doch als er und ein paar andere angesehene Spieler sich zurückzogen, stieg die TSG zwei-mal hintereinander ab, in die 2. Kreisklasse. Dort thronte sie auf Platz acht, als Meister schließlich Abteilungsleiter wurde. „Der damalige Geschäftsführer Gerd Teschner, der Großes für den Verein geleistet hat, kam auf uns Altherrenspieler zu. Er war der Einzige, der damals im Vorstand verblieben war und fragte, ob nicht jemand von uns unterstützen und den Vorsitz übernehmen könnte“, erinnert sich Meister, der also fortan die Geschicke führte.

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Aber nicht allein, wie er immer betont. Es war ein Team, was sich verstand, zusammenhielt und klare Absprachen traf, die eingehalten wurden. Der jüngere Bruder des Vorsitzenden, Jürgen Meister, wurde im selben Zug Kassierer, was er heute nach wie vor ist. Außerdem unterstützen Heinz Wegemann sowie Günter Dreher, der Vorsitzende des TSG-Fördervereins, den Abteilungsleiter.

Beginn auf dem Feld als reaktivierter Spieler

Sie alle reaktivierten sich noch einmal als Spieler, was Uli Meister selbst auch erst gar nicht wollte. Doch ein paar Spiele machte er – damals noch auf Asche. Und die Mannschaft wurde Zweiter, stieg in der Relegation auf und wurde in der 1. Kreisklasse erneut Zweiter, unter Trainer Hans-Günter Etterich. Es ging wieder bergauf. Zum einen, weil im Hintergrund die Fäden effektiv gezogen wurden. Zum anderen: „Wir haben von Anfang an auf die Jugend gesetzt, die wir gut ausbilden wollten“, sagt Meister.

Ulrich Meister auf dem schon vierten Kunstrasenbelag in der Baumhof Arena. Er selbst begann seine Ära dort auf Asche.
Ulrich Meister auf dem schon vierten Kunstrasenbelag in der Baumhof Arena. Er selbst begann seine Ära dort auf Asche. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Außerdem waren es viele persönliche Kontakte, die das Team um ihn im Hintergrund entweder schon hatte oder aufbaute und pflegte. Zu Personen, die den Verein mit aufgebaut haben oder zu Fußballern auf dem Feld. „Wichtig war uns immer, die Spieler emotional an den Verein zu binden“, erzählt Günter Dreher, der sehr eng mit den Meister-Brüdern zusammenarbeitete, auch heute noch.

Verein setzte unter dem Vorsitzenden Meister entscheidend auf gute Jugendarbeit

Der Jugendarbeit wurde der entscheidende Schub mit dem Engagement von Kerstas Kundrotas gegeben, den Meister in den 1990er-Jahren als A-Jugendtrainer engagierte. „Er spielte selbst vor seiner Zeit bei der TSG in der ersten russischen Liga und war Sportlehrer in seiner Heimat Litauen. Ihm haben wir es zu verdanken, dass sich die Abteilung so gut entwickelt hat“, so Meister. Aus dem Umfeld kamen Anfragen von Spielern, auch schon für die C- und B-Jugend. Zudem hatte die TSG damals schon ihren ersten Kunstrasen bekommen. Mittlerweile liegt der vierte im Baumhof.

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Die Teams wurden erfolgreicher, die Trainer qualifizierter, der Stein ins Rollen gebracht. Der Höhepunkt war im Sommer 2015, als die A-Jugend den Aufstieg in die Bundesliga schaffte und dort ein Jahr spielte. Die jungen Erfolgsspieler rückten in die Herrenmannschaft auf, wo sie 2016/17 eine Saison lang das Abenteuer Regionalliga mitgestalteten. „19,8 Jahre war damals unser Altersschnitt“, weiß Meister noch. Die gut ausgebildete Jugend führte dazu, dass die Spieler das Niveau für die höheren Ligen mitbrachten, in denen die erste Mannschaft spielte.

Zehn Aufstiege hat die TSG Sprockhövel in der Ära von Meister geschafft

Zehn Aufstiege zählt Meister in seiner Amtszeit. 1996 und 1997 gab‘s den Doppelaufstieg in die Landes- und direkt im Anschluss in die Verbandsliga mit Trainer Friedhelm Schulte. Einem von insgesamt nur acht Trainern unter Meister in der ganzen Zeit. Der erste Aufstieg in die Oberliga gelang 2000 unter Jörg Silberbach. Und 2016 eben der Sprung in die Regionalliga, Trainer war wie heute noch Andrius Balaika, der zuvor die A-Jugend prägte, als noch Ex-TSG-Spieler Robert Wasilewski und zuvor jahrelang Ex-Profi Lothar Huber an der Seitenlinie standen. Nur vier Abstiege stehen den Erfolgen gegenüber. „Davon haben wir dreimal den direkten Wiederaufstieg geschafft“, freut sich Meister.

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So entwickelte sich auch die Infrastruktur rund um den Baumhof, mit modernem Vereinsheim, Sprecherkabine, ausgebauter Tribüne, Übertragungskameras, Zaunanlagen zur Gästetrennung und, und, und. Bei der Infrastruktur nennt Meister seinen Bruder Jürgen als den entscheidenden Strippenzieher. Überhaupt präsentiert sich Ulrich Meister oft eher bescheiden – trotz der entscheidenden Erfolge, die auf sein Engagement zurückgehen.

Zuletzt hat sich der Erfolgsgarant mehr im Hintergrund gehalten

Er spricht von „guter Steigerung mit super Momenten“ in all den Jahren, drängelt sich nicht in den Vordergrund. Zuletzt hatte er sich auch etwas zurückgezogen, etwa aus Spielerverhandlungen, die mit Beratern heute anders laufen als früher. Die Bindung von Spielern an den Verein sei in den vergangenen Jahren in der heutigen Gesellschaft auch schwieriger geworden. Und es kamen neben den eigenen Talenten einige externe Fußballer hinzu.

Mit 71 Jahren – in wenigen Tagen sind es 72 – sei aber der Moment gekommen, den Vorsitz abzugeben. Mit seinem Sohn André, bislang Fußball-Geschäftsführer und auch lobend erwähnt von seinem Vater, bleibt der Posten in der Familie. Wenn Meister dem Sohn einen Tipp für eine erfolgreiche Zeit geben soll, sagt er nach kurzem Überlegen: „Eine klare Linie fahren und hinter dem stehen, was man sagt.“ So wie er es 36 Jahre lang mit Erfolg tat.

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