Gladbeck. . 2007 feierte die DJK Germania Gladbeck den Aufstieg in die Oberliga. Drei Jahre später kam das Aus. Noch heute denkt „Menne“ Freitag an diese bewegten Zeiten zurück.

Erinnern Sie sich eigentlich noch an den Fußballverein DJK Germania Gladbeck? An die erfolgreichen Zeiten am Krusenkamp? An packende Oberliga-Partien im Wittringer Stadion? Im Fußball geht es für Vereine manchmal in Windeseile nach oben und oftmals mindestens genau so schnell wieder bergab. Manfred „Menne“ Freitag (69) kann davon ein Lied singen: Als Vorstandsmitglied der DJK Germania Gladbeck erlebte „das Mädchen für alles“, wie er sich selbst nennt, Aufstieg und Fall seines Klubs hautnah mit. Die WAZ sprach mit dem Fußball-Haudegen über vergangene Zeiten.

Freitag hielt immer die Treue

1979 heuerte Freitag am Krusenkamp an. Er begann als Obmann für die Alten Herren und bekleidete im Anschluss sämtliche Positionen im Vorstand. Bis 2004 war das Gesicht der DJK Germania im Verein Fußball-Abteilungsleiter. „Germania war eine Lebensaufgabe für mich. Für diesen Klub habe ich alles getan.“ Für den Einkauf über den Ausschank an Spieltagen war Freitag ebenso zuständig wie für den Karten-Verkauf, die Organisation von Auswärtsfahrten, und und und . . . „Jeden Tag, bei Wind und Wetter, stand ich am Krusenkamp“, erinnert sich der 69-Jährige. Ob zu Zeiten der Kreis-, Bezirks-, Verbands- oder Oberliga; egal ob nach Auf- oder Abstiegen. Spieler kamen, Spieler gingen, doch die Germania ohne Freitag, die gab es in den 80-er, 90- und zu Beginn der 00-er Jahren nie.

Apropos Oberliga. „Das waren Zeiten, meine Herren“, seufzt Freitag. 2007 feierte der 1923 gegründete Verein als Vizemeister der Verbandsliga den Aufstieg in die damals noch vierthöchste deutsche Spielklasse. „Je höher wir spielten, desto steiler ging es ab“, sagt Freitag. Steiler?! Freitag nickt. „Natürlich war da eine Menge Geld im Spiel. Das ist allen Beteiligten bekannt.“ Auf diesem Niveau spiele schließlich keiner mehr nur aus Spaß, sondern nur noch für Geld. „Da wurden Moneten reingebuttert“, erinnert sich das „Mädchen für alles“.

Das Stadion war ein ungeliebter Ort

Je höher die DJK spielte, desto seltener war sie an ihrer ursprünglichen Spielstätte zu sehen. Die Oberliga-Mannschaft der Germania trug ihre Heimspiele bekanntlich im Stadion an der Bohmertstraße aus. „Eigentlich war das Käse“, sagt „Menne“ Freitag noch heute. Schließlich gab es in der „Vestische Kampfbahn“ damals noch kein Tribünendach, die Kabinen versprühten bereits zu dieser Zeit einen unangenehmen Vergangenheits-Charme und geeignete Räume für die anschließenden Pressekonferenzen waren auch nicht vorhanden.

Dennoch sind viele Begegnungen in Erinnerung geblieben: Die knappe 3:4-Niederlage gegen die Reserve von Rot-Weiß Oberhausen. „Da waren knapp 1800 Zuschauer vor Ort - unser absoluter Rekord“, so Freitag. An diesem sollte noch einmal gekratzt werden. Als der SC Preußen Münster anno 2008 zu Gast war, stellte sich die DJK Germania auf mehr als doppelt so viele Zuschauer ein. Doch Dauerregen, heftiger Wind und niedrige Temperaturen machten einen Strich durch die Rechnung. „Nur“ knapp 1400 Zuschauer fanden seinerzeit den Weg in das Stadion. Sie sahen einen geradezu sensationellen 1:0-Heimsieg der Germanen über den Traditionsverein aus Münster. Bereits nach sechs Minuten erzielte Seyit Ersoy das Tor des Tages.

„Wir waren die einzige Mannschaft in der Oberliga, gegen die die Preußen nicht gewonnen haben“, sagt Freitag mit Blick auf das 0:0 in Münster vor 6000 Anhängern. „Da erinnere ich mich dran, als wäre es gestern gewesen. Überlegen Sie sich mal, wir haben gegen Münster vier Zähler eingefahren.“

„Als wir zum allerersten Mal in die Bezirksliga aufgestiegen sind, haben wir es richtig krachen lassen. Diese Gemeinschaft im Team war unbeschreiblich“, berichtet Freitag und zeigt ein Bild von der Aufstiegsfeier. Diese Gemeinschaft, die fehlte ihm später. „Habe ich eine Kiste Bier in die Kabine gestellt, habe ich noch eine Flasche mehr zurückbekommen, als ich reingegeben habe.“ Mit den Erfolgen wurde es in der Kabine und im Vorstand anders. Es sei weniger miteinander gesprochen worden.

Der Verfall kam schleichend. „Letztlich wurde der Verein im Jahr 2010 einfach dicht gemacht.“ Von da an zog sich Freitag zurück. Die neu gegründete DJK Alemannia Gladbeck war für ihn uninteressant. „Das war nicht mein Ding.“ Von 1985 bis 1994 sei Germania schließlich der größte Fußballverein in der Stadt gewesen. 13 Jugend-, drei Senioren und eine Alt-Herren-Mannschaft spielten unter der blau-weißen Fahne. „All das gab es von jetzt auf gleich nicht mehr. Wir haben jedes Jahr zwei, drei Jungspunde in den Seniorenbereich gebracht. Das sind Zeiten, die vergesse ich mein Leben nicht“, betont Freitag, der aber gleichzeitig sagt: „Aber das Leben geht weiter- diese Zeiten sind eben vorbei.“