Sprockhövel. Der Sportliche Leiter und der Koordinator der älteren Jugenden möchten das erfolgreiche Konzept weiter stärken – und damit die Vereinszukunft.

Die TSG Sprockhövel hat durch ihre hoch spielenden Jugendteams seit vielen Jahren einen guten Unterbau ihrer Oberliga-Elf. Häufig rücken eigene U19-Spieler in die erste Mannschaft auf. Doch der Plan ist nun, dieses Konzept noch weiter zu verbessern. WAZ-Sportredakteur Hendrik Steimann hat dazu ein Interview mit dem Sportlichen Leiter der TSG Sprockhövel, Yakup Göksu (34), und dem Koordinator der älteren Jugenden, Patrick Knieps (31), geführt.

Die TSG Sprockhövel ist für ihre gute Jugendarbeit im Umkreis bekannt. Was genau ist nun die Idee, diese noch zu intensivieren?

Göksu: Durch die Corona-Pandemie konnte ich viele Dinge besser sehen, vor allem, wie wichtig die eigene Jugend für den Herrenbereich ist. Wir haben in der kommenden Saison sieben Feldspieler und einen Torhüter aus der eigenen U19 in unserer Oberliga-Mannschaft. Diesen Weg müssen wir so beibehalten, es sollte langfristig das Ziel sein, einen Stamm aus A-Jugendlichen zu haben, deren Wurzeln sich dann in der ersten Mannschaft widerspiegeln. Dafür sollte unsere U19 immer mindestens in der Westfalenliga spielen, da der Sprung zur Herren-Oberliga trotzdem noch groß ist. Patrick hat als Trainer das größte Fingerspitzengefühl und sieht, wer es schaffen kann. Wir sind schon jetzt in engem Austausch.

Wie groß ist denn der Sprung für die Jugendspieler aus der Westfalenliga in die Herren-Oberliga?

Göksu: Als U19-Spieler denkt man, der Sprung sei relativ einfach. Aber wenn man dann in der Oberliga gegen einen erfahrenen 30-Jährigen spielt, merken junge Spieler schnell, dass alles vor allem noch athletischer und schneller ist. Und körperlich tut es auch mal weh. Man braucht Cleverness im Zweikampf, es ist nicht so einfach. Als Jugendspieler muss ich also Geduld mitbringen und mich auch mal ein halbes Jahr entwickeln.

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Knieps: Wenn man sich allein das Training einer ersten Mannschaft anschaut, ist es dort wesentlich lauter und es herrscht mehr Druck. Sowas nehmen die U19-Spieler auch schon wahr.

Göksu: Die Spieler müssen ihre Erfahrung sammeln. Und genau diesen Zeitrahmen möchte ich verkürzen. Für die folgende Saison wollen wir so früh wie möglich die ersten Spieler immer mal vorspielen lassen. Wenn wir sie erst im April mittrainieren lassen, fehlt ihnen schon ein halbes Jahr. So können sie früher schon Härte auf den Platz bringen, wovon wiederum auch die U19 profitieren würde.

Die U19 der TSG Sprockhövel spielte vor dem Corona-Lockdown eine gute Saison. Von den Leistungen kann der Verein auch im Herrenbereich profitieren.
Die U19 der TSG Sprockhövel spielte vor dem Corona-Lockdown eine gute Saison. Von den Leistungen kann der Verein auch im Herrenbereich profitieren. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Wie arbeitet der Verein bislang bei der Verzahnung zwischen Jugend und erster Mannschaft?

Göksu: Wir haben bisher immer ab Februar, März Jugendspieler aus der U19 zum Training der ersten Mannschaft dazugeholt. Das ist aber eigentlich schon zu spät und das möchte ich künftig vermeiden. Die Jugendspieler sollen uns kennen lernen und wir kennen sie dann auch. Sie bekommen ja auch von anderen Vereinen Angebote. Es kommen zum Training also immer mal wieder Spieler hinzu, wir beobachten sie und sind im ständigen Austausch mit der U19. Der Kader dort muss ja auch noch stehen und wir konzentrieren uns im Training natürlich auf die Oberliga-Mannschaft. Wir entscheiden dann, ob wir uns den Spieler in der ersten Mannschaft vorstellen können oder nicht.

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Knieps: Die Spieler, die oben trainiert haben, haben ihre Sache gut gemacht. Wir werden das weiter forcieren, weil es nur Vorteile mit sich bringt. Jedoch muss man immer auch auf die aktuelle Situation der Mannschaften schauen, sodass es nicht zu Unruhen kommt und jeder wie gewohnt arbeiten kann.

Wie sieht der Weg eines Jugendspielers aus?

