Lübbecke. Erstliga-Aufsteiger hat mit der Schlusssekunde erneut Chance auf einen Punkt. Aber nicht nur in dieser Szene scheitern die Gäste und verlieren.
Genau drei Wochen vor dem Weihnachtsfest hatten die Handballer von GWD Minden schon Bescherung. Vorbeikamen aber weder Christkind noch Weihnachtsmann – stattdessen beschenkte der Gegner Tusem Essen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Zu viele einfache und selbstverschuldete Fehler brachten die Gäste aus dem Ruhrgebiet um den Erfolg. Die Essener kehrten zurück nach Hause mit einer ganz bitteren 29:30-Niederlage.
Das wohl größte Geschenk machte am Ende Noah Beyer. Der Linksaußen, der eine erneut insgesamt starke Leistung zeigte, verwarf den letzten Siebenmeter mit der Schlusssirene. Es wäre der Ausgleich gewesen - immerhin ein Punkt. Allerdings stand dem 23-Jährigen auch kein leichter Gegner gegenüber: Nationaltorhüter Carsten Lichtlein (40) rettete den Ostwestfalen die zwei Punkte. Und Beyer hätte gar nicht in diese Drucksituation gemusst, wenn der Tusem zuvor den Sack zugemacht hätte.
Keinen Vorwurf an Unglücksrabe Noah Beyer
„Noah können wir da gar keinen Vorwurf machen, der Druck war extrem hoch“, sagte Essens Sportlicher Leiter Herbert Stauber nach der Partie. Schon im Vorfeld sprach Mindens Trainer Frank Carstens von einer „Nervenschlacht“ – und darüber waren sich die Gastgeber wohl allesamt bewusst. Sie begannen mit viel Kampf und Aggressivität, Mindens Rückraumrecke Christoffer Rambo trägt seinen Nachnamen wohl nicht zu Unrecht.
So haben sie gespielt
GWD Minden – Tusem Essen 30:29 (14:13).
Minden: Lichtlein, Semisch; Meister (6), Ritterbach, Richtzenhain, Zeitz, Rambo (6/2), Korte (3/1), Thiele (1), Padshyvalau (1), Strakeljahn (2), Pusica, Pehlivan (3), Staar, Gulliksen (7).
Tusem: Bliß, Fuchs; Beyer (11/4), Ellwanger (2), Rozman (1), Durmaz, Becher (1), Ignatow (2), Szczesny (2), Müller (2), Firnhaber (4), Seidel, Morante, Klingler (2), Kluth, Zechel (2).
Siebenmeter: 3/5 – 4/6.
Strafminuten: 8 (Rote Karte Meister, 60.) – 4.
Schiedsrichter: Standke (Ronnenberg)/ Heine (Wendeburg).
Spielfilm: 4:0 (5.), 5:1 (10.), 7:4 (15.), 10:7 (20.), 12:12 (26.), 14:13 (30.) – 15:16 (35.), 20:19 (40.), 22:22 (45.), 23:26 (50.), 27:27 (55.), 29:28 (57.), 30:29 (60.)
Der Tusem hatte zu Beginn einige Probleme, die sehr stabile und gut vorbereitete Abwehr der Mindener zu durchbrechen. Ein ums andere Mal prallten die Versuche an der Defensive der Gastgeber ab – und dann ging es schnell in die andere Richtung. Die Essener ließen sich leicht auskontern, weshalb Trainer Jamal Naji schon nach fünf Minuten die erste Auszeit nahm.
Fortan lief es besser für seine Mannschaft, die nun auch den Kampf annahm. Torwart Sebastian Bliß kam nun ebenfalls ins Spiel, im Angriff versuchten es die Essener zudem mit mehr Kraft. Der wurfgewaltige Rückraum um Dennis Szczesny und Tim Rozman brachten den Tusem heran, Linksaußen Noah Beyer sorgte später sogar für den Ausgleich. Seine Kompromisslosigkeit in einigen Situationen tat den Gästen gut.
Ostwestfalen machen plötzlich Fehler und werfen unplatziert
Währenddessen schien das Pulver beim TSV GWD Minden nach dem Feuerwerk zu Neige zu gehen, denn die Ostwestfalen erlaubten sich einige Abspielfehler und ungenaue Würfe. Nach einer umkämpften ersten Halbzeit gingen beide Teams mit den ersten Wunden, aber auch Hoffnung in die Kabine. Hoffnung auf die so wichtigen Punkte im Kampf um den Klassenerhalt.
Zunächst sah es für die Gäste auch gut aus, sie behielten in der Abwehr einen kühlen Kopf und suchten ihr Glück mit schnellen Offensivaktionen. Die Begegnung blieb auf allen Positionen und in jeder Minute umkämpft, denn auch Minden witterte seine Chance. Das führte dazu, dass die Führung immer wieder wechselte. Beide Mannschaften wollten, konnten aber nicht. In dieser Phase gab es mehr Fehler als Tore, die Partie war insgesamt sehr von Fehlern durchzogen.
Tusem Essen setzt sich in Schlussphase auf drei Tore ab
Dann aber setzte sich der Tusem ab, führte in der Schlussphase sogar mit drei Toren (26:23, 50.). Doch plötzlich spielten es die Essener vor dem Tor zu kompliziert und gaben den Ball zu leichtfertig ab. Minden hatte an diesem Abend eigentlich eine schwache Abschlussquote, kam zurück und drehte das Duell zu seinen Gunsten.
Nicht nur, weil Carsten Lichtlein mit wichtigen Paraden zur Stelle war, sondern weil der Tusem zu viele Geschenke verteilte. „Schade, dass sich die Mannschaft nicht belohnt hat. Wir hatten das Spiel im Griff, geben es dann aber leider ab. Da müssen wir dann in Zukunft zubeißen“, ärgerte sich Herbert Stauber, der Sportliche Leiter. Im Sinne des Wortes waren es zwei verschenkte Punkte an diesem Abend im Dezember.