Gelsenkirchen. Knappenschmiede-Chef Raffael Tonello will Trainer-Qualität halten und fördern. Auch Jakob Fimpel und Thomas Bertels sind im Unterbau Anker.
Fußball-Zweitligist Schalke 04 strebt mit einem neuen Konzept, junge, entwicklungsfähige Spieler zu holen, besser zu machen und später durch Verkäufe Transfereinnahmen zu generieren, zurück in die Erfolgsspur. Im Plan von Sportdirektor Marc Wilmots, Kaderplaner Ben Manga und Raffael Tonello, dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, geht es aber nicht nur um Spieler, sondern auch um Trainer.
Schalke will starke Trainer entwickeln
„Wir wollen starke Trainer entwickeln und ausbilden. Wir wollen generell auf allen Positionen gute Leute entwickeln. Ziel ist es, die eigenen Leute nach oben zu bringen. Die Ressourcen, die wir auf Schalke dafür haben, sind sehr gut“, sagt Raffael Tonello im Gespräch mit der WAZ. Der 49-Jährige sieht einen Coach grundsätzlich „auch als eine Führungspersönlichkeit.“ Tonello: „Auch hier ist das Menschliche eine wichtige Komponente. Das Wir-Gefühl fehlt manchen jungen Trainern. Das hat natürlich auch mit der Zeit zu tun, in der wir leben. Ältere Trainer haben das aus ihrer Entwicklung und Erziehung noch.“
Mit dem 67-jährigen Norbert Elgert, der seit fast 30 Jahren Talente auf Schalke ausbildet, besitzen die Königsblauen einen anerkannten Nachwuchsexperten in der U19. Obwohl der Kult-Coach angedeutet hat, in zwei Jahren als Coach aufhören und möglichweise in anderer Funktion bei Schalke arbeiten zu wollen, begibt sich Tonello noch nicht fieberhaft auf die Suche nach einem Elgert-Nachfolger - obwohl der NLZ-Chef eigentlich gerne vorausdenkt.
Schalkes U19-Trainer Elgert: Erfahrung und Qualität
„Wenn ich ehrlich bin: Dieses Zwei-Schritte im Voraus denken müssen wir bei Norbert Elgert ausklammern“, sagt Tonello, „ er ist noch so fit, bringt so viel Erfahrung und Qualität mit, dass ich über sein Ende als Trainer gar nicht nachdenke. Ich kann mir Schalke 04 ohne Norbert auch gar nicht vorstellen.“
Die bisherigen Austausch-Gespräche mit dem U19-Trainer sind bei Raffael Tonello positiv in Erinnerung. „Voll motiviert, voller Tatendrang“, hat der einstige Düsseldorfer Elgert erlebt. Tonello streicht heraus: „Ich sehe die zwei Jahre anders. Ich denke, dass da noch mehr kommen könnte und würde es mir auch wünschen. In einer schnelllebigen Welt ist Norbert Elgert ein Ruhepol. Und darauf möchte ich eigentlich nicht verzichten.“
Die Vorzüge, die Raffael Tonello an Norbert Elgert schätzt, sind kaum an einer Hand abzuzählen. „Er lebt Werte, die auch außerhalb des Fußballs wichtig sind, vor. Es geht um Menschlichkeit. Ich habe den mehrmaligen Champions-League-Gewinner Carlo Ancelotti einmal gefragt, was die größte Qualität eines Trainers ist. Seine Antwort: Menschlichkeit, Menschlichkeit – und Authentizität. Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen.“
Tonello würde seinen Sohn zu Elgert schicken
Raffael Tonello würde seinen eigenen Nachwuchs auch in die Obhut von Norbert Elgert geben: „Wenn ich einen fußballverrückten Sohn hätte und könnte bei der U19 entscheiden, würde ich ihn zu Norbert Elgert schicken. Es geht auch um die Vermittlung von Werten. Die ist entscheidend. Egal, wie gut wir auf Schalke arbeiten werden: Wie viel Prozent schaffen es nach oben? Ein Prozent, drei Prozent? Was passiert mit dem Großteil, der es nicht packt? Wenn ich keine Werte vermittle und die Jugendlichen nicht vorbereite auf das wahre Leben, dann bin ich meiner Verantwortung als Trainer nicht gerecht geworden. Norbert Elgert verkörpert Disziplin, Mentalität, Werte. Und dann kommt noch diese geballte Fußball-Kompetenz hinzu.“
Im neuen Schalker Konstrukt werden Norbert Elgert, U23-Trainer Jakob Fimpel und U17-Coach Thomas Bertels wichtige Rollen zuteil. „Die Trainer in der U17, U19 und der U23 – und natürlich Karel Geraerts bei den Profis – sind ganz zentrale Leute im Verein. Zusammen mit den Scouts sind sie fußballerisch unsere wichtigste Expertise“, bilanziert Tonello, „ da können wir diskutieren, wie wir wollen. Der Austausch mit diesen Trainern muss stattfinden.“
Trainer hat fast eine Vater-Funktion
Der Knappenschmiede-Chef weiter: „Sie entwickeln unsere Spieler. Sie haben die Spieler jeden Tag vor der Linse, können auf Situationen schnell reagieren. Gerade im Jugendbereich sind die Coaches für die charakterliche Prägung, für die Werte ausschlaggebend. Der Trainer hat fast eine Vater-Funktion. Sie sind ein wertvoller Teil im Prozess, der dann für Spieler Richtung Profibereich geht.“
Schalke unterstützt U23-Trainer Fimpel
Mit Jakob Fimpel arbeitet in der Schalker Regionalliga-Mannschaft ein Trainer-Talent, das bereits hohes Ansehen genießt. Der 35-Jährige ist allerdings noch nicht im Besitz der Fußball-Lehrer-Lizenz. Dieser Zustand soll sich bald ändern. „Das ist eine Sache, die wir unterstützen und fördern. Langfristig soll Jakob Fimpel den Fußball-Lehrer bei uns machen“, erläutert Raffael Tonello. Und wie schätzt er Fimpel ein? „Fachlich ist er kompetent. Jeder Trainer strebt nach Erfolg und will Meister werden, aber letztlich geht es um Entwicklung – genau diesen Auftrag erfüllt Jakob wirklich gut.“
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