Duisburg. Die Analyse des 5:0-Sieges der Zebras im Heimspiel gegen Türkspor Dortmund. Dabei geht es auch um einen Tannenbaum.

Das ist Christoph Gebhard

Trainer Christoph Gebhard ist in der Amateur-Fußball-Szene als Taktikfuchs bekannt. In der letzten Saison trainierte er die A-Jugend von Viktoria Buchholz. Mittlerweile bildet er zusammen mit Göksan Arslan das Trainerduo der Buchholzer Bezirksliga-Fußballer. Gebhard ist zudem Fan des MSV Duisburg. Der 47-Jährige verfolgt die Spiele der Zebras nicht nur mit Herzblut, sondern auch als Fachmann mit dem Blick auf das taktische Geschehen auf dem Platz. Für die Sportredaktion analysiert Christoph Gebhard die Spiele der Meidericher.

Wie schon am ersten Spieltag in Gütersloh verzichtete MSV-Trainer Dietmar Hirsch auch bei seinem Heimspieldebüt auf hohes Pressing und übergab den Gästen aus Dortmund in vielen Phasen die Verantwortung für die Spielgestaltung. Türkspor nahm das Angebot dankend an, was eigentlich ungewöhnlich ist, wenn ein Aufsteiger beim vermeintlichen Ligaprimus zu Gast ist. Aber schon am ersten Spieltag gegen den Wuppertaler SV spielten die Mannen von Trainer Sebastian Tyrala ungehemmt nach vorne. Das dortige Unentschieden war eher schmeichelhaft für den Traditionsverein aus der Stadt mit der Schwebebahn.

Auf der einen Seite war es also verständlich, dass die Dortmunder bei diesem mutigen Ansatz blieben. Auf der anderen Seite zeigte Dietmar Hirsch schon in Bocholt, dass er es liebt, seine Mannschaft aus einer stabilen Defensive schnell umschalten zu lassen. Schlussendlich war es also nicht sonderlich verwunderlich, dass die Gäste ins offene Messer liefen und bei der 0:5-Niederlage viel Lehrgeld bezahlten. Gerade die Tore zwei und drei waren ein Musterbeispiel dafür, was passieren kann, wenn man dem MSV mit seiner Kaderqualität zu viele Räume in der Tiefe anbietet.

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Dazu trug auch eine leichte Formationsanpassung bei. Gegen den Ball spielte der MSV das nominelle 4-3-3 nämlich nicht in einer 4-1-4-1-Staffelung wie in Gütersloh, sondern ließ die Außenspieler noch tiefer neben die Solo-Sechs fallen, sodass sich ein 4-3-2-1 ergab. Mit dieser, oft auch als Tannenbaum bezeichneten, Formation und ihrer keilförmigen Struktur wurden die Dortmunder konsequent auf eine Seite gedrückt und gleichzeitig alle Wege ins Zentrum und in Richtung Tor blockiert.

Gerrit Wegkamp (rechts) machte beim MSV Duisburg die Bälle fest.
Gerrit Wegkamp (rechts) machte beim MSV Duisburg die Bälle fest. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Umgekehrt bot der Tannenbaum eine sehr gute Staffelung zum Umschalten. Gerade unter Einbeziehung des ballfernen Außenspielers ergaben sich so immer wieder große Potenziale. Wenn sich Türkspor am Flügel festspielte und der MSV den Ball eroberte, trafen diagonale Passwege auf diagonale Laufwege, was ideale Voraussetzungen dafür waren, den Ball mit einer offenen Körperstellung in Richtung Tor mitzunehmen. Es war deswegen kein Wunder, dass die Angriffe zum 2:0 und 3:0 auf der rechten MSV-Seite begannen, aber vom linken Außenspieler, Patrick Sussek, vollendet wurden.

Künftige MSV-Gegner werden stärker sein

Im eigenen Ballbesitz musste der MSV nicht allzu viel Geduld aufbringen. Auch da taten die Gäste dem MSV immer wieder den Gefallen, anzulaufen und damit Räume zu öffnen. Und wenn der Anlaufdruck und die Gefahr eines Ballverlustes zu groß wurden, schlug der MSV die Bälle einfach lang nach vorne und machte sie in Person von Gerrit Wegkamp fest, so wie beispielsweise vor dem 3:0.

Schlussendlich bleibt die Frage, wie viel des Kantersieges auf die Naivität der Dortmunder und wie viel auf die Qualität des MSV zurück zu führen war. In Zukunft werden die Zebras auf Gegner treffen, die den MSV mit eigenen Waffen schlagen möchten, also selbst gut stehen und kontern werden. Erst wenn auch gegen solche Strategien Lösungen gefunden werden, ist der MSV auch auf taktischer Ebene komplett aufstiegsreif.  

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