Essen. Essener Erstligist rettet gegen Mitaufsteiger Coburg Sieg über die Runden und tankt Selbstvertrauen. Es hätte aber gar nicht so eng werden müssen.
Es ist in dieser Saison das zweite Siegerbierchen, das sich die Handballer des Tusem Essen nach einem Spiel genehmigen dürfen. Und es wird ihnen ganz besonders gemundet haben, denn der Erfolg zuvor war ein verdammt wichtiger für den Aufsteiger. Und er war auch hart erarbeitet und verdient, denn beim 29:27 (16:11) gegen den Mitaufsteiger HSC Coburg zeigte die Mannschaft von Trainer Jamal Naji über weite Strecken eine gute Leistung. Obwohl die Partie am Ende noch einmal zu kippen drohte.
Eigentlich schien Mitte der zweiten Halbzeit schon fast alles entschieden. Der Tusem hatte einen Lauf, ließ Coburg links liegen und marschierte zielstrebig in Richtung zweitem Saisonsieg. Im Angriff lief es absolut nach Plan, es blieben kaum Chancen auf der Strecke. Zudem zeigte sich die Abwehr stabil, hielt den Gast vom eigenen Tor entfernt und zwang die Franken zu vielen einfachen Fehlern. Auch Torwart Sebastian Bliß hatte mit seinen Paraden großen Anteil an der Führung. Mit acht Toren Vorsprung gegen den Tabellenletzten sollte nicht mehr viel anbrennen.
So haben sie gespielt
Tusem Essen – HSC 2000 Coburg 29:27 (16:11)
Tusem: Bliß, Diedrich; Beyer (2/1), Ellwanger (3), Rozman (1), Becher (4), Ignatow, Szczesny (1), Müller (2), Firnhaber (4), Seidel, Maldonado (4), Klingler (5/1), Ingenpass, Zechel (2).
Coburg: Kulhanek, Poltrum; Norouzinezhad, Sproß (3), Kelm, Nenadic, Billek (8), Zetterman (3), Varvne (6), Schikora (1), Kurch, Zeman (1), Grozdanic (1), Neuhold (5).
Schiedsrichter: R.Thiyagarajah/S.Thiyagarajah (Gummersbach).
Siebenmeter: 2/3 – 0/1.
Strafminuten: 12 – 8 (Disq. Norouzinezhad, 33.).
Spielfilm: 0:3 (5.), 4:5 (10.), 6:8 (15.), 9:9 (20.), 13:11 (25.), 6:11 (30.) – 18:13 (35.), 23:15 (40.), 24:19 (45.), 27:22 (50.), 27:25 (55.), 28:27 (60.).
Ex-Essener Torwart macht Tusem Essen das Leben schwer
Dann aber brachten die Gäste den Ex-Essener Jan Kulhanek ins Spiel und es wurde noch einmal richtig spannend. Mit einigen Paraden stellte der 39-jährige Torwart den Gastgebern ein Bein, weshalb sie von da an noch einmal mächtig ins Straucheln kamen. Darüber hinaus entdeckten Christoph Neuhold und Florian Billek aufseiten des HSC das Torewerfen für sich.
Dass die Hausherren am Ende nicht stürzten, war den Führungsspielern wie Jonas Ellwanger zu verdanken. Der Kapitän nahm die Entscheidung als es lichterloh brannte selbst in die Hand und machte Sekunden vor Schluss mit seinem Tor zum 29:27 alles klar.
Froh über Spieler, die Verantwortung übernehmen
Tusem-Trainer Jamal Naji war erleichtert nach dieser Nervenschlacht: „Ich bin in solchen Situationen froh, dass es ein paar Spieler gibt, die das Heft in die Hand nehmen.“ So kam Ellwanger in der letzten Auszeit zu seinem Trainer und bat darum, einen Angriff so zu spielen, dass er frei zum Abschluss kommen könne. „Ich bin froh, dass es solche Spieler gibt, die diese Verantwortung tragen wollen. Das hat uns in dem Spiel den Hintern gerettet“, atmete Naji erleichtert.
Dabei hätte es der Tusem gar nicht so spannend machen müssen. Zu Beginn der Partie gelang es den Gästen, mit dem Kopf durch die Wand zu Torerfolgen zu kommen. Doch die Essener Hintermannschaft stabilisierte sich mehr und mehr, irgendwann war der Beton ausgehärtet und Coburg rannte ständig gegen eine Abwehrmauer. Die Coburger erlaubten sich insgesamt viele Fehler und ungenaue Abschlüsse, weshalb sich die Essener mit klugen Ideen und Geduld in eine gute Ausgangsposition brachten.
Abstiegskampf hinterlässt auch körperlich Spuren
Ganz so einfach machten ihnen es die Franken aber nicht. Der HSC lieferte seinem Konkurrenten einen harten Kampf, weshalb Tusem-Linksaußen Noah Beyer eine blutige Nase riskierte und Rückraumspieler Dennis Szczesny später ebenfalls mit einem blutenden Mund aus dem Spiel musste. Doch nichts anderes war in so einem wichtigen Spiel im Kampf um den Klassenerhalt zu erwarten. Für Beyer kam Youngster Lukas Becher und der 20-Jährige lieferte von Beginn an eine gute Leistung, versteckte sich aber nicht und erzielte sogar vier Tore.
Im zweiten Durchgang war die Laune beim Tusem bestens, man sah dem Aufsteiger den Spaß richtig an. „Wir waren sehr emotional und leidenschaftlich“, freute sich Trainer Jamal Naji nach dem Sieg. Und auch sein Rückraumspieler Eloy Morante, der seine Mannschaft im Angriff immer wieder antrieb und selbst gefährlich wurde, war glücklich: „Es war ein Vier-Punkte-Spiel für uns, jetzt sind wir wieder voll im Rennen. Ich bin einfach nur froh und glücklich, dass wir so ein gutes Spiel gemacht haben“.
Einzig der „Killerinstinkt“ könne noch ausgebaut werden, sagte Morante mit einem Schmunzeln. So spannend hätte es nicht mehr sein müssen. Aber umso besser schmeckte das Siegerbierchen im Anschluss.