Göksu: Ich bin möglichst bei allen Heimspielen unserer U19 vor Ort. Dort machen die Spieler dann auf sich aufmerksam, das ist der erste Schritt. Danach sehen wir uns im Trainerteam der ersten Mannschaft an, welchen Spieler wir zum Training dazuholen möchten. Dort muss sich der Spieler gegen die Spieler der ersten Mannschaft durchsetzen. Die Jugendspieler müssen also schon eine gewisse Qualität mitbringen, keiner hat einen Freifahrtschein, wenn er von uns eingeladen wird.

Welche Perspektiven haben junge Spieler, die in die Oberliga-Elf aufrücken?

Göksu: Es kommt darauf an, wie geduldig ein Spieler ist und wie er einschlägt. Manche hatte man vielleicht gar nicht auf dem Zettel, andere schlagen dafür gar nicht ein. Wenn jemand sich in zwei, drei Jahren in der ersten Mannschaft zu einem Führungsspieler entwickelt, was möglich ist, können wir darum wieder ein Gerüst bauen. Im Idealfall um mehrere unserer ehemaligen U19-Spieler.

Knieps: Nur mit U19-Spielern hält man nicht in der Oberliga mit. Daher muss man sie immer wieder mit dazunehmen, daran wachsen sie. Wir trainieren mit der U19 genauso viermal pro Woche wie die erste Mannschaft. Davon ist eine Einheit speziell zur Athletik, die auch nötig ist, um die Spieler auf den Herrenbereich vorzubereiten. Aus der A-Junioren-Westfalenliga ist der Sprung in die Herren-Oberliga möglich, da hat der Verein auch eine Zukunft. Und ein A-Jugendlicher hat hier auch eine Chance, sich zu entwickeln. Es ist zudem ein Vorteil, eine gute Rolle in der U19-Westfalenliga zu spielen, als in der Junioren-Bundesliga wöchentlich gegen den Abstieg zu spielen.

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Göksu: Ein junger Spieler entwickelt sich nur, wenn er Erfolgserlebnisse hat. Die hat man wahrscheinlich mit einem kleinen Verein unten in der Bundesliga seltener. Der Kopf geht runter und so rücken die Spieler in die Herren-Oberliga auf, was nicht gut ist. Dann lieber mit breiter Brust aus einer erfolgreichen Westfalenliga-Saison. Daher ist es unser Ziel, dass unsere U17 und U19 dort oben mitspielen.

Davon kann die TSG Sprockhövel profitieren, aber auch andere Vereine, wenn die Spieler dorthin wechseln. Inwiefern besteht die Gefahr, ein Ausbildungsverein für die Konkurrenz zu werden?

Göksu: Es besteht immer eine gewisse Gefahr, dass andere Vereine kommen und uns Spieler abwerben. Wichtig ist es daher, selbst nicht abzusteigen, um attraktiv zu bleiben. Oder sogar mal wieder in die Regionalliga aufzusteigen, wenn der Verein es möchte. Sonst würden wir Spielern keine Steine in den Weg legen. Es ist eher ein Vorteil für den Verein, auch in der U17 und U19 gute Spieler herauszubringen. So gehen vielleicht auch externe gute Jugendspieler mal zwei, drei Jahre unseren Weg mit und das bringt dem Verein wiederum etwas.

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Knieps: Wir halten ohnehin nach Spielern Ausschau, die das Potenzial für die erste Mannschaft haben. Ich möchte keine Spieler für nur ein Jahr verpflichten. Hinzu kommt, dass wir die Jungjahrgänge aus der U17 bestmöglich mit einbauen und fördern möchten. Das hat natürlich Priorität, aber nach einem solch eher schwachen Jahr müssen die Jungs Geduld haben und genauso wie ich auf die beiden Trainer Fabien Henning und Mats Ebbinghaus vertrauen.

Lewin D’Hone ist einer der Spieler, die aus der eigenen Jugend in die Oberliga-Mannschaft aufgerückt sind und dort gute Leistungen zeigen.
Lewin D’Hone ist einer der Spieler, die aus der eigenen Jugend in die Oberliga-Mannschaft aufgerückt sind und dort gute Leistungen zeigen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Göksu: Der Baustein Trainer der Oberliga, der U19 und U17 ist wichtig. Aber genauso wichtig ist daneben der Baustein Eltern, der gut funktionieren muss. Man hat Spieler, deren Eltern Druck aufbauen. Andere können befreiter aufspielen. Dabei wollen wir eine gesunde Mischung finden und dann hat man auch Erfolg.

Die U17 soll also auch eine elementare Rolle im System spielen. Ab wann macht es Sinn, die jungen Spieler an die erste Mannschaft heranzuführen?

Göksu: Spätestens ab der U17 haben die Fußballer die erste Mannschaft und damit die Oberliga im Kopf. Sie schauen hoch, da wollen wir auch hin. Bei den Heimspielen sind sie vor Ort und schauen sich das an, was sie interessiert. Sie beschäftigen sich mit uns, also wollen wir uns auch mit ihnen beschäftigen.

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