Gladbeck. Der Gladbecker Hermann Löbbecke überzeugte als Größe in drei Sportarten und legte auch danach eine beachtliche Karriere hin. Ein Porträt.

Mehr als sieben Jahrzehnte ist die beschauliche Kleinstadt am Nordrand des Reviers sein Zuhause, in puncto Bekanntheit braucht er den Vergleich mit dem sprichwörtliche „bunten Hund“ nicht zu scheuen. Dass Hermann Löbbecke dereinst einen richtig guten Ruf als Fußballer hatte, davon dürften heute eher nur „Ur-Gladbecker“ Kenntnis haben.

Wobei die Beschränkung auf Deutschlands Sportart Nummer 1 viel zu kurz greift. „Schemann“, wie er allerorten auf roter Asche gerufen wurde, sorgte auch als Leichtathlet für Furore. Und darüber hinaus wusste er auch beim Tennis den kleinen Filzball mit respektablem Erfolg übers Netz ins gegnerische Feld zu dreschen. Und per Fuß wusste er den Filzball länger oben zu halten als gestandene Kreisliga-Kicker den ungleich größeren Lederball.

Früh spielte Hermann Löbbecke mit der DJK Germania Gladbeck gegen den AC Turin

Ganz früh landete sein Spielerpass am Krusenkamp. Zu verdanken hatte Hermann den frühen Eintritt in die „Knaben-Mannschaft“ der DJK Germania Gladbeck seinem Kaplan. „Ich war damals Messdiener in St. Lamberti und unser Kaplan Krämer hat uns Jungen zum DJK-Verein geholt,“ erinnert sich Löbbecke.

Und durch eben diesen katholischen Geistlichen kamen der junge Hermann und seine Mitstreiter zu einem Auftritt in Turin. „Wir fuhren mit dem Bus in die Lombardei und spielten mit Knaben und Schüler gegen den AC Turin.“ Das genaue Resultat habe er vergessen, nur: „Wir haben beide unentschieden gespielt. Die Atmosphäre in einem kleinen ´Käfig´ mit mehr als 2000 Zuschauern auf den Rängen war einmalig.“

Beim VfL Gladbeck war er in der Leichtathletik-Abteilung

Hermann Löbbecke war lange als Anwalt tätig
Hermann Löbbecke war lange als Anwalt tätig © Unbekannt | Löbecke

Über Schüler, B- und A-Jugend führte der Weg des athletischen Kickers mit dem Gardemaß von 1,90 Metern direkt in die „Erste“ der Krusenkämper. „Im Mittelfeld habe ich mir sogleich einen Stammplatz gesichert, manchmal war ich auch Sturmspitze. Meinen Bruder Bernhard hatte seinerzeit früh eine Knieverletzung außer Gefecht gesetzt, mit ihm, Reinhold Urbais, Donald Hänel, Reinhold Stawowy und Harald De Zan hatten wir eine richtig gute Truppe beisammen.“


Parallel zum Fußball hatte sich Löbbecke früh der Leichtathletik verschrieben und trainierte beim VfL und später beim TV 12. „Im Fußball gehörte ich immer zu den Schnellsten, meine Bestmarke über 100 Meter war 11,8 Sekunden.“

Seine Paradedisziplin war jedoch der Weitsprung. „Im Juni 1968 habe ich im Essener Grugastadion an einem Sportfest teilgenommen und habe wirklich den bis dahin gültigen Stadtrekord geknackt,“ lässt er auch 52 Jahre später noch Stolz erkennen. Zwischen Absprungbalken und Ankunft im Sand überflog er glatte 7,07 Meter und war damit der erste Athlet in der Ruhrmetropole, der die magische Sieben-Meter-Marke knackte.

Ein Knöchelbruch und das Studium treibt ihn Löbbecke zu anderen Wegen

Eine üble Verletzung im Fußball-Training machte die Aussicht auf weitere Bestmarken zunichte. „Ich brach mir den Knöchel, was damals mindestens sechs Wochen Gips nach sich zog,“ so Löbbecke. Zudem hatte es ihn nach dem Abitur am Ratsgymnasium in die Stadt des Westfälischen Friedens verschlagen, in Münster studierte er Rechtswissenschaften.

Mit durchschlagendem Erfolg. Nach dem Examen machte er sich als Rechtsanwalt selbstständig, holte vier Monate später Klaus Büse als Sozius in seine Kanzlei und dürfte heute mit sechs Partner die größte Sozietät in Gladbeck sein. „Ich selbst habe mich vor sechs Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen.“

Sein Platzverweis bleibt ihm im Kopf

An Sport im ursprünglichen Sinne kann er keinen Gedanken mehr verschwenden, an untätigem Herumsitzen noch weniger. „Das Laufen fällt mir immer schwerer, aber pro Woche lege ich mit den Rad etwa 120 Kilometer zurück. Dieses Jahr waren es schon mehr als 2500 Kilometer. Und das Pedelec hole ich nur bei längeren Strecken aus der Garage,“ lacht Löbbecke.

Auch auf das regelmäßige Boule-Spielen am „Kotten Nie“ möchte er nicht mehr verzichten. Zu einem Geständnis ringt er sich zum Schluss durch. „In der A-Jugend bin ich einmal vom Platz geflogen, aber nicht wegen Foulspiels. Ich habe nur dem Schiri gesagt: Selbst wenn Sie so weiter pfeifen, gewinnen werden wir trotzdem“ - ein Platzverweis, der das Bild eines untadeligen Sportlers eher in noch hellerem Licht erscheinen lässt.

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