Essen. Essen unterliegt im letzten Spiel des Jahres 2020 der HSG Wetzlar 29:36. Dabei hatte der Tusem die Chance aufs Happy End in der Hand.
Zum Jahresende hat Handball-Erstligist Tusem Essen die Überraschung verpasst. Gegen die HSG Wetzlar unterlag der Aufsteiger letztendlich deutlich mit 29:36 (16:15), obwohl es zu Beginn der zweiten Halbzeit noch ganz anders aussah.
Essen schnupperte am dritten Saisonsieg, wurde in der Schlussphase aber von erfahrenen Hessen überrollt.
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Tusem Essen vermisst zwei seiner wichtigsten Spieler - die Ersatzleute schlagen sich gut
Der Tusem musste gegen Wetzlar auf zwei wichtige Spieler verzichten: Noah Beyer musste wegen seines Nasenbeinbruchs erneut aussetzen, Kapitän Jonas Ellwanger fehlte wegen einer Knieverletzung, die er sich im Auswärtsspiel beim Bergischen HC zuzog. Trainer Jamal Naji musste somit kreativ werden, vor allem in der Defensive. Auf Links deckte Rückraumspieler Lucas Firnhaber und Linksaußen Lukas Becher rückte in die Mitte.
Was erst einmal wie eine Notlösung anmutete, funktionierte aber ganz gut. Die Essener machten den Gästen einige Probleme und verteidigten gut. Viele Angriffe konnte der Tusem stoppen, hin und wieder waren Stefan Cavor und Lenny Rubin im Rückraum jedoch nicht zu stoppen.
Essen führt zur Pause und legt nach der Pause sogar noch nach
Sorgen mussten sich die Gastgeber aber nicht machen, denn im Angriff lief es sehr ordentlich. Immer wieder spielten sie mit Köpfchen und durchdachten ihre Angriffe gut. Justin Müller hielt die Fäden in der Hand und bediente seine Mitspieler.
Mal traf Firnhaber, mal Becher oder Klingler – der Tusem war an diesem Abend auf allen Positionen hellwach und gewillt dieses letzte Heimspiel des Jahres für sich zu entscheiden. Dank dieser Entschlossenheit führten die Essener nach einer tempo- und abwechslungsreichen ersten Hälfte zur Pause verdient mit 16:15.
Und mit viel Schwung und Selbstvertrauen gingen sie in den zweiten Durchgang. Dank eines 4:0-Laufes baute der Tusem den Vorsprung auf fünf Tore aus und lief Wetzlar quasi davon. Die Hessen agierten teilweise müde und hatten Probleme die schnellen Offensivspieler der Hausherren in den Griff zu bekommen, darunter Eloy Morante und der treffsichere Felix Klingler.
Zudem konnte Lukas Diedrich im Tusem-Tor wichtige Paraden verzeichnen.
Neun Björnsen-Tore kippen das Spiel zu Ungunsten des Tusem
Doch von jetzt auf gleich drehte sich die Partie um 180 Grad. Die Essener gingen zu schludrig mit ihren Angriffen um, Wetzlar legte in der Abwehr deutlich zu und konnte sich im Angriff vor allem auf einen Mann verlassen: Kristian Björnsen.
Der norwegische Nationalspieler und Vize-Weltmeister war bis dato fast abgemeldet, drehte dann aber auf. Seine neun Tore sorgten dafür, dass die Partie zugunsten der Gäste kippte. Immer wieder war der Rechtsaußen zur Stelle, teilweise aber auch sehr allein gelassen von seinen Gegnern. Auch der deutsche Nationaltorhüter Till Klimpke fand plötzlich ins Spiel und bewahrte die HSG vor einigen Gegentoren in dieser wichtigen Phase.
41 Minuten lang sensationell, dann zusammengebrochen
Essens Abwehr verlor im Laufe der zweiten Halbzeit mehr und mehr Bissigkeit, im Angriff mangelte es an Konzentration. Wetzlar war an diesem Abend einfach zu abgezockt, um die Begegnung noch einmal drehen zu können. Trainer Jamal Naji ärgerte sich: „Wir spielen 41 Minuten lang einen sensationellen Handball. Aber wir müssen einfach das Verständnis dafür entwickeln, dass unser Tempospiel nicht heißt, im Positionsangriff unbedingt schnell abschließen zu müssen.“
Zu viele unüberlegte Entscheidungen ließen die Angriffe im Sande verlaufen.
Ärger beim Tusem: "Ich weiß nicht, was auf einmal passiert ist"
Letztendlich musste der Tusem wieder als Verlierer von der Platte, was auch Essens besten Schützen Felix Klingler ärgerte: „Ich weiß nicht, was auf einmal passiert ist. Wetzlar hat mega abgezockt gespielt und wir sind wieder ins Schwimmen gekommen. Und ich hatte das Gefühl, dass Wetzlar in der Schlussphase frischer war.“
Für den Aufsteiger von der Margarethenhöhe ist ein turbulentes Jahr zu Ende, nun heißt es erst einmal durchschnaufen. Das nächste Ligaspiel ist Anfang Februar – dann geht es auswärts gegen die Füchse Berlin und Ex-Trainer Jaron Siewert.
Die Statistik zum Spiel:
Tusem Essen – HSG Wetzlar 29:36 (16:15)
Tusem: Fuchs, Bliß, Diedrich; Rozman, Durmaz, Becher (3), Ignatow, Szczesny (3), Müller (1), Firnhaber (5), Seidel (1), Morante (3), Klingler (10/6), Kluth, Ingenpass, Zechel (3).
Wetzlar: Klimpke, Ivanisevic; Feld, Srsen (3), Henningsson (1), Björnsen (9), Mirkulovski (2), Weissgerber, Holst (1/1), Fredriksen (1), Schefvert (5), Gempp, Mellegard (1), Rubin (4), Lindskog (3), Cavor (6).
Siebenmeter: 6/7 – 1/1.
Strafminuten: 6 – 10.
Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg).
Spielfilm: 1:3 (5.), 7:6 (11.), 9:9 (15.), 12:10 (20.), 14:12 (25.), 16:15 (30.) – 20:15 (35.), 23:18 (40.), 24:25 (45.), 25:28 (50.), 27:32 (55.), 29:36 (60.).
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