Essen. Aufsteiger aus Essen spielt mutige Saison, hätte jedoch mehr Punkte auf dem Konto haben können. Entwicklung stimmt dennoch positiv.
Das Kalenderjahr und das erste Drittel der Saison in der 1. Handball-Bundesliga sind vorbei. Für Tusem Essen geht ein turbulentes 2020 nun zu Ende, das nicht nur den Aufstieg brachte, sondern auch sehr lehrreich war. Momentan muss sich die Mannschaft von Trainer Jamal Naji mit dem vorletzten Tabellenplatz begnügen, was nicht hätte sein müssen.
Für die Essener ist die 1. Liga quasi wie ein Freizeitpark. Jede Attraktion ist besonders, kostet aber auch (Lehr-)Geld. Zuletzt war die Partie gegen die HSG Wetzlar wie ein Freifallturm der Gefühle, denn zunächst ging es steil bergauf, ehe die Essener im freien Fall unterwegs waren und wieder eine Niederlage kassierten.
Schon oft in dieser Saison waren sie zudem auf einigen Achterbahnen unterwegs, die Spiele in Minden (29:30-Niederlage) und gegen Hannover-Burgdorf (Unentschieden in letzter Sekunde) gehörten dazu. Mal ging es bergauf, mal bergab. Und auf Wildwasserbahnen wie Nordhorn (26:33) oder beim Bergischen HC (29:35) gab es kalte Duschen. Aber: Jede Attraktion ist besonders. Und der Tusem findet es gut - trotz aller Höhen und Tiefen.
Klassenerhalt bleibt die große Herausforderung
„Wir wollen jede Minute in dieser ersten Liga genießen“, sagte Trainer Jamal Naji schon vor der Saison. Mit dem Wissen, dass der Freizeitpark nach dieser Saison die Türen für seine Mannschaft wieder schließen könnte. Denn bei vier Absteigern ist der Verbleib im Handball-Oberhaus eine besonders große Herausforderung. Aber sie scheint nicht unmöglich.
Der Aufsteiger von der Margarethenhöhe bekommt viel Lob von anderen Vereinen: Er spiele einen erfrischenden Handball. Und tatsächlich: Nach dem ersten Drittel lässt sich sagen, dass die Essener mutig und in vielen Spielen taktisch klug auftreten. Gegen kaum einen Gegner waren sie grundsätzlich chancenlos, nahmen sich die Möglichkeiten zu punkten jedoch selbst. Und das ist der Vorwurf, den man sich bis dato gefallen lassen muss.
Schwächephase lässt das Spiel kippen
Das beste Beispiel lieferte Essen zuletzt bei der 29:36-Niederlage gegen die HSG Wetzlar. Dank einer mutigen und klugen Leistung erspielten sich die Gastgeber einen Fünf-Tore-Vorsprung gegen den gestandenen Erstligisten. Doch durch viele technische Fehler, hektische Abschlüsse und Missverständnisse in der Abwehr kippte die Partie zugunsten der Hessen. Es war nicht das erste Mal, dass der Aufsteiger einen Sieg aus der Hand gab. „Wir haben jetzt fünf Punkte. Vor der Saison hätte ich gesagt, dass es zu diesem Zeitpunkt völlig okay wäre. Jetzt sage ich aber, dass wir bis zu drei Punkte auf jeden Fall hätten mehr holen können“, meint Naji.
Der 34-Jährige, der im Sommer als neuer Trainer in Essen keine leichte Aufgabe hatte und aus einem Aufsteiger einen konkurrenzfähigen Erstligisten machen musste, sieht aber einige Fortschritte: „Wir lernen gerade unheimlich viel. Gerade am Anfang mussten wir uns an das Tempo gewöhnen, dann haben wir einen Riesenschritt in der Abwehr gemacht. Aber jetzt müssen wir vor allem lernen, Misserfolge innerhalb eines Spieles schneller abzuhaken. Da lassen sich einige Spieler noch zu einfach von diesen Misserfolgen lenken.“
Das rettende Ufer ist noch in Sichtweite
Seine Spieler sehen es ähnlich, auch Rechtsaußen Felix Klingler: „Wir spielen gut, vielleicht sogar besser als erwartet, haben aber mindestens drei Punkte zu wenig geholt. In manchen Spielen fehlt uns eben noch die Erfahrung.“
13 Spiele, fünf Punkte, Tabellenplatz 19 – die Aufgabe für den weiteren Saisonverlauf ist nicht viel einfacher geworden, doch es ist eine Basis für den möglichen Klassenerhalt. Das rettende Ufer ist in Sichtweite – und zwei Drittel der Saison sind ja noch zu spielen.
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