Gladbeck. Werner Posniak ist auf den Fußballplätzen bekannt wie ein bunter Hund. Der Gladbecker war Aktiver, Trainer und ist seit 47 Jahren Schiedsrichter.

Wie oft er sich das rot-schwarze Trikot von Adler Ellinghorst überstreifte, vermag er nicht einmal zu schätzen. Die goldene Uhr für 250 Meisterschaftsspiele waren nicht mehr als eine Zäsur. Wie viele Spiele von ihm per Pfiff gestartet und nach anderthalb Stunden beendet wurden, deutet Werner Posniak zumindest an: „Es sind sicher über 1000 Partien gewesen, die ich als Schiedsrichter geleitet habe.“

Darum wird der Ellinghorster Werner Posniak „Löscher“ gerufen

Kleine Korrektur: „Drei Spiele habe ich abgebrochen, allerdings jeweils in der Schlussphase“, kann sich der ehemalige VEBA-Mitarbeiter ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Eine Zielmarke hat Posniak jedenfalls fest im Visier. „Ich bin jetzt 76 Jahre alt. In drei Jahren kann ich mein 50-Jähriges als Schiri feiern, das will ich schaffen“, zeigt sich der „Löscher“ entschlossen, im Kreisgebiet mit der Pfeife im Mund und der Uhr am Arm auf grünem Rasen oder roter Asche auch weiterhin für Ordnung zu sorgen.

Werner Posniak in Aktion: Am vergangenen Wochenende leitete er das Spiel des VfB Kirchhellen III gegen den SC Heißen III.
Werner Posniak in Aktion: Am vergangenen Wochenende leitete er das Spiel des VfB Kirchhellen III gegen den SC Heißen III. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung


„Der Löscher“? „Von meinen Mitspielern wurde ich so gerufen, weil ich manchmal den Ball entschlossen hinten raus geschlagen habe,“ erklärt „Posi“ seinen Spitznamen. Vorweg eine Klarstellung: Das hartnäckige Gerücht, die Bundeswehr habe seinerzeit an Sonntagnachmittagen auf Tiefflüge über den Adler-Platz verzichtet, um sich nicht den hohen Befreiungsschlägen des „Löschers“ auszusetzen, entbehrt ebenso jeglicher Grundlage wie der Verdacht, dass einige Bälle immer noch einsam in der Erdumlaufbahn ihre Runden drehen.

Ende der 50er Jahre meldet sich Posniak beim TuS Jahn Ellinghorst an

Gleichwohl dürfte die heimische Vogelwelt, die es sich in den Baumwipfeln des Wittringer Waldes gemütlich gemacht hat, des Öfteren durch knapp am Nest vorbeirauschenden lederartigen Besuch regelrecht in Panik geraten sein. Wie dem auch sei. „Wenn Not am Mann war, habe ich auch mal gelöscht“, sagt Posniak und lacht. „Aber viele Bälle, die ich nach vorn gedroschen habe, sind auch angekommen.“

Ende der 50er Jahre meldete er sich beim TuS Jahn Ellinghorst an, der Verein ging jedoch kurz darauf pleite. Posniak: „Der Kassierer haute ab und ließ bei dieser Gelegenheit gleich die Kasse mitgehen.“ Er ging zum BV Rentfort, kickte in der Ersten, ehe er für mehr als drei Jahre zum Grenzschutz wechselte.

Werner Posniak spielt viermal für die Amateure des FC Schalke 04

„Danach lotste mich mein Schwiegervater nach Schalke, für die Amateure machte ich sogar vier Spiele“, erinnert er sich nicht ohne Stolz. 1968 wechselte Posniak dann zu Adler Ellinghorst, zu dem Klub, dem er dann die Treue hielt. „Parallel habe ich noch den Trainerschein gemacht. Beim BV Rentfort war ich Jugendtrainer, bei Rot-Weiß und beim ASV Gladbeck habe ich die Senioren trainiert. Seit 1973 habe ich zudem den Schiri-Schein in der Tasche.“

Auf dem abgekreideten Rechteck war sein Platz zumeist die Abwehr, als Manndecker lotete er die ganze Bandbreite zwischen rustikal und gnadenlos aus. Es gab deutlich angenehmere Unternehmungen am Wochenende, als sich als Angreifer mit dem kantigen Verteidiger auseinanderzusetzen. „Bei Igel Gumprich vom BVR oder Werner Sieraczek (DJK Germania, d. Red.) musste ich schon auf der Hut sein, die waren schnell und mit allen Wassern gewaschen“, so Posniak. Und weiter: „Aber wenn die mal vorbei kamen, waren Udo Becker, Heiner Sump oder als Libero Dieter Schild zur Stelle und haben die Situation bereinigt. Unsere Trainer legten Wert auf eine stabile Defensive, wir waren hinten ein eingespieltes Team.“

Tochter Dorothea pfeift Spiele in der 1. Frauen-Bundesliga

Als Unparteiischer musste er seine Qualitäten als „Löscher“ dagegen kaum abrufen. Dank seiner körperlichen Präsenz und ruhigen Art brannte es bei den Spielen kaum mal lichterloh, Nur drei Mal in bald einem halben Jahrhundert brach er eine Partie ab. Hauptproblem beim Pfeifen seien nicht selten die Eltern der Spieler, die nicht nur perfekte Kicker, sondern auch noch Super-Schiedsrichter seien.

Das Etikett Klasse-Schiedsrichter darf sich mit Fug und Recht Werner Posniaks Tochter Dorothea ans Revers heften. „Sie leitete sogar schon Spiele in der Damen-Bundesliga und ist zurzeit für den Verband als Schiedsrichter-Beobachterin aktiv“, lässt Werner Posniak väterlichen Stolz erkennen.

Werner Posniak kommt einmal als Assistent in der 1. Frauen-Bundesliga zum Einsatz

Und eben diese Tochter sorgte für ein Alleinstellungsmerkmal in der Fußball-Biografie des 76-jährigen Gladbeckers: „Ich bin bis heute der einzige Unparteiische im Fußballkreis Gelsenkirchen, der in der Damen-Bundesliga als Linienrichter zum Einsatz kam.“

Den Einsatz im Eifel-Ort Schwarzbach hatte seinerzeit der Deutsche Fußball-Bund angeordnet, die Leitung der Partie lag übrigens in den Händen seiner Tochter Dorothea . . .

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