Gladbeck. 2008 hat sich die DJK Germania Gladbeck für die NRW-Liga qualifiziert. Danach kam schnell das Aus. Die WAZ blickt zurück auf turbulente Zeiten.

Es ist noch gar nicht allzu lange her, als die DJK Germania Gladbeck die klare Nummer eins im Fußballkreis war. Unumstritten war allerdings auch die erste Rolle des Klubs als Lieferant von negativen Schlagzeilen. Die Blau-Weißen bekamen unter anderem Besuch von der Steuer- und Zollfahndung, es gab einmal einen Spielerstreik wegen ausgebliebener Zahlungen und irgendwann saß Hauptsponsor Uwe Drzeniek aus Gründen, die aber nichts mit dem Fußball zu tun hatten, in Untersuchungshaft.

Nach den ganzen Querelen und Skandalen kam das Aus nicht mehr überraschend. Im Sommer 2009 meldete der Vorsitzende Rolf Schobert die zu diesem Zeitpunkt in die Landesliga abgestürzte erste Mannschaft vom Spielbetrieb ab, ein knappes halbes Jahr später wurde der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das war’s - nur die Handballer haben bis heute überlebt.

Guido Naumann erinnert sich mit gemischten Gefühlen zurück

Guido Naumann, der die Fußballer der Germania als Trainer in die Oberliga geführt hat, erinnert sich mit gemischten Gefühlen zurück. „Anfangs war das eine coole Zeit“, so der Ex-Profi, der noch heute von dem Team schwärmt, das aufgestiegen ist und das dann auch in der Oberliga zu überzeugen wusste. „Das“, sagt Naumann, „war die beste Gladbecker Fußballmannschaft in der Neuzeit.“

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Was ist dann passiert? „Das Chaos ist ausgebrochen“, so der Coach. Nur ein Beispiel: Als sich der Klub nach dem 13. Spieltag der Runde 2007/2008 von Naumann trennte, hatten die Verantwortlichen doch glatt vergessen, dem Coach das ordnungsgemäß mitzuteilen. Das führte zu der absurden Situation, dass Naumann zum Training erschien und dort auf seinen Nachfolger Srdjan Jankovic traf . . .

2007/2008 qualifiziert sich Germania Gladbeck für die NRW-Liga

Ein öffentliches Dauerthema in dieser Zeit war das liebe Geld. Und davon war reichlich im Umlauf, wie Manfred „Menne“ Freitag der WAZ Jahre später verraten hat: „Je höher wir spielten, desto steiler ging es ab. Natürlich war da eine Menge Geld im Spiel.“

Unter der Regie von Ex-Bundesligaprofi Srdjan
Unter der Regie von Ex-Bundesligaprofi Srdjan "Zole" Jankovic qualifizierte sich die DJK Germania Gladbeck für die NRW-Liga. © WAZ | DEFFTE, Tim

Ungeachtet dessen feierte die 1923 gegründete DJK Germania in der Saison 2007/2008 noch den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Das Team erreichte nämlich in der Oberliga Westfalen den siebten Tabellenplatz. Damit hatten sich die Gladbecker für die neue NRW-Liga qualifiziert.

Frank Schiel hat Germania Gladbeck bis in die Verbandsliga geführt

Gespielt haben die Gladbecker in dieser Klasse jedoch nie. Der Grund: Der Verein hatte beim Lizenzierungsverfahren gepatzt. Konkret: Die DJK Germania hatte die erforderlichen Unterlagen nur unvollständig beim Westdeutschen Fußballverband eingereicht.

Ganz so schnell, wie es wieder bergab ging, war zuvor der Höhenflug nicht gelungen. Unter der Regie von Spielertrainer Frank Schiel war der Klub von der Bezirks- in die Verbandsliga durchmarschiert. Und auch in der Verbandsliga steuerte die DJK zunächst auf Kurs. Dann jedoch brodelte in Gladbeck die Gerüchteküche und Schiel wurde überraschend gefeuert.

Frank Schiel hat den Krusenkamp nicht im Guten verlassen

Er habe, so Schiel Jahre später in einem WAZ-Gespräch, danach den Germania-Platz nicht mehr betreten und auch mit Uli Stienen, dem damaligen Leiter der Fußballabteilung und Sponsor, kein einziges Wort mehr gewechselt.

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Frank Schiel führte in diesem Interview einen weiteren Grund an, warum das Projekt DJK Germania letztlich gescheitert ist und vielleicht sogar scheitern musste: „Das Umfeld passte nicht, auch die Stadt nahm höherklassigen Fußball nicht richtig an.“ Oder, wie viele Verantwortliche aus den Vereinen und Kicker immer wieder beklagen: „Gladbeck ist keine Fußballstadt.“

Germania Gladbeck trainierte mal in Brauck, in Zweckel und mal im Stadion

Vom fehlenden Umfeld und vom geringen Stellenwert des Fußballs kann auch Guido Naumann ein trauriges Lied singen: „Irgendwann musste ich bei der Germania ja fast alles alleine machen.“ Und weiter: „Außerdem war da der ewige Kampf um den Trainingsplatz. Wir haben mal beim FC auf Rasen trainiert, mal in Zweckel und in Wittringen.“

Die Heimspiele trug die Germania zu ihren richtig guten Zeiten im Stadion aus. Auch das war keine optimale Lösung. „Eigentlich war das Käse“, so „Menne“ Freitag anno 2015 rückblickend.

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